Ein Leser-Kommentar zum Kampf Gervonta Davis vs. Ryan Garcia

Gervonta Davis vs. Ryan García – In den ersten Runden werteten die drei Ringrichter den Kampf völlig gegensätzlich.

Ein Leser-Kommentar, den wir gerne veröffentlichen:

Es war wieder einmal die typische Regel:
„Man ist immer so gut wie der Gegner es zulässt.“
Während man in dem einen Kampf eventuell aussieht wie ein unverwundbarer, unbesiegbarer Killer, so werden plötzlich, wenn man auf der Leiter des Niveaus der Opponenten aufsteigt, Fehler sichtbar, die vorher nie wirklich deutlich sichtbar geworden sind.

Im Vorfeld habe ich mir gesagt, dass derjenige der besser vorbereitet ist, den Kampf gewinnen wird, da sie beide extrem schnelle und explosive Weltklasseboxer sind, die mit einem einzigen Schlag den Gegner ins Reich der Träume schlafen schicken können. Deswegen war ich der Meinung, dass derjenige der sich besser auf den Kampf vorbereitet, ihn auch gewinnen wird. Ich hatte jedoch persönlich das Gefühl, dass sich Ryan Garcia besser taktisch mit seinem Trainer Joe Goosen vorbereiten wird als Gervonta Davis mit seinem Trainer Calvin Ford, da Gervonta Davis immer wieder im Vorfeld Aussagen ( „Du hast nur einen linken Haken sonst nichts“) machte, die für mich den Eindruck erweckten, dass er Ryan Garcia etwas unterschätzen würde und dies sind immer die typischen Umstände, wo der vermeintliche Underdog  Außenseiter) die Sensation schafft.

Das Publikum, in der total ausverkauften T-Mobile-Arena in Las Vegas, gab diesem großen Kampf einen würdigen Rahmen.

Jedoch habe ich mich da komplett getäuscht und es war eher andersherum. Gervonta Davis stellt mit seinem Trainer Calvin Ford, der in seiner Jugend Kickboxer war und der mit dem Boxen erst richtig begann, als er 10 Jahre Haftstrafe in einem Gefängnis absitzen sollte, weil er ein berüchtigter Drogendealer auf denStraßen der für Kriminalität berüchtigten Stadt Baltimore war, unter Beweis, dass er nicht nur ein extrem harter Puncher mit ausgezeichneter Technik ist, sondern auch taktisch clever und äußerst diszipliniert boxen kann. Für mich war es ein großes Fragezeichen, was passieren würde wenn Gervonta Davis, wie in einigen anderen Kämpfen, unnötige Treffer von einem Puncher wie Garcia kassieren wird. Die Antwort war: Er war so hochkonzentriert bei diesem Kampf, dass man absolut keine Leichtsinnigkeiten in der Verteidigung erkennen konnte, sondern ganz im Gegenteil, er bewegte sich viel auf den Beinen, weil er wusste das Ryan Garcia seine Füße erstmal fest platzieren muss um zu schlagen und nicht gut aus der Bewegung schlagen kann. Außerdem streckte er oft seine rechte Hand weit aus und deckte dabei gleichzeitig sein Gesicht hinter seiner rechten Schulter, damit und mit seiner Beinarbeit und mit seinen exzellenten Meidbewegungen, die gefürchtet Führhand von Ryan Garcia praktisch völlig aus dem Gefecht nahm.

Gervonta Davis erwischte Ryan García schon in der zweiten Runde und schon machte García Bosen-Bekanntschft, war aber sofort wieder voll da.

Auch wenn Gervonta Davis, meiner Meinung nach, zu Recht die erste Runde mit 10-9, bei  zwei der drei Punktrichtern verlor, schien García dagegen Davis in der zweiten Runde etwas zu unterschätzen und von dessen Beinarbeit genervt zu sein, als er fast arglos nach vorne marschierte und fast wild auf Gervonta Davis einschlug und dabei seine Verteidigung völlig außer acht lies und plötzlich : „Paammmmmmmm,“ landet eine Schlaghand am Kinn und Garcia ist zum ersten Mal in diesem Kampf am Boden, wenn auch nicht schwer angeschlagen, aber dennoch hatte man das Gefühl, dass dieser Niederschlag anders als im Kampf gegen Luke Campbell, das Selbstbewusstsein von Garcia sinken ließ.

Diese zweite Runde wurde jedoch nicht klassisch mit 10-8 für Davis gewertet, da er den Knockdown verzeichnete, sondern 2 , der 3 Punktrichter werteten sie nur 10-9 für Davis, was man auch vertreten konnte und Dave Moretti wertete sie sogar 10-10, weil Garcia den Rest der Runde eigentlich dominierte. Die dritte Runde war wieder relativ ausgeglichen und wurde von Dave Moretti mit viel Wohlwollen für Garcia gewertet, wahrscheinlich als Ausgleich dafür, dass er die erste Runde als einziger Punktrichter an Davis gab. Aber  dennoch bahnte sich etwas an. Man merkte Ryan wollte, aber konnte einfach nicht. Es fehlten ihm einfach boxerisch die Mittel, seine gefürchteten Schläge anzubringen und gleichzeitig wollte er nicht wieder wie wild nach vorne marschieren wie in der zweiten Runde, weil er durch seinen Bodenbesuch gewarnt war. Er wirkte einfach bemüht , aber einfallslos.

