Am Freitag erfolgte die erste Boxveranstaltung, die Martin Houben selbst promotete. Der organisatorische Aufwand war groß, doch das Endresultat hat sich gelohnt.
Insgesamt 10 Kämpfe erfolgten bei der Fight Night in Übach-Palenberg, bei der Martin Houben selbst den krönenden Abschluss darstellte. Im Hauptkampf wurden 10 Runden um den Interimstitel der internationalen deutschen Meisterschaft des BDB gekämpft. Martin Houben, Sohn der Stadt und erstmaliger Veranstalter, sah sich dem ungeschlagenen Portugiesen Octavio Pudivitr ausgesetzt, der 10 harte Runden abverlangen sollte. Diese Kampfpaarung hätte im Vorfeld schon am 1. Juli in Wuppertal stattfinden sollen, damals musste es jedoch kurzfristig verschoben werden und Houben trat gegen den Ersatzgegner Omar Garcia an. Mit einem Umweg von einigen Monaten fand das eigentlich anberaumte Duell dann doch statt.
Pudivitr war insbesondere in den anfänglichen Runden nicht ungefährlich, doch Houben antwortete boxerisch bedacht
Octavio Pudivitr, der einen starken Jiu Jitsu-Background vorzuweisen hatte, nahm es sich zur Aufgabe, von Beginn an Druck zu erzeugen. Immer wieder versuchte er, Houben zu stellen und im Infight harte Schläge abzufeuern. Das gelang zwar auch in Teilen, doch der portugiesische Herausforderer offenbarte im technischen Bereich, beispielsweise bei der Schlagtechnik, Raum für Verbesserungen. Auch in Bezug auf Variabilität verhielt es sich so, dass Pudivitr nur einen offensiven Gang beherrschte und nahezu alle Versuche mit voller Härte durchführte, was ökonomisch nicht dienlich schien für einen Titelkampf über 10 Runden. Erschwerend kam hinzu, dass er in der Woche zuvor sich noch mit einem weiteren Kampf auf Martin Houben vorbereitete, was mit hoher Wahrscheinlichkeit kontraproduktiv in den hinteren Runden wirkte. Dennoch zeigte der Herausforderer einen körperlich tadellosen Eindruck und forderte Houben hart.
Houben bewies eine stabile Deckung und setzte immer wieder geschickte Nadelstiche, die ihn boxerisch überlegen erschienen ließen
Vom Druck des Kontrahenten zeigte sich Houben jedoch unbeeindruckt. Sicherlich gab der bedingungslose Support von Übach-Palenberg zusätzliche Sicherheit. Houben bewies eine stabile Deckung und ließ seinen Gegner auspowern. In den richtigen Momenten setzte er gezielte Schläge an und konnte so den Großteil der Runden für sich entscheiden. Das sahen ebenfalls die Punktrichter am Ring so, die den intensiven Kampf mit 2x 98-91 und einmal 99-91 zu Gunsten Houbens werteten.
Einen kleinen Wehrmutstropfen gab es in der letzten Runde dann doch. Houben landete harte Treffer, und Pudivitr wurde infolgedessen kurz angezählt. Der Portugiese versuchte daraufhin mit stürmenden Attacken irgendwie noch den KO zu erreichen, was in einem tiefen Cut am Auge von Houben resultierte. Ein Umstand, mit dem Boxer natürlich leben müssen, aber als kleines Abschiedsgeschenk wird es sicherlich noch einige Tage nachwirken. Als Schlussfazit kann man ziehen, dass Houben sich taktisch sehr smart anstellte und seinen Gameplan konsequent verfolgte, was sich entsprechend auch als erfolgreich erwies. Mit diesem Sieg hat er einen weiteren Schritt in Richtung Weltspitze gemacht.
Sarah Liegmann neue WBC-Youth Weltmeisterin im Federgewicht
Ähnlich erfolgreich verlief der Kampfabend für die erst 21 Jahre junge Sarah Liegmann, die sich nun neue Youth-Weltmeisterin im Federgewicht beim renommierten WBC-Verband nennen darf. Sie traf auf die Thailänderin Thanchanok Phanan, die boxerisch nicht mit dem deutschen Ausnahmetalent mithalten konnte. Phanan soll eine sehr knifflige Anreise gehabt haben, wobei ihr sichtlich anzusehen war, dass sie froh darüber erschien, noch irgendwie in den Ring gelangen zu sein. Diese Freude währte jedoch nur kurz, da Liegmann von Beginn an druckvoll boxte und der unterlegenen Thailänderin zu keiner Sekunde Raum gewährte. Nach 8 temporeichen Runden werteten die Punktrichter den Kampf 3x 80-72 für Liegmann.
