Sarah Bormann verpasst die große WM-Chance

Die Mexikanerin Yesica Nery Plata bleibt Doppelweltmeisterin. / Foto: Konstantinos Sarigiannidis

Es hätte der ganz große Erfolg für Sarah Bormann am Samstag in Karlsruhe werden sollen. Am Ende hat es nicht ausgereicht.

Die Hessin Sarah Bormann (17-1) stand vor der Chance ihres Lebens am Samstag in Karlsruhe. Nach etlichen guten Resultaten im Minimumgewicht durfte sie endlich eine amtierende Weltmeisterin herausfordern. Im Halbfliegengewicht erklärte sich die mexikanische Doppelweltmeisterin Yesica Nery Plata (30-2) bereit, die zuvor ungeschlagene Deutsche auswärts herauszufordern. Es war ein mutiger Schritt von Plata, die aber zuvor schon ihre beiden WM-Titel (WBC und WBA) auswärts geholt hat. Eine Menge stand also auf dem Spiel, und die sportlichen Vorschusslorbeeren sollte der Kampf halten.

Bormann versuchte von Beginn an druckvoll und bestimmend aufzutreten

Der Kampf hatte im Vorfeld durchaus interessante Facetten zu beleuchten. Auf der einen Seite die große Weltmeisterin Plata, die sich keinerlei Herausforderung scheut und als Titelverteidigerin auswärts antritt. Auf der anderen Seite die deutsche Hoffnungsträgerin, die faktisch aber lediglich als Herausforderin betrachtet werden konnte. Grundsätzlich sagt man ja, dass eine Herausforderin mehr tun muss, um den Titel zu gewinnen. Durch die Heim-Auswärtskonstellation wurde dieser Punkt etwas neutralisiert. Für Bormann, die im Minimumgewicht zu den stärksten Damen gehört, sollte die Marschroute lauten, Plata von Beginn an mit Aktivität zu erdrücken und mindestens den Kampf ausgeglichen zu gestalten. Dies gelang in den ersten Runden auch sehr gut, wo es auf beiden Seiten teilweise zum Schlagabtausch kam.

Hochklassiger WM-Kampf mit dem besseren Ende für die Titelverteidigerin

Sarah Bormann beim Kampf gegen Yesica Nery Plata.

Das Tempo des Kampfes war ausgesprochen hoch, was auch das Leistungsniveau des Duells widerspiegelte. Bormann versuchte stets aktiver zu erscheinen, konnte dies jedoch leider nicht in mehr Treffer ummünzen. Plata verfolgte zumeist die Strategie, mit gezielten Kontern die Oberhand zu behalten, was der Mexikanerin über 10 Runden gut gelang. Zwar hatte Bormann den optischen Vorteil und landete immer wieder gute Aktionen, doch die Titelverteidigerin bewies ein gutes Auge und ein starkes Timing. Die vermehrten Körpertreffer setzten Bormann auch konditionell neben ihrer eigenen hohen Workrate zu, sodass in der hinteren Phase des Kampfes Plata den Großteil der Runden für sich entscheiden konnte. Allerdings erfolgte auch ein vertretbarer Punktabzug für Plata in Runde 9, was den Kampf zusätzlich spannend erscheinen ließ.

Am Ende erfolgten 10 Runden, und der große Weltmeisterschaftskampf wurde auf den Scorecards entschieden. Ein Punktrichter wertete es 95-94 für Bormann, die anderen beiden Resultate lauteten 97-92 und 96-93 für Plata. Entsprechend ging der Kampf als geteilte Entscheidung für Plata in die Wertung ein, was durchaus verdient war.

Für Bormann bedeutet dies zwar die erste Profiniederlage, jedoch war es eine sehr ansprechende und mitreißende Performance. Auch wenn sich das WM-Glück noch nicht eingestellte, so hat sie eine blendende Zukunft für weitere Gelegenheiten. Eventuell bietet sich nun endlich auch die Möglichkeit für einen Kampf mit Tina Rupprecht (12-1-1), was ein weiteres Highlight für das deutsche Frauenboxen bedeuten würde.

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