Nach Munguia-Niederlage: John Ryder gibt Karriereende bekannt

John Ryder.

Er gehörte zu den besten Supermittelgewichtlern der Welt, kämpfte um sämtliche Gürtel gegen Canelo. Nach 13,5 Jahren Profiboxen ist nun Schluss für Ryder.

John Ryder (32-7) stand vor 1,5 Wochen im Golden Boy-Hauptkampf in Phoenix gegen Jaime Munguia (43-0). In diesem Kampf sollte Ryder gute Momente vorweisen können, dennoch erfolgte eine vorzeitige Niederlage in Runde 9. Mit einigen Tagen Abstand überlegte sich der 35-jährige Brite genau, was die nächsten Schritte in seinem Leben sein sollen. Nun wurde das Ergebnis kommuniziert. John Ryder beendet seine Profikarriere und hängt die Boxhandschuhe an den Nagel!

Eine Karriere voller Höhen und Tiefen

Ryder gegen Smith.
Picture by Mark Robinson.

Ryder galt nie als der absolute Topmann, der von allen Menschen bejubelt wurde. Das lag wohl auch an seiner Entwicklung als Profiboxer. Zu Beginn kämpfte er im Mittelgewicht und tat sich auf höherem Level sehr schwer. Beispielsweise erlitt er 3 Niederlagen um die britische Meisterschaft, von einer Karriere auf Weltniveau war zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken. Dennoch merkte man Ryder schnell an, dass er sich im Supermittelgewicht mit etwas mehr Physis deutlich wohler fühlte. Die SD-Niederlage gegen Tyron Zeuge-Bezwinger Rocky Fielding (30-3) war knapp und nicht unumstritten. Es sollte nicht die letzte Niederlage von Ryder sein, die so verlaufen würde.

In den darauffolgenden Jahren machte sich Ryder mit starken vorzeitigen Siegen einen Namen, wodurch ein Kampf um zwei Weltmeisterschaftsgürtel gegen seinen Landsmann Callum Smith (29-2) anstand. Es sollte die erste WM-Chance für Ryder bedeuten, die er unbedingt nutzen wollte. Im Kampf selbst konnte Ryder sehr überzeugen und deklassierte den vorherigen WBSS-Sieger und zweifachen Weltmeister Smith nach Punkten, zumindest eigentlich. Smith stand kurz vor einem Kampf gegen die Cashcow Canelo, wodurch die Punktrichter ein Fehlurteil produzierten. Ryder wurde um seinen Sieg betrogen. Beispielsweise wertete Boxingscene den Kampf im Livescoring mit 117-111 für Ryder.

Das Boxingscene Livescoring beim Kampf Smith vs. Ryder.

Der große Kampf um sämtliche Gürtel im Supermittelgewicht

Saul ‚Canelo‘ Alvarez vs. John Ryder Beim offiziellen Wiegen in Mexiko.

Nach dieser unverdienten und bitteren Niederlage musste sich Ryder neu aufstellen und bestritt kleinere Kämpfe, darunter in Klagenfurt, Österreich. Im November 2022 ergab sich dann eine weitere große Gelegenheit für Ryder, der in einem Eliminator-Kampf gegen den zuvor ungeschlagenen Zach Parker (23-1) antrat. Im Verlauf des Kampfes merkte der favorisierte Parker von Runde zu Runde, dass Ryder stärker wurde, und stieg überraschend nach 3 Runden wegen einer Handverletzung aus.

Für Ryder bedeutete dies einen weiteren WM-Kampf, den er am Cinco de Mayo-Wochenende des vergangenen Jahres gegen den Box-Superstar Saul „Canelo“ Alvarez (60-2-2) in Mexiko bestreiten durfte. Es sollte der Höhepunkt seiner Karriere sein. Canelo feierte sein Heimspiel in Mexiko und verteidigte sämtliche Gürtel als Undisputed-Champion im Supermittelgewicht, während Ryder die einmalige Gelegenheit bekam, sich als Herausforderer in dieser Konstellation zu beweisen. Zwar verlor Ryder den Kampf einstimmig und verdient nach Punkten gegen Canelo, dennoch konnte er eine der höchsten Trefferanzahlen erzielen, die jemals ein Canelo-Gegner produziert hat.

Das Manko der fehlenden Weltmeisterschaft

John Ryder hat eine großartige Profikarriere hingelegt. Er war in den 13,5 Jahren auch der Beweis dafür, dass man sich mit den Jahren und Aufgaben steigern kann. Es verlief anfänglich nicht immer alles reibungslos, viele hätten Ryder solch eine Karriere niemals zugetraut, doch er hat sie mit seinem eisernen Willen dennoch erzwungen. Das Smith-Urteil wird stets ein Ärgernis bleiben, denn durch die fehlenden beiden WM-Gürtel wird Ryder vermutlich niemals den Respekt für seine zweifellos weltklasse Leistungen erhalten, den er in den vergangenen Jahren verdient hat. Am Ende hat es zwar offiziell nicht für den ganz großen Wurf gereicht, aber man kann dennoch den Hut vor dieser großartigen Profikarriere ziehen.

Chapeau! – John Ryder

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