Im Anschluss dankte Liegmann, wie es sich für eine Youth-Weltmeisterin auch gehört, umgehend ihren Eltern. Danach sann sie über ihre weiteren Pläne nach und erzählte, dass sie zunächst an das Studium denken werde, welches sie für die Vorbereitung auf diesen Titelkampf pausiert hatte. Im Nachgang sind dann zwei internationale Kämpfe für 2024 geplant in Südafrika und den USA. Wir wünschen Frau Liegmann alles erdenklich Gute, sportlich sowie bildungstechnisch, und freuen uns, sie hoffentlich im Jahr 2024 wieder auf dem internationalen Parkett bestaunen zu dürfen.
Steven Nduka unterstreicht seinen Talentstatus
Ebenfalls erfolgreich war der Schützling der Leverkusener von No Limit Boxing, Steven Nduka. In seinem zweiten Profikampf konnte er an sein vielversprechendes Debüt im September anknüpfen und erzielte einen überdeutlichen Punktsieg im Supermittelgewicht gegen den erfahrenen Sladjan Dragisic.
Von Beginn an lief es für Nduka ausgesprochen gut, so folgten auch direkt 2 Niederschläge in den ersten beiden Runden. Nduka zeigte variables Boxen. Er bewegte sich geschmeidig im Ring, schlug präzise Powerpunches, ließ den Gegner aber manchmal auch kommen, um mit guten Konteraktionen erfolgreich zu sein. Insgesamt war es eine erstaunlich reife Vorstellung des Jungspunds. Dragisic nahm in der Schlussrunde blutverströmt jede einzelne Hand, wodurch man von einer sehr ehrlich verdienten Kampfbörse sprechen muss. Auch wenn sich der zweite vorzeitige Sieg für Nduka nicht einstellte, so kann man positiv in die Zukunft blicken. Er verfügt über sehr gute Anlagen, und das Verfolgen seiner weiteren Entwicklung verspricht äußerst interessant zu werden.
Super middleweight talent Steven Nduka (2-0) 🇩🇪 reaffirms his status as a rising star and showcases his excellent boxing skills by knocking down Sladjan Dragisic (5-41-3) 🇷🇸 twice and winning the fight by unanimous decision in Übach-Palenberg, Germany. 🇩🇪 pic.twitter.com/thWGtULIqO
— Everyday is for Boxing – Stanza Boxing Schedule (@PermantexG) October 27, 2023
Der erhöhte Aufwand hat sich gelohnt
Auf der weiteren Undercard meldete sich Marc Lambertz nach seiner ersten Profiniederlage erfolgreich zurück. Er bezwang Lars Burry im Supermittelgewicht. Eine kleine Überraschung gab es im Kampf zwischen Marius Antonietti und Malkhaz Sujashvili im Supermittelgewicht. Antonietti biss sich boxerisch die Zähne an dem Georgier aus und verlor verdient und einstimmig nach Punkten. Für Sujashvili war es der erste Sieg nach 18 Niederlagen in Serie! Siege von Ali Zamanov und Mohamad Naji Kharita komplettieren die Resultate der Profikämpfe.
Insgesamt muss man von einer sehr erfolgreichen Boxveranstaltung in Übach-Palenberg sprechen, was die Zuschauer vor Ort gewiss nicht anders sehen. Hierbei ist noch einmal der Verweis in Richtung Martin Houben lohnenswert, der sich neben der sportlichen akribischen Vorbereitung auch um die Realisierung dieses Boxevents kümmern musste. Eine durchaus sehr große Aufgabe in verschiedenen Bereichen, die er jedoch sehr gut erfüllen konnte. In diesem Sinne kann man als Zuschauer nur hoffen, dass in Zukunft eine weitere Veranstaltung von Martin Houben erfolgen wird.
Wer Interesse hat, die komplette Fight Night anzuschauen, dem sei Fight24.tv als Übertragungspartner ans Herz gelegt. Am heutigen Samstag wird das Event für 5 € im PPV zu sehen sein. Im Laufe des Sonntags werden die Kämpfe dann u.a. kostenlos auf dem YouTube-Channel von Fight24 verfügbar stehen.