Ryan Garcia: „Als ich meine Beine bewegte, nahm ich ihm den Druck“.
Der Junior-Weltergewichtsstar Ryan Garcia legte das Drama seines Wortgefechts mit seinem früheren oder auch Noch-Promoter, Oscar De La Hoya, während der Kampfwoche beiseite – über die Tatsache, ob ‚Golden Boy’ noch weiterhin Garcias Promoter ist, läuft gerade ein Gerichtsverfahren – und schaltete am Samstagabend im „Toyota Center“ in Houston, Texas, USA, seinen eigentlichen Gegner, Oscar Duarte, mit einem KO-Sieg in der achten Runde aus.
Ryan Garcia schien seine erste und einzige Karriere-Niederlage, einem Knockout in der siebten Runde, nach einem Körpertreffer im Kampf gegen Gervonta ‚Tank’ Davis, in ihrem Mega-Pay-per-View-Kampf am 22. April in der T-Mobile Arena in Las Vegas, Nevada, USA, weggesteckt zu haben.
Ryan Garcia kehrte am heutige Sonntagmorgen, in einem Kampf im Junior-Weltergewicht um den WBA-Gold-Titel – der Kampf wurde heute Nacht live weltweit auf DAZN übertragen – zurück in den Ring und hatte anfangs einige Probleme mit dem sehr aggressiven Oscar Duarte, kontrollierte den Kampf jedoch größtenteils mit seinen unglaublichen schnellen Beinen, seiner Beweglichkeit und letztendlich mit seinen kraftvollen Schlägen.
„Ich habe hart gekämpft, um mich wiederzufinden. Ich habe viel nachgedacht“, sagte Garcia über sein Leben seit der Niederlage gegen Gervonta Davis, woraufhin er sich von seinem bisherigen Trainer Joe Goossen trennte und Derrick James engagierte. Er verließ Los Angeles, wo er lebt und zog zum Training nach Dallas, Texas, USA, ins Trainingscamp seines neuen Trainers Derrick James.
Der 25-jährige Ryan Garcia (24-1-0, 20 KO-Siege) musste sich Zeit nehmen, um den 27-jährigen Oscar Duarte (26-2-1, 21 KO-Siege) aus Mexiko zu besiegen, der mit elf Siegen in Folge in diesen Kampf kam. Duarte erlitt 2019 eine ganz knappe Split-Decision-Niederlage und war voller Zuversicht, als er vor seinem anstehende Kampf über Garcia sprach.
Ryan Garcia widerstand Duartes Angriffen und seinem doch ziemlich körperlichen betonten Stil und knockte ihn schließlich, vor einer Zuschauermenge von 9.826 Zuschauern im Toyota Center in Houston, Texas, die fast ausnahmslos Garcia feierten, brutal aus.
„Er war ein starker Boxer. Er hat harte Schläge weggesteckt“, sagte Garcia nach dem Kampf. „Er ist ein mexikanischer Boxer wie auch ich es bin. Er ist richtig hart. Ich habe ihn mit einigen harten Schlägen getroffen und er kam einfach immer wieder zurück. Es war ein sehr harter Fight, aber als ich begann, meine Beine zu benutzen, merkte ich dass ich ihn im Griff hatte. Derrick sagte in der Ecke zu mir: ‚Mann, fang jetzt endlich an, deine Beine mehr zu benutzen um deine Schläge vorzubereiten‘. Und genau das habe ich im wahrsten Sinne des Wortes getan.“
Zu Beginn des Kampfes musste Garcia die Angriffe von De La Hoya und Bernard Hopkins, seinem Golden Boy-Partner, abwehren, was die Feindseligkeit zwischen ihnen fortsetzte. Garcia war verärgert über die kritischen Kommentare von Hopkins, ihm gegenüber, während der Kampfwoche und über die Tatsache, dass De La Hoya auf dessen Seite stand.
Das führte dazu, dass Ryan Garcia die meiste Zeit auf der Pressekonferenz damit verbrachte, über Hopkins und De La Hoya zu sprechen, statt über den Streit, den Garcia während der Mediation mit ihnen führte, um die Klage von Golden Boy, die vor dem US-Bezirksgericht von Nevada gegen ihn und seinen Berater/Anwalt Guadalupe Valencia anhängig ist, beizulegen. Golden Boy verklagte Garcia und seinen Berater im Juni dieses Jahres, um die Aufrechterhaltung ihrer „gültigen und durchsetzbaren Promotervertrages“ zu erreichen, und beschuldigte sie, versucht zu haben, sich ohne die Zustimmung oder Beteiligung von Golden Boy anderweitig zu orentieren. Ryan Garcia beantragte dann im August die Abweisung des Verfahrens.
Nachdem er Oscar Duarte besiegt hatte, sagte Garcia, dass der Kampf mit seinen Promotern, ihn vor seinem eigentlichen Kampf nicht abgelenkt habe.
„Es gehört einfach zu meinem Territorium“, sagte Garcia. „Bei mir geht es darum, voranzukommen, ein gütiges Herz zu haben und Vergebung zu zeigen. Also werde ich es einfach so belassen. Ich möchte Positivität in dieser Welt zeigen. Ich habe gesagt, was ich gesagt habe, aber ich habe gegenüber niemandem ein schlechtes Gewissen. Ich hoffe nur, dass die Wahrheit siegt, und das ist alles.“
Nach der Pressekonferenz nach dem Kampf schüttelte De La Hoya Garcia und Valencia die Hand.
Gegen Duarte setzte Garcia schon früh seinen besten Schlag, seinen starken linken Haken ein, und er hatte keine großen Probleme in den Kampf zu finden. Garcia landete ebenfalls gute rechte Hände und ging deutlich in Führung.
