Wie auch schon im letzten Jahr sorgte das Corona-Virus dafür, dass viele Boxer nur sehr selten ihre Fäuste zum Einsatz bringen konnten. Jedoch hat das Boxjahr 2021 einige absolute Kracher zu bieten, an die man sich wohl noch in den nächsten Jahrzehnten erinnern wird! BOXEN1 blickt noch einmal auf die wichtigsten Highlights zurück.
„Der König des Schwergewichts“: Tyson Fury macht sich unsterblich – KO-Sieg über Deontay Wilder!
Dass Tyson Fury polarisiert, dürfte nicht nur den Boxfans bekannt sein. Doch was dem 33-jährigen Briten in der Nacht des 9. Oktobers in der T-Mobile-Arena in Las Vegas gelungen ist, grenzt wohl an märchenhaften Heldentum! Zweimal standen sich Tyson Fury und Deontay Wilder bereits im Ring gegenüber. 2018 gab es ein Unentschieden – 2020 siegte Fury durch TKO in Runde sieben. Beim dritten Gefecht sollten letztlich alle noch offene Fragen beantwortet werden.
WBC-Weltmeister Tyson Fury, für den es die erste Titelverteidigung war, traf in der ersten Runde auf einen äußerst explosiven Deontay Wilder, der sich jenen WM-Gürtel zurückholen wollte. Allerdings schickte Fury den „Bronze Bomber“ bereits im dritten Durchgang auf die Bretter. Ein ähnlicher Verlauf wie beim zweiten Duell schien sich abzuzeichnen. Doch nichts da! Der 35-jährige Wilder kam eindrucksvoll zurück und schlug den Champion bereits in Runde vier zweimal zu Boden.
Tyson Fury riss das Geschehen kurze Zeit später erneut an sich – und gab das Heft nicht mehr aus der Hand. Ein sichtlich erschöpfter Deontay Wilder konnte sich nur mit großer Mühe auf den Beinen halten. Im zehnten Durchgang musste Wilder wiederum in den Ringstaub, ehe Fury in Runde elf mit einer krachenden Rechten einen Bilderbuch-KO erzielte.
Mit jenem Erfolg behielt der Schwergewichts-Champion nicht nur seinen WBC-Gürtel, sondern setzte ein denkwürdiges Ausrufezeichen. Nach einem filmreifen Fight, adelte sogar Box-Legende George Foreman jenes Duell als „einen der größten Fights in der Geschichte des Schwergewichts“!
Nächster Kracher in der Königsklasse: Usyk entthront Joshua!
Noch im Frühjahr 2021 sah es so aus, als würde dem Super-Fight zwischen Tyson Fury und Anthony Joshua nichts mehr im Wege stehen. Das Duell um alle vier großen WM-Gürtel im Schwergewicht schien nahezu in Sack und Tüten zu sein. Da jedoch Deontay Wilder auf jenen dritten Fight gegen Fury pochte, musste sich Anthony Joshua nach einem neuen Gegner umschauen. Die Wahl fiel auf Oleksandr Usyk! Am 25. September kam es schließlich in London zum Duell.
Doch der britische Titelverteidiger Anthony Joshua sollte am Ende viel Lehrgeld bezahlen: Der 31-jährige Joshua fand in dem drei Jahre älteren Oleksandr Usyk seinen Meister! Rechtsausleger Uysk, der schon im Cruisergewicht unumstrittener Herrscher aller bedeutenden WM-Titel war, boxte den Champion nach allen Regeln der Kunst aus.
Mit der größeren Raffinesse sowie den schlichtweg besseren boxerischen Mitteln, sicherte sich der ukrainische Ex-Olympiasieger die meisten der zwölf Durchgänge. Am Ende gab es einen deutlichen Punktsieg zugunsten von Oleksandr Usyk, der somit als neuer IBF/WBO/WBA/IBO-Champion im Schwergewicht regieren darf. Nun könnte es im nächsten Jahr zum (vertraglich vereinbarten) Rematch kommen.
