Ereignisarmes Schachduell hinterlässt Zweifel
Nach dem feurigen und actiongeladenen Aufeinandertreffen der beiden stärksten Super-Weltergewichtler im UK, waren die Erwartungen an das Rematch nicht gerade klein, um nicht zu sagen groß. Die offensiv-orientierten Namenvetter Liam Smith und Liam Williams boten sich im April diesen Jahres ein spektakuläres Gefecht, welches zum Unmut der Meisten in einer Kontroverse endete. Der Waliser Williams war der boxerisch stärkere Mann an dem Abend, musste aber nach der 8. Runde aufgrund eines üblen Cuts am rechten Augenlid aufgeben, obwohl er zu dem Zeitpunkt auf allen Punktzetteln vorne lag. Unklar war jedoch, ob die Verletzung durch einen der diversen unabsichtlichen Kopstöße oder tatsächlich aufgrund eines Schlags Smiths entstand. Ringrichter Terry O‘Connor entschied auf letzteres, was Liam „Beefy“ Smith einen vorzeitig Sieg einbrachte – andersherum hätten man die Scorecard nach der 8. Runde werten müssen und Williams wäre als Punktsieger hervorgegangen.
Am gestrigen Abend schien vom Feuer nicht mehr viel übrig zu sein. Wie oft bei Rückkämpfen zu beobachten, gingen die Kontrahenten vorsichtiger zu Werke, tasteten sich ab und versuchten eher durch pointierte Aktionen Eindruck bei den Punktrichtern zu schinden. Denkbar eng war dementsprechend das erste Kampfdrittel, wo lediglich Williams‘ Jab sowie vereinzelte Kombinationen den Unterschied hätten machen können. Ab den mittleren Runden wurde Smith dann stärker, brachte die eigene Führhand öfter und konnte auch seine gefürchteten Körperhaken vermehrt ins Ziel bringen. Enttäuschend wenig kam zu diesem Zeitpunkt von Williams, bei dem man den Eindruck hatte, dass er seine Körner auf keinen Fall verschießen wollte. Erst in Runde 9 und 10 legte er wieder eine höhere Workrate an den Tag und landet auch den ein oder anderen herrlichen Aufwärtshaken.
In den „Championship Rounds“ 11 und 12 wendete sich das Blatt dann wieder – Williams machte weniger, Smith dafür mehr, am Ende des vorletzten Durchgangs konnte er seinen Gegenüber sogar etwas durch rütteln. Seine gewohnt solide Führhand ließen ihn auch in den letzten 3 Minuten leicht besser aussehen, Williams ging wiederholt nicht mit der nötigen Dringlichkeit vor.
Trotz alle dem waren zahlreiche Runden in diesem zähen Gefecht denkbar knapp, manchmal sogar mit der Tendenz 10-10. Verwunderlich war es demnach, dass zwei der Punktrichter Smith 117-111 bzw. 116-112, also relativ eindeutig vorne sahen. Das 114-114 des dritten „Judges“ erschien für viele als das gerechtere Urteil, vor allem da von Smith im ersten Drittel sehr sehr wenig kam.
Feststeht, dass es für „Beefy“ mit solchen Leistungen in der Weltspitze gegen die Charlos und Hurds des Super-Weltergewicht äußerst schwer wird.