Teofimo Lopez bezwingt Jamaine Ortiz umstritten nach Punkten

Teofimo Lopez nach dem Kampf gegen Jamaine Ortiz.

Teofimo Lopez verteidigte erstmalig seinen WM-Titel im Superleichtgewicht. Zwar gelingt ihm die Verteidigung, doch der Kampf wirft Fragen auf.

Der Promotergigant Top Rank lud zur großen Fightgala am Donnerstag in Las Vegas ein. Austragungsort sollte die Michelob Ultra Arena sein, die unmittelbar neben dem Mandalay Bay Resort and Casino liegt. Im Hauptkampf ging es um die WBO-Weltmeisterschaft im Superleichtgewicht. Teofimo Lopez (20-1) verteidigte erstmalig diesen Titel, den er zuvor im Juni des vergangenen Jahres über Josh Taylor (19-1) gewonnen hatte. Und man stellte sich die Frage, welchen Teofimo Lopez man am Donnerstag zu sehen bekommen würde: Den stark auftrumpfenden Weltmeister oder doch die schwächere Variante, die man beim Kampf gegen Kambosos oder Martin sah.

Zuvor gab es jedoch eine große Zirkuseinlage beim Einlauf von Lopez, inklusive eines Schwertschluckers!

Ortiz flitzte Lopez davon

Teofimo Lopez gegen Jamaine Ortiz.

Lopez galt zwar im Vorfeld als Favorit, doch viele Experten sahen diesen Kampf durchaus eng, was sich rückblickend als zutreffende Einschätzung erwies. Ortiz nahm von Beginn an die Beine in die Hand und flitzte durch den Ring. Das hatte zur Folge, dass Lopez kaum die richtige Distanz fand und überwiegend nur Luftlöcher schlug. Die Taktik von Ortiz war nicht gerade aufregend und zuschauerfreundlich, doch er konnte so Lopez gut neutralisieren. Lopez rannte zwar immer wieder an, doch Treffer waren Mangelware. Stattdessen bewies Ortiz ein gutes Auge und landete 1-2 Konter bei den Angriffsversuchen von Lopez, wodurch die erste Kampfeshälfte durchaus Ortiz gehörte.

In Runde 7 kippte der Kampf ein wenig, als Lopez zwar nicht mit dem Handschuh, aber mit dem Kopf Ortiz traf. Ein blutender Cut oberhalb des Auges entstand und Lopez nutzte die Gelegenheit und landete einige Treffer. Es war die mit Abstand beste Runde von Lopez im Kampf. Wer allerdings dachte, dass das Geschehen nun kippen würde und Lopez fortan dominant auftritt, der sollte sich irren. Ortiz boxte weiterhin sehr effektiv im Rückwärtsgang und ließ Lopez frustriert zurück.

Die Championshiprounds als großer Faktor

Nach 10 Runden musste man den Eindruck gewinnen, dass der Kampf einerseits ziemlich bescheiden war und andererseits, dass Ortiz hier vermutlich als Sieger den Ring verlassen würde. Allerdings war Lopez die a-side, wodurch auf den Scorecards natürlich alles noch möglich war. Und tatsächlich konnte er die beiden Abschlussrunden auch einigermaßen positiv abschließen. Diese waren sicherlich auch enger und keinesfalls klar, aber es gab genügend Argumente, dass man Lopez diese beiden Runden hätte geben können.

So ging der zähe und ereignisarme Kampf über die Runden, und ein Urteil wurde verlesen. Wenig überraschend bekam Lopez den Punktsieg zugesprochen mit 2x 115-113 und einmal 117-111. Die 117-111 waren wirklich eine absolute Unverschämtheit von Steve Weisfeld. Auch über die 115-113 konnte man sicherlich streiten, aber am Ende hatte keine der beiden Seiten wirklich herausgeragt. Ortiz hat zwar Lopez den Zahn gezogen in dieser Nacht, aber seine negative Kampfart war nicht gerade ein Garant für einen tollen Boxkampf. Der Kampf war eine ziemliche Enttäuschung.

Terence Crawford twitterte auch noch was zum Urteil. Für ihn scheint es nur einen Gewinner gegeben zu haben, Jamaine Ortiz.