Nach Ringschlacht: Kambosos stürzt Lopez vom WM-Thron!
Auch in den „leichteren“ Gewichtsklassen gab es den einen oder anderen Box-Leckerbissen zu bestaunen. Ein ausgesprochen unterhaltsames Gefecht lieferten sich George Kambosos Jr. und Teofimo Lopez. Die beiden bis dahin ungeschlagenen Leichtgewichtler sorgten am 27. November, im New Yorker Madison Square Garden, für beste Samstagabend-Unterhaltung!
Eigentlich wollte sich Titelverteidiger Teofimo Lopez erstmals als IBF/WBA/WBO-Weltmeister mit einer ansprechenden Performance seinen Fans präsentieren. Der 24-jährige Lopez schockte im Oktober 2020 die Boxwelt, als er Vasyl Lomachenko (mit einem Punktsieg) die WM-Gürtel wegschnappte.
Gegen seinen australischen Herausforderer, George Kambosos Jr., galt Teofimo Lopez im Vorfeld als Favorit. Doch schon im ersten Durchgang bahnte sich die Sensation an: Der 28-jährige Kambosos schickte den Champion mit einer krachenden Rechten auf die Bretter! Im weiteren Verlauf wurde die bessere boxerische Strategie vom Herausforderer immer deutlicher.
Zwar schickte Teofimo Lopez den Australier in der zehnten Runde ebenso zu Boden, jedoch war der Punkte-Vorsprung von Kambosos bereits zu groß. Nach zwölf Runden wertete das Kampfgericht (mit einer Split Decision) zugunsten von George Kambosos Jr., der sich seither als neuer Leichtgewichts-Champion feiern lassen darf.
Manny Pacquiao – Das Ende einer Legende!
Den ehrwürdigen Legenden-Status hat Manny Pacquiao schon seit einigen Jahren sicher. Doch der 42-jährige Filipino wollte im Sommer nochmal ein sportliches Statement setzen, obwohl der „Pacman“ dies eigentlich nicht mehr nötig gehabt hätte. Nachdem es nicht zum geplanten Gefecht mit Weltergewichts-Champion Errol Spence Jr. kam, kletterte Pacquiao im Kampf um die WBA-WM gegen den Kubaner Yordenis Ugas in den Ring.
Der 35-jährige Ugas lieferte einen überzeugenden Auftritt und ließ keinen Zweifel an seinem letztlich einstimmigen Punktsieg aufkommen. Manny Pacquiao konnte nicht mehr an frühere Glanzzeiten anknüpfen – eine bittere Erkenntnis, mit der sich vor allem Pacquiao selbst konfrontiert sah. Gut einen Monat später, folgte schließlich der offizielle Rücktritt vom aktiven Boxsport. Mit den Worten „Goodbye, Boxing“ nahm der Ausnahme-Sportler Abschied von seinen weltweiten Fans.
Manny Pacquiao hinterlässt ein beispielloses Erbe! Im Januar 1995 bestritt Manny Pacquiao sein Profidebüt. Den ersten WM-Titel holte er im Dezember 1998, als er sich zum WBC-Weltmeister im Fliegengewicht krönte. In den darauffolgenden Jahren, sicherte sich der Rechtsausleger WM-Gürtel in insgesamt acht unterschiedlichen Gewichtsklassen. Pacquiao feierte bedeutende Siege über namhafte Gegner wie Oscar De La Hoya, Miguel Cotto, Ricky Hatton, Shane Mosley oder Keith Thurman. Von seinen 72 Profikämpfen gewann er 62 (39 Ko’s), bei 8 Niederlagen und 2 Unentschieden.
Bösel vs. Krasniqi II: Große Spannung in Magdeburg – viele Fragen nach Urteil!
