Abraham: „Jetzt höre ich nur noch auf Wegner!“
Die Vorbereitung von Arthur Abraham ist in der letzten Phase! In weniger als zwei Wochen steht für den WBO-Weltmeister im Super-Mittelgewicht in Kiel die Titelverteidigung gegen den Engländer Paul Smith an. Dafür wird er von seinem Trainer Ulli Wegner, so gut es geht, nach außen hin abgeschottet. Was der 34-Jährige von dieser Maßnahme hält und was er von seinen Fans am 27. September in der Sparkassen-Arena erwartet, verrät er im folgenden Interview.
Herr Abraham, wie geht es Ihrer rechten Hand?
Arthur Abraham: Sehr gut! Meine Schlaghand war zum Glück nur schwer gestaucht und nicht gebrochen, wie ich zunächst nach dem Kampf gegen Nikola Sjekloca angenommen hatte. Seit Beginn meiner Vorbereitung Mitte Juli kann ich sie wieder voll belasten.
Ihren WM-Titel haben Sie aufgrund der genannten Verletzung zuletzt im Mai mit links verteidigt – brauchen Sie überhaupt Ihre Schlaghand, um erfolgreich zu sein?
Arthur Abraham: Natürlich braucht man zwei gesunde Hände, ansonsten ist man ganz schnell Weltmeister gewesen! Mit meiner Führhand kann ich zwar schon mal das Tempo diktieren und Punkte sammeln, aber ohne meine Rechte fehlt das gewisse Etwas. Außerdem ist mein nächster Gegner eine ganz andere Hausnummer und die Fans erwarten natürlich attraktives Boxen, am liebsten einen K.o. Das kann man ihnen nur bieten, wenn man zu 100 Prozent gesund ist.
Will heißen, dass Sie endlich wieder einen vorzeitigen Sieg herbeisehnen?
Arthur Abraham: Mir ist vor allem wichtig im Ring zu überzeugen und mein Bestes zu geben. Ein K.o. ist da sicher immer das Schönste, aber den sollte man nie versuchen zu erzwingen. Ich höre immer von vielen, dass ich meine Schlagkraft im Super-Mittelgewicht verloren habe. Ich weiß allerdings aus dem Sparring und Wettkampf, dass ich Gegner immer noch beeindrucken und niederschlagen kann. Ich hätte z. B. Robert Stieglitz mit Sicherheit noch ausgeknockt, wenn der Kampf nur ein paar Sekunden länger gedauert hätte.
Leicht wird es gegen Paul Smith auf keinen Fall. Welchen Eindruck hat er auf Sie bei der ersten Pressekonferenz Mitte August gemacht?
Arthur Abraham: Für ihn ist es sein bisher größter Kampf. Ich habe gemerkt, dass er bis in die Haarspitzen motiviert ist. Doch aus seinen Aussagen konnte ich auch raushören, wie er mich einschätzt. Smith glaubt, dass ich langsam nachlasse und nicht mehr den nötigen Biss habe. Ich werde ihm am 27. September eines Besseren belehren!
Smith pflegt eine aggressive Kampfweise, sie sind zumeist für einen ruhigen Start bekannt. Selbst ihr Promoter Kalle Sauerland meint, dass Sie von Beginn an voll da sein müssen. Berücksichtigen Sie solche Hinweise im Vorfeld?
Arthur Abraham: Die einzige Person, auf die ich in der Vorbereitung und während des Kampfes höre, ist die von Herrn Wegner. Ich vertraue ihm jetzt seit über elf Jahren, in denen wir zusammen durch dick und dünn gegangen sind. Mein Trainer kann mit seiner großen Erfahrung wohl besser als jeder andere abschätzen, wie ich einen Kampf zu gestalten habe. Auch diesmal wird er mit Sicherheit eine siegbringende Strategie parat haben …
…, die Sie dann umsetzen müssen. Ihre finale Vorbereitung absolvieren Sie in Zinnowitz, wo sie Ulli Wegner „gefangen“ hält, um laut eigener Aussage „das Tier“ in Ihnen zu wecken. Wie gehen Sie damit um?
Arthur Abraham: Er weiß schon, was das Beste für mich ist. Vor dem dritten Duell mit Stieglitz hatte er mich auch stark abgeschottet. Sicherlich nervt mich die Einsamkeit und dann lasse ich meine aufgestaute Wut darüber im Sparring ab. Die Belohnung für diese Tortur soll im Endeffekt die Verteidigung meines WM-Titels sein. Zudem bin ich in der Kieler Sparkassen-Arena noch ungeschlagen und das soll auch weiterhin so bleiben!
Stichwort Kiel – das wird vierter Kampf in der Sparkassen-Arena werden. Doch noch nie haben Sie hier die Weltmeisterschaft im Super-Mittelgewicht verteidigt. Bekommen Sie da als gestandener Profi eventuell doch ein wenig Lampenfieber?
Arthur Abraham: Ich baue vor jedem Kampf immer eine gewisse Grundspannung auf. Ohne diese verliert man meiner Meinung nach seinen Fokus. Jetzt die Weltmeisterschaft in Kiel zu verteidigen freut mich besonders. Die Fans haben mich hier immer förmlich zum Sieg gepeitscht. Ich will sie auch diesmal nicht enttäuschen und ihnen nach dem Schlussgong den WM-Gürtel präsentieren.
Auf die volle Unterstützung der Zuschauer können Sie diesmal allerdings nicht zählen. Aus England werden Heerschaaren an Boxfans erwartet …
Arthur Abraham: … sollen sie nur kommen. Ich glaube, die Fans aus Kiel werden sich davon nicht einschüchtern lassen und in der Überzahl sein. Häufig wird ja behauptet, dass in Deutschland das Publikum beim Boxen nicht richtig mitgeht. Am 27. September können die Kieler beweisen, dass dem nicht so ist. Ich rechne mit einer grandiosen Atmosphäre!
Eintrittskarten für die Box-Nacht am 27. September in Kiel sind über die telefonische Ticket-Hotline 01806-570044 (€ 0,20/min., Mobilfunkpreise max. € 0,60/min.) sowie im Internet bei www.eventim.de erhältlich.
Quelle: Sauerland Event / Foto: Sebastian Heger