Davis stoppt Ex-Weltmeister Pedraza vorzeitig

Kayshawn Davis. Foto: Mikey Williams/Top Rank Inc via Getty Images)

Im Co-Mainevent stand das Leichtgewicht Keyshawn Davis (10-0), der Silber bei den Olympischen Spielen von Tokio gewann und ein großes Talent ist. Er sollte seinen ersten namhaften Gegner mit Jose Pedraza (29-6-1) erhalten, der zuvor Weltmeister in zwei verschiedenen Gewichtsklassen wurde. Im Kampf selbst begann Pedraza auch ziemlich forsch und konnte unter Umständen die ersten beiden Runden für sich entscheiden, doch dabei sollte es nicht bleiben.

In Runde 3 konnte Davis die erste Duftmarke setzen mit harten Treffern, die Pedraza nur mit Mühe wegsteckte. Der Exweltmeister ließ offensiv schon Präzision vermissen und war defensiv auch anfällig. Davis boxte jedoch ziemlich ökonomisch und klammerte auch viel, was den Zuschauern nicht sonderlich gefiel. In Runde 6 verschärfte er jedoch das Tempo und konnte Pedraza durchrütteln, der in die Seile fiel. Der Ringrichter ging rigoros dazwischen und winkte ab. Davis hat damit einen großen Schritt in die Weltspitze gemacht und forderte im Anschluss sogar Teofimo Lopez zu einem Stallduell heraus.

Tellez schlägt Acosta im 50/50 Kampf

Rene Tellez Giron gewinnt den Kampf gegen George Acosta.

Der Leichtgewichtskampf zwischen George Acosta (17-2) und Rene Tellez Giron (19-3) war sicherlich das engste Matchup im Vorfeld. So sahen es auch die Buchmacher, die zwar Acosta etwas vorne sahen, doch an der Quote merkte man gut, dass für beide Seiten einiges drin war. Diese These sollte sich im Kampf auch bewahrheiten.

Acosta war zwar der deutlich größere Boxer und konnte in den ersten Runden Tellez ganz gut in Schach halten, doch der Kampf wurde ab der dritten bzw. vierten Runde besser für Tellez. Acosta verstand es zudem nicht, seine Reichweitenvorteile, die zweifellos vorhanden waren, gewinnbringend auszuspielen. Als größerer Mann versuchte er stets, Druck aufzubauen, während der bedeutend kleinere Tellez überwiegend im Rückwärtsgang kämpfte, was taktisch vielleicht nicht sonderlich smart erschien. Der Wendepunkt im Kampf war zweifellos die fünfte Runde, wo Acosta aus dem Nichts einen Konter einstecken musste und zu Boden ging. In den späteren Runden war es dann überwiegend Tellez, der etwas mehr Eindruck hinterlassen konnte.

So ging der enge Kampf auf die Scorecards, und dort setzte sich der leichte Außenseiter Tellez mit 76-75, 78-73 und 79-72 durch.

Die weiteren Kämpfe der Nacht

Einen attraktiven Kampf lieferten sich die beiden Mittelgewichte Javier Martinez (10-0-1) und Raul Salomon (12-3). Der Kampf wurde im Vorfeld ebenfalls auf Boxen1 als enger gesehen, was sich bewahrheiten sollte. Salomon erzeugte viel Druck und entlud harte Hände bei Martinez, der nach einigen Runden ebenfalls immer offensiver wurde. Beide Boxer schlugen durchweg harte Powerpunches, und die Zuschauer bekamen einen höchst attraktiven und harten Kampf zu sehen. Am Ende setzte sich Martinez einstimmig nach Punkten durch, konnte aber sich für höhere Aufgaben tendenziell eher nicht empfehlen.

Bedeutend beeindruckender verlief es für das junge Leichtgewichtstalent Abdullah Mason (12-0), der einen überforderten Benjamin Gurment (8-1-3) sehenswert in Runde 2 stoppte. Mason bewies eine enorme Explosivität und landete einen tollen KO-Sieg, doch der Gegner war gewiss keine Standortbestimmung.

Ebenfalls konnte das starke Leichtgewichtstalent Alan Garcia (11-0) einen sehenswerten KO-Erfolg feiern. Sein Gegner Tomas Ornelas (7-4) wollte von Beginn an Druck erzeugen und Garcia beschäftigen, was nicht aufging. Schon in der ersten Runde fing er sich Konter und ging zweimal hart zu Boden, was auch das Ende des Kampfes bedeutete.

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