Die deutschen Boxfans blickten am 9. Oktober mit großer Vorfreude nach Magdeburg, wo sich Titelverteidiger Robin Krasniqi und Ex-Champion Dominic Bösel in der GETEC-Arena ein zweites Mal im Seilgeviert gegenüberstanden. Fast genau ein Jahr zuvor, gelang Krasniqi an gleicher Stelle ein beachtlicher Ko-Sieg in der dritten Runde.
Jener Knockout sorgte dafür, dass sich der heute 34-jährige Krasniqi den IBO-Gürtel sowie den WBA-Interims-Titel sichern konnte. Beim Rematch startete der zwei Jahre jüngere Dominic Bösel mit Neu-Coach Georg Bramowski ins Rennen. In der Tat präsentierte sich der Freyburger wesentlich fokussierter, als noch beim ersten Gefecht.
Das Rematch verfolgten die Fans – wie auch schon ein Jahr zuvor – live in der ARD. Mit einer geschlossenen Deckung überstand Dominic Bösel, der im weiteren Verlauf stets im Vorwärtsmarsch war, viele kritische Phasen. Dennoch hatte es für viele Beobachter den Anschein, als sei die größere Aktivität sowie die Vielzahl der Schläge auf Seiten Krasniqis.
Wer letztlich auch die klareren Treffer verbuchen konnte – darüber waren viele Experten unterschiedlicher Meinung! Am Ende gab es einen knappen 2:1-Punktsieg zugunsten von Dominic Bösel, der den IBO-Gürtel seither wieder sein Eigen nennen darf.
Nach dem SES-Kampfabend gab es heftige Diskussionen hinsichtlich der Punktrichter-Entscheidungen. „Ich habe nicht verloren und fühle mich ungerecht behandelt!“, sagte ein zutiefst enttäuschter Robin Krasniqi, dessen Team auch in den darauffolgenden Wochen versuchte, gegen jenes Urteil vorzugehen. Für’s neue Jahr bleibt wohl nur zu hoffen, dass ein drittes Aufeinandertreffen – vor allem aus sportlicher Sicht – das Kapitel „Bösel vs. Krasniqi“ in ehrenhafter Weise zum Abschluss kommen lässt!
Deines erntet Respekt gegen Beterbiev – Kölling meldet sich mit Sieg über Harth zurück!
Am 20. März griff SES-Halbschwergewichtler Adam Deines nach den Sternen! Der 30-Jährige stand in Moskau gegen KO-Maschine sowie IBF/WBC-Weltmeister Artur Beterbiev im Ring. Als krasser Underdog flog der Schützling von Trainer Dirk Dzemski in die russische Hauptstadt. Im Gegensatz zu so mancher Experten-Prognose, lieferte Deines eine respektable Vorstellung gegen den hartschlagenden Titelverteidiger an den Tag. Leider musste sich Adam Deines letztlich in Runde zehn geschlagen geben, nachdem ihn ein Beterbiev-Kopfhaken zu Fall brachte und Coach Dzemski richtigerweise die Notbremse zog. Dennoch erntete der SES-Boxer für seine Leistung Anerkennung beim Fachpublikum.
Nachdem Enrico Kölling in wichtigen Titelkämpfen das Nachsehen hatte, gelang dem 31-jährigen Berliner am 12. November in Bielefeld ein durchaus überzeugendes Comeback! Gegen den zwei Jahre älteren Leon Harth, der als WBO-Europameister im Cruisergewicht in den Ring kletterte, präsentierte sich Kölling mit einer starken Leistung. Nach zehn Runden gab es eine „Majority Decision“ zugunsten von Enrico Kölling, der nun im nächsten Jahr auf weitere Titel-Chancen hoffen darf.
BOXEN1 wünscht allen Lesern und Boxsportfreunden einen guten Rutsch sowie ein gesundes, erfolgreiches Jahr 2022!
seit fast 1 jahr hört u. liest man nichts mehr vom hochgelobten
halbschwergewichtler fabian thiemke – hat er etwa aufgehört ?