Telefon-Interview mit dem ehemaligen Klitschko-Manager Bernd Bönte, der an Anthony Joshuas Comeback glaubt.
Ein Bericht von Ebby Thust
Der bekannte, frühere deutsche Box-Manager des ukrainischen Ex-Schwergewichts-Champions, Wladimir Klitschko glaubt, dass Anthony Joshua zwangsläufig ein wieder auflebendes zweites Kapitel seiner Karriere haben wird. Das sagte mir Bönte, in einem mit ihm heute Mittag geführten Telefon-Interview. Bernd Bönte befindet sich zur Zeit in London und wird heute Abend, beim Kampf Joshua vs. Franklin, am Ring der Londoner O2 Arena sitzen. Zudem boxt Böntes jüngster Schützling, Peter Kadiru, im Vorprogramm der Veranstaltung in London.
Anthony Joshua, der zwei WM-Kämpfe in Folge gegen den WBO-, WBA-, IBF- und IBO-Champion, Oleksandr Usyk, aus der Ukraine, nach Punkten verloren hat, versucht am heutigen Samstagabend in London, im Kampf gegen Jermaine Franklin, Michigan, USA, mit einer eindrucksvollen Leistung, wieder einen Sieg einzufahren, und damit wieder in die Rangliste der Top Five im Schwergewicht zurückzukehren.
Das wird AJ dieses Mal, unter der Leitung seines neuen Trainers, des in Dallas, Texas ansässigen Veteranen, Derrick James tun, der als Trainer von Errol Spence Jr. und Jermell Charlo bestens bekannt ist.
Bernd Bönte glaubt, dass Joshuas aktueller Zeitpunkt in seiner Karriere eine gewisse Ähnlichkeit mit der Zeit aufweist, in der Wladimir Klitschko sich damals, von einer katastrophalen Niederlage erholte und wieder zurück kam.
Wladimir Klitschko mit Kult-Trainer Emmanuel Steward.
Im Jahr 2003 wurde Klitschko in der zweiten Runde von Corrie Sanders gestoppt, ein Verlust, der das Vertrauen des Ukrainers in sein Kinn erschütterte. Danach verpflichtete Bönte, den inzwischen leider verstorbenen Emmanuel Steward, den legendären Trainer des „Kronk Boxing Gyms“, als neuen Trainer, um Klitschkos Karriere wiederzubeleben. Das Tandem funktionierte. Obwohl ihre Partnerschaft einen stolprigen Start hatte – in ihrem ersten gemeinsamen Kampf erlitt Klitschko eine KO-Niederlage gegen Lamon Brewster – wurde Wladimir Kitschko, einer der am längsten amtierenden Champions in der Geschichte des Schwergewichts. Er verlor danach für ein ganzes Jahrzehnt keinen Kampf mehr, bis 2015, als Tyson Fury ihn nach Punkten besiegte.
Bernd Bönte glaubt, dass AJs neuer Trainer Derrick James dazu beitragen könnte, eine ähnliche Wiederbelebung für Joshua zu erzeugen.
„Joshua braucht etwas Zeit mit seinem neuen Trainer, wie Wladimir es auch mit Emmanuel Steward gebraucht hat“, sagte mir Bönte heute Mittag am Telefon. Sie brauchen zwei, drei Kämpfe und dann sind Sie wieder an der Spitze. Und dann kann er, die gleiche langzeitige ungeschlagene Strecke haben, wie sie Wladimir gehabt hat. Ich denke, dass es so sein kann.“
Es war mir natürlich ein Bedürfnis bei unserem Telefongespräch, Bernd Bönte auf den heutigen Gegner seines Schützlings Peter Kadiru anzusprechen. Bönte sagte mir, dass man ursprünglich den Türken Hueseyn Akdemir, Boxrec 389 verpflichtet hatte, der 12 Siege, mit 8 davon durch KO, in seinem Rekord hatte. Dieser Gegner sei jedoch kurzfristig ausgefallen, da er kein Einreise-Visum nach England erhalten hatte. So kam es zur Ersatz-Verpflichtung des jetzigen Gegners Alen Lauriolle, Nr. 780 bei Boxrec. Man habe ihm diesen neuen Gegner angeboten und da dieser nur zwei Niederlagen in seinem Rekord gehabt hat, hat Bönte zugesagt, ohne den Gegner oder ein Foto von ihm, zuvor gesehen zu haben.
Nun das kann passieren, Peter Kadiru – der übrigens als Amateur, den nächsten Usyk-Gegner Daniel Dubois besiegt hat – muss nach seiner überraschenden KO-Niederlage in seinem letzten Kampf, auch erst wieder einmal zurück in die Spur finden. Bernd Bönte hat mir aber versprochen, dass es künftig ganz sicher viel stärkere Gegner für Kadiru geben wird, denn sowohl er als auch Peter Kadiru selbst, möchten ja den Weg nach vorne in der Rangliste neu beginnen.
Die neueste Verpflichtung des deutschen Kult-Boxmanagers Bernd Bönte, ist übrigens der erst 22-jährige, 2,04 große Viktor Jurk, der erst in der letzten Woche in Hamburg, seinen 4. Profi-Kampf bestritt und dabei seinen vierten KO-Sieg eingefahren hat. Bönte glaubt, dass man von dem jungen deutschen Riesen noch viel Gutes hören wird.