Der heute 51-jährige Dreifach-Weltmeister war einst der größte Star im deutschen Universum Boxstall
Heute vor genau 25 Jahren gewann Box-Legende Dariusz Michalczewski seinen ersten Weltmeistertitel.
Am 10. September 1994 gewann Michalczewski in Hamburg den WBO-Weltmeistertitel im Halbschwergewicht durch einen einstimmigen Punktsieg gegen Titelverteidiger Leeonzer Barber aus den USA. Vor über 7000 Zuschauern in der ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle, ließ der „Tiger“ seinen Gegner ab der fünften Runde, dank seiner einmaligen Führhand, immer weniger zur Entfaltung kommen und profitierte zudem von seiner außergewwöhnlichen Kondition. Mit fortlaufender Kampfdauer und harten Treffern zermürbte Michalczewski den US-Amerikaner immer mehr und gewann den Kampf nach 12 überlegenen Runden einstimmig nach Punkten. Die Punktrichter werteten den Kampf 117-109, 116-111 und 116-111 einstimmig für den neuen Weltmeister Dariusz Michalczewski.
Eine Traumkarriere
In der Box-Bundesliga
Am 24. April 1988 setzte sich Michalczewski als Mitglied der polnischen Nationalmannschaft, beim Intercup-Turnier in Karlsruhe ab und blieb in Deutschland; seine Familie durfte später zu ihm nach Deutschland nachreisen. Im Jahr 1989 wurde er von Valentin Silaghi in die Box-Bundesliga zu Bayer 04 Leverkusen geholt, wo er von Fritz Sdunek trainiert wurde. Er bestritt 150 Amateurkämpfe, von denen er in 139 Begegnungen siegte, 89 Mal gewann er durch KO.
Bei den Profis
im Jahre 1991 nahm Dariusz Michalczewski die deutsche Staatsangehörigkeit an und hatte seit dem sowohl einen deutschen als auch einen polnischen Pass. Der Geschäftsführer und Mitinhaber, der damals neu gegründeten Universum Box-Promotion in Hamburg, Boxsport-Experte Peter Hanraths, der eine gute Nase für junge Box-Talente hatte, nahm den damaligen Amateur-Europameister unter Vertrag. Michalczewski wurde zunächst von Eckhard Dagge, dann von Chuck Talhami und später von seinem früheren Amateurtrainer, Fritz Sdunek, den Hanraths später auch noch verpflichtete, trainiert.
Sein Profidebüt gab Michalczewski am 16. September 1991 gegen den Amerikaner Frederic Porter. Diesen schlug er in der ersten Runde zwei Mal und in der zweiten Runde ganze drei Mal zu Boden und Michalczewski gewann den Kampf durch KO in Runde zwei.
Er bestritt weitere 22 Kämpfe, von denen er alle gewann. Am 28. Mai 1994 gewann er den Ausscheidungskampf um den Titel der WBO gegen Melvis Wynn durch KO in der zweiten Runde. 1993 gewann der „Tiger“ den IBF-Intercontinental-Titel im Halbschwergewicht. Alle seine ersten 23 Kämpfe bis zu seinem ersten WM-Kampf gewann Dariusz, 21 davon vorzeitig durch KO.
Dann kam der besagte 10. September 1994 und auch ich saß damals an diesem Tag in der ersten Reihe in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg. Dariusz selbst hatte ich schon Jahre zuvor kennengelernt, als er noch in der Amateur-Bundesliga boxte. Dariusz war ein Spätstarter und er brauchte meist erst Mal 5 Runden um richtig warm zu werden, zudem war er ein Defensiv-Boxer der oft seinen Gegner sich erst einmal „austoben ließ“ bevor er selbst den Vorwärtsgang einlegte.
Der Tiger wurde über viele Jahre von den großen Boxexperten dieser Welt als der Boxer mit der besten linken Führhand und dem perfektesten linken Haken bezeichnet. So war es auch an diesem Tag: der Titelverteidiger Leeonzer Barber war die ersten fünf Runden dieses Kampf auf dem Vorwärtsmarsch und der Tiger boxte aus einer geschlossenen Deckung heraus und immer wieder schlug seine gefürchtete Linke am Kopf des Titelverteidigers ein. Von den ersten fünf Runden hatte Barber zwei Runden oder mit großem Wohlwollen vielleicht auch drei Runden gewonnen. Als es dann in die sechste Runde ging, drehte sich das Blatt und nun schien Dariusz warm gelaufen zu sein und er legte seinerseits den Vorwärtsgang ein, wechselte von der Defensive in die Offensive und ab jetzt bestimmt seine teils brutal geschlagene linke Hand das Geschehen. Michalczewski zwermürbte den Amerikaner immer mehr, der letztlich froh sein musste, es doch noch über die Runden geschafft zu haben. Am klaren Punktsieg des Tigers gab es schon nach dem letzten Gong, der den Kampf beendete, keinen Zweifel in der Halle: Neuer WBO Weltmeister im Halbschwergewicht Dariusz „Tiger“ Michalczewski.
Schon im Dezember des gleichen Jahres gewann Dariusz Michalczewski durch einen KO-Sieg in der 10. Runde gegen den Argetinier Nestor Hipolito Giovannini, auch den Weltmeistertitel im Cruisergewicht und war hier sogar für die Dauer von einer Woche Weltmeister in zwei Gewichtsklassen. Nach sieben Tag musste sich der Tiger dann entscheiden, welchen der beiden WM-Titel er denn kampflos zurückgeben wollte, weil die Statuten der Weltboxverbände es verboten, Weltmeister in zwei verschiedenen Gewichtsklassen zu sein. Michalczewski entschied sich dafür seinen Halb-Schwergewichtsgürtel zu behalten und gab den WM-Gürtel im Cruisergewicht kampflos ab.
Michalczewski verteidigte ganze 23 Mal seinen WM-Titel erfolgreich. Im Juni 1997 gewann Michalczewski durch einen Sieg über den WBA- und IBF-Weltmeister Virgil Hill, der im November des Vorjahres noch Henry Maske bezwungen hatte, auch zu seinem WBO-Titel noch die Titel von WBA und IBF dazu.
Dariusz Michalczewski hält mit 23 Kämpfen auch heute noch den Rekord für die meisten Titelverteidigungen in Folge im Halbschwergewicht. Auch seine über neun Jahre währende Titelherrschaft gilt als eine der längsten im Boxsport.
Herzlichen Glückwunsch lieber Dariusz zu Deinem heutigen 25-jährigen WM-Titel-Jubiläum!