Trotz guter Leistung: Enrico Kölling verpasst WM-Chance!

Beterbiev vs. Kölling Runde 8
Foto: Top Rank

In seinem ersten Kampf um die WM-Krone im Halbschwergewicht, lieferte der Berliner Enrico Kölling (23-2-0, 6 Ko’s) gegen die russische Ko-Maschine Artur Beterbiev (12-0-0, 12 Ko’s) einen respektablen Auftritt. Vor circa 14.000 Zuschauern im Save-Mart-Center im kalifornischen Fresno (USA), hat der Sauerland-Schützling, entgegen vieler voran gegangener Experten-Meinungen, eine akzeptable Leistung abrufen können! Am Ende schaffte es Kölling nicht ganz über die Zeit.

Beterbiev stoppt Kölling in Runde 12!

Als krasser Außenseiter stieg der 27-jährige Enrico Kölling, vergangene Nacht, im Fight um den vakanten IBF-Titel im Halbschwergewicht in den Ring. Begleitet wurde Kölling, bei seinem bisher härtesten Test, von Trainer Stephan Kühne, dessen Ehefrau sowie Weltmeisterin Ramona Kühne und Manager Dennis Lindner. Kurz vor 5:00 Uhr (deutscher Zeit) ging es dann los! Als Ringrichter leitete der erfahrene Lou Moret (USA), der unter anderem einst auch im WM-Fight zwischen Lennox Lewis und Vitali Klitschko im Jahr 2003 im Ring stand, das Gefecht.

Von Beginn an war Beterbiev mit einem schnellen Jab aktiver. Der russische Ausnahmeboxer bestimmte den Kampf und das Tempo. Enrico Kölling verstand es allerdings sehr geschickt, den Druck aus dem Kampf zu nehmen und seinem hoch-gefährlichen Widersacher kein festes Ziel zu bieten. Ab dem zweiten Durchgang versuchte Kölling seine Führungshand öfter ins Ziel zu bringen. Der deutsche Halbschwergewichtler musste zu jedem Zeitpunkt höllisch aufpassen, um nicht „kalt“ erwischt zu werden. Auf schnellen Beinen bewegte sich Kölling immer wieder gut aus der Gefahrenzone raus!

Das Publikum quittierte den Kampfverlauf mit Pfiffen, da Beterbiev kaum zu klaren Treffern, geschweige denn Schlag-Serien, kam. Mit Einzel-Schlägen versuchte Kölling einige Aktionen von Beterbiev zu kontern. Hin und Wieder gelang ihm das sogar auch! Nur reichte dies natürlich nicht, um die Runden zu gewinnen. So verging Runde um Runde, in denen Beterbiev zwar den Kampf machte und der bestimmende Mann war, aber nicht in der Lage war, Kölling wirklich hart zu treffen. Dennoch musste Kölling, mit zunehmender Kampfdauer, sehr viel Substanz lassen, da Beterbiev dauerhaft im Vorwärtsmarsch war und den Berliner hin und wieder an den Ringseilen bearbeite.

Im Zuge der Zeit, schwoll die Augen- und Stirnpartie von Kölling immer mehr an. Hin und wieder, schlug der Sauerland-Profi gut zum Körper. Leider gelang es Enrico Kölling nicht, mehrere Schläge anzubringen, da er bei einer eigenen Aktion das Risiko hätte eingehen müssen, schwere Gegen-Treffer zu kassieren. In Runde acht hatte Kölling noch einige gute Szenen auf seiner Seite. Eine Runde gewinnen konnte er dennoch nicht. Beterbiev blieb stets gefährlich und suchte im letzten Drittel des Duells die Entscheidung. Nachdem es Kölling gelungen war, viele harte Treffer zu vermeiden und bis in die letzten Runden zu kommen, merkte man ihm nun an, dass die Luft immer dünner wurde!

Schon im elften Durchgang, zog Beterbiev das Tempo an. Enrico Kölling fiel es nun immer schwerer, sich von den Ringseilen, an denen ihn Beterbiev immer wieder stellte, zu lösen. Doch auch diese Runde konnte der tapfere deutsche Olympiateilnehmer von 2012 überstehen. Schon unmittelbar nach dem Gongschlag zur zwölften und letzten Runde, machte Beterbiev großen Druck und suchte das vorzeitige Ende. Enrico Köllings Beine erwiesen nun nicht mehr den erwünschten Dienst! Kölling kam nun nicht um einen Schlaghagel herum und musste nach einer Serie seines Gegners, bei der keine wirklichen Volltreffer dabei waren, zu Boden.

Beterbiev Knockdown Kölling
Foto: Top Rank

Nachdem Kölling angezählt wurde und relativ schnell wieder auf die Beine kam, setzte Beterbiev sofort nach. Wenige Sekunden später, schlug Beterbiev mit einer krachenden rechten Schlaghand, die wiederum (zum Glück) nicht voll traf, Kölling erneut nieder. Ringrichter Moret brach den Kampf daraufhin, nach 2:33 Minuten, sofort ab. Auch wenn es kein schwerer KO war – der Abbruch hat den Deutschen vielleicht vor Schlimmeren bewahrt. Somit ist Artur Beterbiev neuer IBF-Weltmeister im Halbschwergewicht. Dem 32-jährigen Russen stehen nun alle Türen offen!

Enrico Kölling hat trotz der Niederlage einen cleveren Fight geliefert und hätte es, immerhin, fast über die Runden geschafft. Fakt ist: Kein bisheriger Gegner von Artur Beterbiev hat sich so lange auf den Beinen halten können. Für Kölling sollte es nach dieser ersten WM-Chance, aber bald wieder bergauf gehen!

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