Timo Schwarzkopf bringt Wangen zum Beben

Foto: go4boxing / Wolfgang Wycisk
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Timo Schwarzkopf ist laut BoxRec Deutschlands bester Superleichtgewichtler. Er organsierte in seiner Heimatstadt Wangen einen Box-Event der Extraklasse. Schwarzkopf war nicht nur der Organisator der Veranstaltung, er bestritt auch den Hauptkampf, über den seine unglaubliche Fan-Base noch lange reden wird.

Sauerland-Neuzugänge auf der Undercard

Für die Statistiker: Nur eine der neun angesetzten Begegnungen ging über die Zeit. Wer an Fallobst-Kämpfer glaubte, sah sich getäuscht. Die Athleten waren gut vorbereitet und boxten bis zum sprichwörtlichen Umfallen. Kurios, alle Sieger kamen aus der blauen Ecke.

Das Sauerland Team nahm ebenfalls an der Gala teil und setzte Araik Marutjan und Denis Radovan ein. Die beiden werden in Schwerin von Jürgen Brähmer betreut. Selbstverständlich stand der bei ihnen in der Ecke. Unterstützt wurde er von Sebastian Förster, der ihn in Schwerin als Konditions- und Athletiktrainer unterstützt.

Foto: go4boxing / Wolfgang Wycisk
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Brähmers Auftrag für Radovan und Marutjan war klar. „Superkontrollierte Kämpfe und das sie in der Lage sind, jede Hand aus jeder Stellung zu schlagen. Klares und schnelles Boxen wie bei den Profis“, forderte der Weltklasse-Sportler, „kein Sprints wie bei den Amateuren.“ Der Amateurvergleich war nicht herabwürdigend gemeint, sondern nahm Bezug zu den kürzeren Kampfzeiten.

Araik Marutjan debütierte in Wangen. Sauerlands neuer Mittelgewichtler stand dem Ukrainer Serhil Ksendzov gegenüber. Marutjan jagte Ksendzov durch den Ring. Der Ukrainer konnte die schnell abgefeuerten Jabs nicht abwehren und fing an zu zerbröckeln. In der vierten Runde hatte Marutjan Brähmers Auftrag erfüllt, Ksendzov war endgültig geknackt. In wenigen Sekunden würde der Deutsche dem Ukrainer die Lichter ausschalten.

Foto: go4boxing / Wolfgang Wycisk
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Plötzlich blieb Marutjan stehen, dreht sich um und schaut auf seine Wade. „Was war das?“, rief er, „WAS WAR DAS?“ Er hinkte in die Ecke. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Der Fight wurde abgebrochen. Mit Verdacht auf Achillessehnen-Abriss wurde Marutjan ins Krankenhaus gefahren. Der Kampf wurde mit einem technischen Punktsieg für Marutjan gewertet. Eine Erklärung dazu gibt es hier.

Kurz nach dem Kampf bestätigte Sauerlands Geschäftsführer Freddy Ness die schwere Verletzung seines Schweriner Neuzugangs. „Jetzt müssen wir alle im Team zusammenhalten und Araik die beste Unterstützung geben.“ Ness war sichtlich bestürzt und sorgte sich zutiefst um seinen Sportler.

Denis Radovan siegt vorzeitig

Foto: go4boxing / Wolfgang Wycisk
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Natürlich wusste Supermittelgewichtler Denis Radovan, dass sich sein Team-Kamerad verletzt hatte. Fraglich war, ob es ihn von seiner Mission „Zweiter Sieg im zweiten Profikampf“ ablenken würde.
Die Antwort gab Radovan im Ring. Mit wuchtigen Körperhaken klopfte er Ondrej Marvan weich. In der Vierten schickte er ihn runter. Nachdem der Kampf wieder freigegeben wurde, zerschoss Radovan den Tschechen. Marvan war wehrlos, der Referee brach ab.

Nina Meinke gewinnt WBC-Youth Titel

Foto: go4boxing / Wolfgang Wycisk
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Nina Meinke, die Box Lady aus Berlin feierte in Wangen ihren 24. Geburtstag und machte sich selbst das größte Geschenk. Sie gewann gegen Hasna Tukic den Jugend-Titel im Superfedergewicht des WBC. Allerdings konnte sie sich nicht wirklich über ihren Erfolg freuen, denn der Kampf war bereits nach wenigen Augenblicken zu Ende. Tukic hatte sich an der Hand verletzt und gab auf.

Sekundiert wurde Meinke von Boxlegende Sven Ottke. Der ehemalige IBF- und WBA- Weltmeister war sauer. Er hatte während des Kampfverlaufs nichts gesehen, was eine derart gravierende Verletzung hätte verursachen können.  „Freuen soll ich mich, worüber soll ich mich freuen? Nina hat sich fünf Monate auf diesen Kampf vorbereitet und dann das! Fünf Monate harte Arbeit für Nichts! Wenn sich Tukic wirklich verletzt hat, dann OK. Aber das soll man mir erst einmal bestätigen.“

Timo Schwarzkopf mit KO-Sieg

Foto: go4boxing / Wolfgang Wycisk
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Auf der Undercard ging es bereits heftig zur Sache. Doch Timo Schwarzkopf toppte alles in seinem Hauptkampf gegen den ungeschlagenen Artem Haroyan. Der in Spanien lebende Armenier boxt in der Rechtsauslage. Seine gnadenlose Schlaghand ist gefürchtet. Wenn sie trifft, tut es weh und der Fight kann ganz schnell zu Ende sein.

Aber darauf hat Conny Mittermeier seinen Supermittelgewichtler eingestellt. „Wir haben Timos Block gestählt und daran gearbeitet Schmerzen zu ertragen.“ Das war die beste Vorbereitung, denn Haroyan hatte vor, Schwarzkopfs Defensive zu zerhacken. Gnadenlose Schläge prasselten auf seine Doppeldeckung. Wie im Training geübt, stand Schwarzkopf stabil und antwortete mit Aufwärtshaken. Langsam aber sicher begann Schwarzkopf den Armenier abzuschichten. Der hatte Probleme dem hohen Tempo zu folgen.

Schwarzkopf muss gesehen haben, das Haroyan innerlich zerbrach. Sein Fangschuss kam in der dritten Runde. Er feuerte einen wahnsingen Cross und riss Haroyan von den Beinen. Der kam nicht mehr zurück – KO in Runde 3. Alle Dämme waren gebrochen, Schwarzkopfs riesige Fan-Base war im Freudentaumel und stürmte den Ring.

Die weiteren Ergebnisse

Welter: Omar Darwich PTS über Milos Janjanin
Cruiser: Agron Dzila, TKO RD 3 über Branislav Plavsic
Halbschwer: Alis Sijaric, TKO RD 4 über Attila Orsos
Schwer: Senad Gashi, TKO RD 2 über Davit Gorgiladze
Supermittel: Anatoli Muratov TKO RD 2 über Renato Goman

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