Im langersehnten World Boxing Super Series Cruisergewichts-Finale dominierte Mairis Briedis den Kubaner Yuniel Dorticos und gewann nach Punkten.
Lang ersehnt – endlich vollbracht
Vor knapp zwei Jahre startete die zweite Auflage des Cruisergewichtsturniers der World Boxing Super Series (WBSS). Mit dabei waren zwei Halbfinalisten der ersten Saison, Yuniel Dorticos und Mairis Briedis, welche aufgrund der starken Leistungen im ersten Turnier bei der Bekanntgabe der Ausgabe Nummer Zwei als Favoriten galten.
Im Viertelfinale konnte jedoch sowohl der Lette Briedis als auch der Kubaner Dorticos nicht überzeugen. Der lang boxende Knockouter Dorticos gewann eine glanzlose Punktentscheidung über Mateusz Masternak, während sich der Boxer-Puncher Briedis gegen Noel Gevor nur knapp und umstritten über die Punkte durchsetze.
Hitziger wurde es im Halbfinale. Dorticos knockte den unbesiegten, unangenehmen Mayweather-Schützling Andrew Tabiti in der 10. Runde eiskalt aus. Briedis‘ Sieg über den Marco Huck Bezwinger Krzysztof Glowacki kann an Kontroverse kaum überboten werden. Ein Schlag auf den Hinterkopf, ein heftiger Ellbogenschlag, ein scheinbar gehörloser Ringrichter, sowie ein Bodenbesuch nach Rundenende ließen die «Sweet Science» zur Strassenschlacht verkommen. So kontrovers der brutale TKO-3 Sieg von Briedis auch zu Stande kam – das Spektakel war im Turnier zurückkehrt.
Ohne Publikum standen nun die beiden Protagonisten im Plazamedia Broadcasting Center in München endlich gegeneinander im Seilgeviert.
Eine dominante Vorstellung von Briedis
Wie erwartet, begann der «KO Doctor» Dorticos im Vorwärtsgang und versuchte die Ringmitte zu bestimmen. Der Kubaner drückte in der 2. Runde noch mehr auf das Gaspedal, blieb aber gegen die geschlossene Deckung von Briedis ineffektiv. Im Gegensatz dazu versuchte Briedis mit Konterschlägen den Kampf zu bestimmen. In der 3. Runde übernahm Briedis vermehrt die Initiative und überraschte Dorticos unter anderem im Clinch mit Haken. Briedis’ variableres Boxen und das massiv bessere Distanzgefühl drückten dem Kampf den Stempel auf. Mit einem mächtigen rechten Aufwärtshaken rüttelte er Dorticos in der 6. Runde durch.
In den folgenden Runden versuchte Dorticos das Ruder mit dem Vorschlaghammer herumzureißen, blieb aber zu einfallslos. Der Kubaner schien keinen wirklichen Plan B zu haben, marschierte mit 1-2 Kombinationen nach vorne, welche Briedis neutralisierte. Diese unachtsamen Momenten Dorticos’ nutzte Briedis clever für schnelle und präzise Gegenangriffe. Von Runde zu Runde ergab sich ein ähnliches Bild: Dorticos fiel in den Mann und Briedis schloss mit klaren Treffern ab. In der 10. Runde rüttelte der Lette seinen Kontrahenten mit Wirkungstreffern durch und trieb ihn sogar zeitweise durch den Ring. Auch in der letzten Runde gab sich Briedis keine Blöße und entlarvte das eher eindimensionale Boxen von Dorticos.
Das Punkturteil sollte eine reine Formsache werden. Neben zwei nachvollziehbaren 117-111 Punktkarten für Briedis, wertete jedoch der dritte Punktrichter den Kampf unverständlicherweise Unentschieden (114-114). Mairis Briedis, der Sieger durch Mehrheitsentscheidung, zeigte im Finale seine volle Klasse und durfte die «Muhammad Ali» Trophäe emporstemmen.
Neben der knappen Niederlage gegen den «Pound for Pound» Boxer Oleksandr Usyk, war dies Briedis’ boxerisch beste Leistung seiner Karriere. Ob wir den lettischen Polizisten bald im Schwergewicht sehen werden, bleibt offen. Boxerisch braucht er sich jedenfalls vor keinem der schweren Jungs zu verstecken.
Undercard: Deutsche Talente bleiben unbesiegt
Auf der Undercard waren drei unbesiegte deutsche Talente gegen erfahrene, aber relativ ungefährliche Gegnerschaft im Einsatz und versuchten den durch den Lockdown bedingten Ringrost abzuschütteln.
Die 18-jährige Federgewichtlerin Sophie Alisch (6-0-0, 1 KO’s) hatte gegen die Veteranin Edina Kiss (15-14-0, 9 KO’s) Mühe, gewann jedoch über 8 Runden nach Punkten (77-75; 78-74; 77-75).
Ohne Probleme blieb der Supermittelgewichtler Leon Bunn (15-0-0, 8 KO’s), welcher den zähen Polen Timo Laine (27-14-0, 11 KO’s) über die vollen 8 Runden dominierte (80-72; 80-72; 80-72).
Ebenfalls keine Runde verlor der Mittelgewichtler Denis Radovan (16-0-1, 6 KO’s) gegen den späten Ersatzgegner Nuhu Lawal (27-8-0, 15 KO’s). Nach 10 Runden werteten alle drei Punktrichter den Kampf 100-90 für den Kölner.