Eddie Hearn sagte nach dem Kampf in London, dass Hrgović Ende des Jahres um den WM-Titel kämpft.
„Gemäß den Regeln der IBF bin deren Pflichtherausforderer und ich bin nun an der Reihe. Hoffentlich wird das mein nächster Kampf sein, aber es gibt viele Möglichkeiten, die Regeln im Boxen zu umgehen. Ich glaube, ich habe diesen Kampf verdient“, sagte Hrgović.
Filip Hrgović dominiert den Kampf gegen Demsey McKean von der ersten bis zur letzten Runde und trotzdem konnte er seine Kritiker nicht total überzeugen, was für ein großartiger Boxer er ist. Aber er hat sich mit seinem Sieg einen Kampf um den WM-Gürtel gesichert. Filip Hrgović besiegte den Australier Demsey McKean durch tKO in der 12. Runde und errang einen der größten Siege seiner Karriere. Es war vielleicht nicht der attraktivste Kampf, aber der Gegner war sehr gefährlich und hart und er hätte Hrgovićs Pläne, den WM-Gürtel anzugreifen, gefährden können.
Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er im Rampenlicht steht und er nach dem WM-Kampf von Željko Mavrovićs gegen Lennox Lewis im September 1998, der nächste kroatische Schwergewichtler wird, der versucht, sich mit dem Weltmeistergürtel zu schmücken. Der kroatische Boxer gab am Tag nach seinem Sieg in London dem kroatischen TV-Sender RTL ein Interview:
„Alles gut gelaufen. Ich habe die Position des Pflichtherausforderers gefestigt. Ich bin sehr glücklich, ich glaube, ich habe das ganze Match größtenteils kontrolliert und die meisten Runden gewonnen, aber um ehrlich zu sein, dachte ich, ich würde ihn früher ausschalten. Der Junge war sehr fit, er war motiviert, hielt sich gut und machte einige tolle Sachen. Sogar gegen Ende des Kampfes drückte er noch mal stark und brachte unzählig viele Schläge. Hut ab, er hat gezeigt, dass er ein guter Boxer ist“, sagte Hrgović.
Seine Ecke war wütend auf den Ringrichter, der dem Australier erlaubte, immer wieder zu Klammern und sich auf die Seile zu stützen, was ihn aber nicht aus der Fassung brachte.
„Ich denke, er hätte eine offizielle Verwarnung erhalten und ihm hätte ein Punkt abgezogen werden müssen. Während des ganzen Matches schützte er sich selbst immer wieder dadurch, dass er in den Clinch ging, immer wieder klammerte und sich an den Seilen festhielt. Der Ringrichter hat ihn zwar mehrmals ermahnt, aber ich war überrascht, dass er ihm keinen Punkt abgezogen hat. Das hat den Kampf etwas verdorben und die Zuschauer waren wegen seiner Haltung auch nicht gerade begeistert. Der Kampf wäre sonst wahrscheinlich früher zu Ende gewesen.“
Der Auftritt von Filip Hrgović in London war noch 10 Tagen vor dem Termin am 12. August in Frage gestellt. Bei einer Trainingseinheit brach sich der Kroate die Nase und es war fraglich, ob er in diesem Zustand überhaupt boxen konnte. Trotzdem biss er die Zähne zusammen. Denn der Kroate hatte seit fast genau einem Jahr nicht mehr im Ring gestanden und wenn dieser Kampf ausgefallen wäre, hätte ihn das noch weiter zurückgeworfen.
„Ich habe mir beim Abschluss-Sparring die Nase gebrochen, also bin ich mit einer gebrochenen Nase in den Kampf gegangen. Meine Nase tat mir schon bei der kleinsten Berührung richtig weh, ich hatte Angst davor, wie es im Kampf aussehen könnte. Meine Nase blutete dann auch gleich nach dem ersten Schlägen meines Gegners, obwohl die meist auf die Deckung gingen. Ich hatte Angst, dass der Ringrichter, den Kampf womöglich wegen meiner gebrochenen Nase abbrechen würde. Die ganze letzte Woche wussten wir nicht, ob ich überhaupt boxen würde, und dann beschlossen wir, dass ich mit einer gebrochenen Nase boxen würde. Ich habe nach dem das passiert war, auch sofort mit dem Sparring aufgehört und habe so eine ganze Woche mit der Vorbereitung auf den Kampf verloren, und das hat mich alles sehr beunruhigt,“ sagte Hrgović.
Trotz aller Probleme zeigte Hrgović Klasse. Er dominierte Demsey McKean über die größte Zeit des Kampfes und holte sich ganz klar den Sieg. Dies war sein zweiter Kampf ohne seinen Vater Pera, der letztes Jahr kurz vor dem Kampf gegen den Chinesen Zhilei Zhang starb.
„Die Zeit heilt alles, mit der Zeit wird es einfacher. Bei meinem letzten Kampf war es viel schwieriger für mich, weil alles noch ganz frisch war. Die Wunde wird immer bleiben, aber jetzt ist es einfacher.“
Hrgović hat seinen Status als Pflichtherausforderer um den IBF-Gürtel gefestigt, sodass er bald mit dem Sieger des Kampfes zwischen dem aktuellen Champion Oleksandr Usyk und Daniel Dubois, der am 26. dieses Monats in Danzig, Polen, im Ring stehen dürfte.
„Gemäß den Regeln der IBF bin der Pflichtherausforderer und ich bin nun an der Reihe. Hoffentlich wird das mein nächster Kampf sein, aber es gibt halt immer doch viele Möglichkeiten, die Regeln im Boxen zu umgehen. Ich glaube, ich habe diesen Kampf verdient. Ich boxe seit 17 Jahren und ich glaube, jetzt kommt meine Chance.“
Und er wird nicht lange auf diese Gelegenheit warten müssen, die schon – als er vor 17 Jahren mit dem Boxen begann – sein Traum war. Eddie Hearn gab nach dem Kampf in London bekannt, dass der WM-Titelkampf bis Ende des Jahres stattfinden wird.
„Es wird ein oder zwei Monate dauern, bis meine Nase geheilt ist. Ansonsten habe ich keine Probleme. Ich bin bereit für ein neues Traingscamp. Gott gebe, dass es bis zum Ende des Jahres passieren wird. Ich bin seit sechs Jahren Profi und seit vier Jahren habe ich mich in den Ranglisten nach oben geboxt. Ich kämpfe ein- bis zweimal im Jahr gegen nicht so namhafte Gegner. Es ist sehr schwierig, so in Form zu kommen. Ich weiß nicht, wie ich das noch alles weiter ertragen soll, ich kämpfe seit vier Jahren damit gegen einen ganz großen Gegner boxen zu dürfen. Es ist eigentlich zum verrückt werden. Aber ich hoffe, dass jetzt das ewige Warten ein Ende hat.“
Filip Hrgovic Interview nach dem Kampf