Den ersten Niederschlag in der zweiten Runde steckte García relativ cool weg und wirkte danach auch nicht angeschlagen, aber für die Psyche hatte dieser Niederschlag sicher doch seine Wirkung.

Dementsprechend wurde die 4. und 5. Runde von allen drei Punktrichtern für Gervonta Davis mit 10-9 bewertet. Die sechste Runde war wieder etwas ausgeglichener und wurde sogar von Tim Cheatham mit 10-9 für Garcia gewertet.

In der siebten Runde fing es eigentlich nicht schlecht für Garcia an. Laut CompuBox Punch Stats stand es nach gesamten Treffern in der 7. Runde 6 zu 5 für Garcia, aber dann wurde er unerwartet mit einem präzisen Schlag auf die Leber getroffen , der anscheinend zeitverzögert seine Wirkung erzielte und ihn nicht mehr vor dem Ende des Zählesn aufstehen ließ. Manche böse Zungen sagen auch er hätte aufgegeben, aber ich denke gerade in der heutigen Zeit sollten wir als Fans es unterlassen Kämpfer die bereit waren ein Risiko zu gehen mit Schadenfreude oder Häme zu bestrafen wenn sich schon verloren haben, anstatt sie für das Risiko zu loben, welches sie eingegangen sind, denn ansonsten müssen wir uns nicht wundern wenn wir die Kämpfe, die wir sehen wollen (Die Besten gegen die Besten) immer weniger zu sehen bekommen, wenn jeder Kämpfer der einmal verliert sofort von uns geteert und gefedert wird. Wir wissen jedenfalls nicht wie sich Garcia nach dem Schlag gefühlt hat und hätte er wirklich einen Ausweg gesucht hätte er auch theatralisch schauspielern können.

Insgesamt stand es am Ende nach CompuBox Punch Stats 39 zu 35 Treffer für Garcia, wobei Tank Davis jedoch einfach die härteren Treffer gelandet hatte und definitiv effektiver war.

Das war das Ende, Gervonta Davis traf Ryan García mit seiner fürchterlich linken Schlaghand brutal auf seine rechte Rippenpartie und García kniete sich, nach verzögernder Schlagwirkung, hin.

Wie geht es nun für Tank Davis weiter ?
Die Fans wünschen sich von ihm Leckerbissen mit Kämpfen gegen absolute Elitefighter wie Vasil Lomachenko, Devin Haney oder Shakur Stevenson. Allerdings wird der Sieger von Lomachenko und Devin Haney , die am 20. Mai gegeneinander antreten sollen, wohl eher gegen Shakur Stevenson kämpfen, da alle drei momentan mit TopRank und ESPN kooperieren und nicht mit PBC und Al Haymon wie Gervonta Davis.
Wie geht es für Ryan Garcia weiter?

Gervonta Davis schreit seine Sieg heraus. Er hat den Kampf vorzeitig beendet und vor dem Kampf sogar noch die Runde voraus gesagt.

Er hat schon angekündigt jetzt ins Halbweltergewicht aufzusteigen und für ihn wird es wohl bei seinem attraktiven Stil innerhalb und außerhalb des Rings auch in Zukunft lukrative Kämpfe geben, allerdings sollte er unbedingt versuchen gerade in der Verteidigung variabler zu werden, denn meist ist bei ihm der Angriff die Verteidigung oder nur ein sporadischer schneller Schritt zurück um den Angriff des Gegners auszulassen, aber irgendwann kommt dann der Gegner bei dem dieses beschränkte Verteidigungsarsenal eben nicht ausreicht. Auch gerade an seiner Beinarbeit sollte er arbeiten , da man das Gefühl hat, dass er nur in geraden Linien vor und zurück gehen kann und es ihn extrem schwer fällt zu Seite auszuweichen oder aus der Bewegung heraus zu schlagen. Seine Schlagkraft, sein Timing und seine externe Schnelligkeit haben es aber anscheinend immer den meisten Boxern unmöglich gemacht von diesen Fehlern zu profitieren, sowohl bei den Amateuren als auch bei den Profis , aber manchmal sind die Stärken eine Boxers langfristig seine Schwächen, weil er aufgrund seiner Stärken nicht erkennt was seine Schwächen sind an denen er zu arbeiten hat. Ob Garcia sich da nochmal umstellen kann bleibt abzuwarten , aber einen Boxer wie Tank Davis, der ihn eiskalt ausrechnet und dann ausknockt findet man natürlich auch nicht an jeder Ecke.

Gervonta Davis lässt sich von seinen Fans feiern.

Bemerkenswert:
Bemerkenswert ist das Gespann Calvin Ford und Gervonat Davis. Wieder einmal das Gespann Vater oder Vaterfigur und Boxer, wo von klein an ein Monster herangezüchtet wurde, obwohl der Vater oder die Vaterfigur wieder nur wenig bis gar keine Erfahrung als aktive Boxer gehabt hatte, aber durch Fleiß und Bescheidenheit von überall etwas abschauen und über den Horizont hinausschauen. Das Beste Beispiel hierfür ist wohl Enzo Calzaghe, der keinen einzigen Amateurkampf gemacht hat, aber durch Videos seinem Sohn das Boxen beibrachte. Was aus dem Sohn wurde ist wohl bekannt: Einer der besten Supermittelgewichtler aller Zeiten. Vielleicht würde es dem deutschen Boxen auch gut tun wenn man etwas mehr über den Horizont schauen würde und von den besten lernen würde, denn diese Lernbereitschaft ist mir zumindest bisher noch nicht aufgefallen.

“Der Kölner“

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