Oscar Duarte wurde von Ringrichter James Green verwarnt, weil er Garcia in der vierten Runde auf dessen Hinterkopf geschlagen hatte.
Ryan Garcia landete in der fünften Runde einen sauberen Aufwärtshaken, den Duarte aber einfach ohne Reaktion wegsteckte. Später in der Runde wurde dann auch Garcia von Ringrichter Green verwarnt, weil er einen linken Haken unterhalb der Gürtellinie von Duarte landete.
Währenddessen hatte Duarte seine besten Runden im fünften und sechsten Durchgang. Er gewann die fünften Runde auf allen drei Scorecards und die sechsten auf zwei, als er Garcia mit Körpertreffern angriff, was Garcia vielleicht daran erinnerte, wie Gervonta Davis ihn mit solch einem Körpertreffer in die Rippenpartie ausknockte.
Ryan Garcia begann sich in der siebten Runde dann etwas mehr zu bewegen und versuchte offensichtlich, seinen Körper vor Duartes Haken zu schützen. Aber er blieb souverän und in der Ecke nach der siebten Runde ermutigte ihn sein Trainer Derreck James, „ihn genauso weiter zu boxen“.
„Ich musste einfach seinen Schwung bremsen. Er baute Schwung auf, richtigen Schwung, und ich dachte, ich muss den irgendwie brechen“, sagte Garcia. „Ich werde einfach mehr meine Beine bewegen und lasse ihn etwas Dampf ablassen, dachte ich. Und dann fange ich wieder an, meine Beine zu benutzen, und dann wurde er dadurch weicher, und genau das habe ich gewollt.“
Es geschah in der achten Runde, als Garcia einen harten linken Haken landete, der Duarte umknicken ließ und den Beginn der Schlusssequenz darstellte. Garcia sah, dass Duarte verletzt war und ging ihm nach. Er landete ein halbes Dutzend weiterer Schläge, um Duarte in den Seilen hängend, endgültig auf die Knie zu zwingen.
Duarte schaute den Ringrichter beim Zählen direkt an, schaffte es aber nicht, die Zählung zu überstehen, und der Referee brach nach 2 Minuten und 51 Sekunden in der 8. Runde den Kampf ab.
„Ich habe einen Killerinstinkt“, sagte Garcia. „Manchmal, wenn ich jemanden so sehr verletzt habe, breche ich ihn einfach weiter. Es ist eine ziemlich einfache Technik. Lehne dich zurück und lasse ihn kommen und dann fange ihn mit einem Gegenhaken ab.“
Ryan Garcia lag zum Zeitpunkt des Knockouts mit 69-64, 68-65 und 68-65 auf den Punktzetteln der Punktrichter vorne.
“Heute Nacht war nicht meine Nacht“, sagte Duarte, übersetzt durch einen Dolmetscher. „Ich möchte Champion werden. Ich werde hier nicht aufhören. Ich habe noch mehr vor mir und werde weitermachen. Ich habe das Gefühl, dass der Abbruch durch den Referee unfair war, weil ich trotzdem aufgestanden bin. Ich hatte immer noch das Gefühl, ich könnte weitermachen. Seine Beweglichkeit und seine Schnelligkeit überraschte mich nicht, aber er traf mich gut am Kinn. Er hat mich am Kinn erwischt und das war’s dann.“
Laut CompuBox-Statistiken landete Garcia 70 von 300 Schlägen (23 Prozent) und Duarte landete 69 von 287 (24 Prozent), darunter 37 seiner gelandeten Treffer auf Garcias Körper.
„Er hat einen harten Kampf geliefert, genau wie ich es erwartet hatte“, sagte De La Hoya über Duarte. „Ich habe allen immer wieder gesagt, dass ich sehr überrascht bin, dass Ryan sich für Oscar Duarte entschieden und ihn als Gegner akzeptiert hat, und es gibt einen Grund, warum ich überrascht war. Er ist ein harter Hurensohn. Ich meine das wirklich! Deshalb sind wir stolz auf ihn, weil er durchgehalten hat. Er kam immer direkt nach vorne und wollte ihm den Kopf abschlagen. Ryan lieferte einfach nur einen großartigen Kampf.“
Garcia würdigte seinen neuen Derrick James, den amtierenden Trainer des Jahres der ‚Boxing Writers Association of America‘, in ganz hohen Tönen.
„Es ist unser erster Kampf. Du bist der Beste Derrick James; Dallas, Baby. Wir haben hart gearbeitet“, sagte Ryan Garcia. „Es war unser erster gemeinsamer Kampf. Wir werden darauf aufbauen und einfach noch besser werden. Ich verpflichte mich, Weltmeister zu werden.“
Garcia bevorzugt es, den Junior-Weltergewichts-WBA-Titelverteidiger Rolando Romero, aus Las Vegas, herauszufordern, der bis zum Frühjahr wegen einer Rückenverletzung pausieren muss.
„Wenn Rollie das will, dann her damit. Ich weiß, dass du viel redest, lass uns loslegen, Rollie. Wo bist du? Du wurdest von diesem alten Kerl zusammengeschlagen“, sagte Garcia und bezog sich dabei auf Romeros umstrittenen Knockout in der neunten Runde gegen Ismail Barroso, gegen den er im Mai den vakanten Titel gewann. „Wir wissen, was passiert ist. Versuche nicht, etwas vorzutäuschen“.
„Lasst uns weiter aufbauen. Dann können wir Devin Haney und all die anderen Typen wie Teofimo Lopez verfolgen. Wir müssen unsere Schritte unternehmen, es mit Derrick James tun und von dort aus weitermachen.“