Einst galt er als die ganz große Schwergewichtshoffnung in Deutschland. Nun, nach Umwegen, gibt er sein langersehntes Profidebüt in Hamburg.
Diese Nachricht wird sicherlich sehr viele Boxfans in Deutschland erfreuen. Florian Schulz, einstiger Vizeeuropameister im Superschwergewicht 2015 von Bulgarien, möchte es nun auch bei den Profis noch einmal wissen! Schulz galt als einer der talentiertesten Schwergewichte in Deutschland, seine Erfolge im Amateurbereich sprachen für sich. Er bezwang große Namen wie Ali Eren Demirezen oder den späteren Olympiasieger Tony Yoka, unterlag im Finale der Europameisterschaft lediglich Filip Hrgovic. Bei der folgenden Weltmeisterschaft von Doha kam er zumindest in das Viertelfinale, kurz darauf beendete er seine Karriere.
Enttäuschung über fehlende Olympiateilnahme
Schulz galt zu der Zeit als eines der heißesten Prospects weltweit. Mit gerade 21 Jahren konnte er in der Weltspitze absolut mithalten und diese teilweise sogar schlagen. 2016 erfolgten dann die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro, wo Schulz nicht teilnehmen durfte, weil Erik Pfeifer sich schon über AIBA Pro Boxing-Turniere irgendwie qualifiziert hatte. Im Anschluss ging Pfeifer direkt beim ersten Kampf unter.
Diese Enttäuschung raubte Schulz scheinbar die Lust und Motivation, und er wandte sich vom Boxen ab. In den letzten Jahren flackerte jedoch wieder Interesse auf, wodurch er schon einige Länderkämpfe bei den Amateuren bestritten hat und Anfang 2023 bei O1NE Sport unterschrieb, die seine zukünftige Profikarriere managen sollen. Im Anschluss wurde es ruhiger um Schulz, der nun am kommenden Samstag jedoch tatsächlich sein Profidebüt geben soll – und zwar im Universum Gym in Hamburg! Bei Universum wird er nämlich versuchen, sich auch bei den Profis in das absolute Elitesegment noch einmal hochzuarbeiten.
Als ersten Gegner wird Schulz den erfahrenen Ungarn Zoltan Csala (12-32) vor die Fäuste bekommen. Csala stand schon mit vielen starken Männern im Ring, darunter finden sich Namen wie Erkan Teper, Mark de Mori oder auch Viktor Jurk. Csala ist jedoch eher für sein Gesichtstattoo bekannt als für fundierte Boxfähigkeiten, was aber durchaus stimmig erscheint als Gegner für ein Profidebüt.
Artem Harutyunyan möchte nochmals angreifen
Es war sicherlich eine der größten Performances der letzten Jahre eines deutschen Profiboxers. Artem Harutyunyan (12-1), einstiger deutscher Olympiaheld, stand vor dem Kampf seines Lebens gegen den aufstrebenden Star Frank Martin (18-0) im noblen The Cosmopolitan of Las Vegas. Der sympathisch lächelnde Artem entpuppte sich jedoch im Ring als weniger sympathisch, zumindest für Frank Martin, der nur mit Mühe und Not einen hauchzarten Punktsieg davontragen konnte. In den USA wurde Martin für diesen Kampf stark kritisiert, da er angeblich nicht das Niveau besitze, um gegen Gervonta Davis (29-0) oder Devin Haney (31-0) zu bestehen. Martin rechtfertigte sich anschließend und bezeichnete Artem Harutyunyan als einen unkonventionellen Boxer, der nicht leicht zu handhaben war.
Trotz dieser beeindruckenden Leistung hat Artem Harutyunyan auf dem Papier eine Niederlage erlitten, was seinen Ambitionen ein Stück weit schadete. Natürlich verfügt jede Medaille über zwei Seiten, und er hat sich durch diese fulminante Performance mächtig in den Blickpunkt der Boxwelt gekämpft und eine Menge Lob und Reputation gewonnen. Er ist ein Name, der mühelos auf den größten Veranstaltungen der Welt auftreten kann, da er über solch eine internationale Klasse verfügt.
Umso erfreulicher erscheint es nun, dass Artem am Samstag ebenfalls im Universum Gym kämpfen wird. Sein Gegner ist ein erfahrener Journeyman aus Ungarn. Das kann man sicherlich als Pflichtaufgabe betrachten, bei der es nur darum geht, dass Artem sich mit einem Sieg wieder für WBC-Titelkämpfe empfehlen kann. Dennoch ist jede Präsenz dieser boxerisch lächelnden Qualität ein großes Vergnügen.
Mindestens 4 weitere Kämpfe sind geplant
Die Universum-Veranstaltung wird in Hamburg noch mindestens 4 weitere Profikämpfe beinhalten. Unter den Protagonisten befindet sich der Kieler Yusuf Atmis (4-0), der in den zurückliegenden Jahren Schicksalsschläge verkraften musste und sich nun wieder vermehrt der Profikarriere widmen möchte. Henry Grün, der unter anderem Silber bei den deutschen Meisterschaften holte, gibt im Superweltergewicht sein Profidebüt. Dominik Ameri (20-23) möchte seine Siegesserie auf 7 Kämpfe ausbauen und auch Kobiljon „Kobi“ Hushvaktaliev (3-2) strebt nach zwei Niederlagen bessere Ergebnisse in einer neuen Gewichtsklasse, dem Leichtgewicht, an. Sämtliche Kämpfe können in die Kategorie Aufbau verortet werden.
Der Einlass zur Veranstaltung beginnt am Samstag, den 24. Februar, ab 16 Uhr im Universum Gym. Tickets sind vor Ort für 30 € erhältlich. Ob es eine Liveübertragung geben wird, ist derzeit noch unklar. Sofern dies der Fall ist, wäre der offizielle Universum YouTube-Kanal die erste Anlaufstelle.