Es sind nur noch Stunden bis zum neuen Jahr! BOXEN1 blickt am letzten Tag des Jahres 2018 nochmal auf die wichtigsten Box-Momente der letzten 365 Tage zurück. Neben einigen hervorragenden Duellen und nennenswerten Erfolgen, musste die deutsche Box-Szene leider auch sehr herbe und tragische Verluste einstecken!
Vasyl Lomachenko – Auch 2018 das Maß aller Dinge!
„Der magische Überflieger“ – So titelte BOXEN1 beim Jahresrückblick 2017. Auch in diesem Jahr setzte Vasyl Lomachenko seine Sieges-Serie fort! Auch wenn der frühere zweifache Olympiasieger nur zweimal im Ring stand, demonstrierte der 30-jährige Ukrainer wiederum seine einzigartige Klasse.
Im Mai stand er im berühmten Madison Square Garden (New York, USA) Leichtgewichts-Champion Jorge Linares gegenüber, der gegen Lomachenko seinen WBA-Titel aufs Spiel setzte. Dabei erlebten die Lomachenko-Fans einen kurzen Schreckens-Moment, als ihr „Hero“ in der sechsten Runde, nach einer knackigen rechten Geraden von Linares, auf die Bretter musste.
Doch Lomachenko ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und schlug Jorge Linares letztlich im zehnten Durchgang mit einem linken Leberhaken KO. Mit dem Linares-Sieg sicherte sich der Ukrainer den WM-Titel in einer dritten Gewichtsklasse, nachdem es Lomachenko bereits im Feder- und Superfedergewicht zum Champion schaffte.
Noch in diesem Monat boxte „Hi-Tech“-Lomachenko in einem Unification-Fight gegen WBO-Champion Jose Pedraza, der sich wahrlich nicht als Fallobst präsentierte! Nach erstaunlicher Gegenwehr seines Gegners, gelang Vasyl Lomachenko am Ende ein einstimmiger Punktsieg, nachdem er Pedraza in der elften Runde zweimal zu Boden beförderte. Für das neue Jahr hofft Lomachenko auf ein Duell mit Mikey Garcia.
Oleksandr Usyk – Der unbestrittene Herrscher im Cruisergewicht!
Ein weiterer Boxer aus der Ukraine sorgte in diesem Jahr für Furore. Oleksandr Usyk stellte in insgesamt drei Ring-Einsätzen klar, wer der Chef im Cruisergewicht ist! Nachdem Usyk, der wie Lomachenko ebenfalls einst Olympia-Gold gewann, konnte im Rahmen der „World Boxing Super Series“ erst Maris Briedis nach Punkten schlagen, ehe er im Juli im Finale des prestigeträchtigen Turniers gegen den Russen Murat Gassiev antrat.
Der 31-jährige Usyk demonstrierte gegen Gassiev in überzeugender Manier sein boxerisches Können und siegte letztlich haushoch nach Punkten. Gassiev hatte nicht den Hauch einer Chance! Somit war Oleksandr Usyk der erste Cruisergewichtler, der alle vier bedeutenden WM-Titel vereinigen konnte. Zudem war er auch der erste Boxer, der die begehrte „Muhammad-Ali-Trophy“ sein Eigen nennen durfte.
Im November schaffte Usyk einen weiteren beachtlichen Erfolg. Bei seiner ersten Titelverteidigung aller vier WM-Gürtel, hatte es der ukrainische Rechtsausleger mit dem Briten Tony Bellew zu tun. Mit einem spektakulären Ko-Sieg im achten Durchgang unterstrich Usyk in der Manchester-Arena seine Ausnahme-Stellung. Der ungeschlagene Cruisergewichts-König hofft im kommenden Jahr auf einen Titelkampf im Schwergewicht gegen Weltmeister Anthony Joshua.
Canelo vs. Golovkin – Die Revanche!
Bis auf einen Tag genau ein Jahr später, trafen Mittelgewichts-Weltmeister Gennady Golovkin und Sauel „Canelo“ Alvarez am 15. September in Las Vegas (Nevada, USA) erneut aufeinander. Nachdem das erste Gefecht, bei dem viele Experten Golovkin als Sieger sahen, noch in einem umstrittenen Unentschieden endete, warteten die Box-Fans gespannt auf die Neuauflage!
In einem tempo- und aktionsreichen Gefecht lieferte vorallem Canelo Alvarez eine wesentlich bessere und aktivere Leistung als noch ein Jahr zuvor. In der ersten Kampfeshälfte bestimmte Canelo das Tempo und setzte dem Titelverteidiger mächtig zu, sodass die Augenpartie von Golovkin dementsprechend gezeichnet war. Allerdings fand „Triple-G“ im späteren Verlauf wieder zurück in den Kampf.
Nach einem wiederum engen und ausgeglichenen Fight, entschied das Kampfgericht mit einem hauchdünnen Punkturteil (115:113, 115:113, 114:114) zugunsten von Canelo Alvarez, der Golovkin somit als Champion entthronte und diesem die erste Niederlage seiner Karriere zufügte.
Im Dezember sicherte sich der Mexikaner zudem noch den WBA-Titel im Supermittelgewicht, nachdem er den chancenlosen Rocky Fielding in der dritten Runden stoppen konnte. Ob es im neuen Jahr zu einem dritten Gefecht zwischen Canelo Alvarez und Gennady Golovkin kommen wird, ist ungewiss. Das „Golovkin vs. Canelo“- Rematch war auch eines der letzten Highlights des US-Senders HBO, der sich nun nach 45 Jahren vom Boxsport zurückzieht.
Joshua, Wilder, Fury, Whyte – Das Schwergewicht rockt!
Schwergewichts-Champion Anthony Joshua sicherte sich am 31. März den nächsten WM-Titel, als er WBO-Weltmeister Joseph Parker in einem Unification-Fight einstimmig nach Punkten bezwang und somit Titelträger von drei der vier großen Weltverbände wurde. Bei seiner Titelverteidigung gegen den russischen Ex-Champion Alexander Povetkin im September setzte sich Joshua, nach anfänglichen Problemen, letztlich mit einem TKO-Sieg in der siebten Runde durch. Für den 13. April 2019 ist nun der nächste Fight geplant. Das Wembley-Stadion ist bereits gebucht.
Eigentlich spekulierte Promoter Eddie Hearn auf ein Gipfeltreffen zwischen Joshua und dem Sieger des Kampfes Deontay Wilder vs. Tyson Fury. Besagtes Duell fand schließlich am 1. Dezember im Staples Center in Los Angeles statt! Nachdem Tyson Fury nach seinem Klitschko-Triumph zweieinhalb Jahre nicht mehr im Ring stand, griff er, nach zwei siegreichen Aufbaukämpfen gegen Sefer Seferi und Francesco Pianeta, gegen Titelverteidiger Deontay Wilder nach dem WBC-Gürtel. Obwohl Fury zweimal zu Boden musste, lieferte der „Gypsy-King“ eine beachtliche boxerische Leistung, die fast mit einem Sieg belohnt wurde. Fury und Wilder trennten sich am Ende mit einem Unentschieden. Ein Rematch könnte bereits im neuen Jahr stattfinden.
Auch wenn Dillian Whyte (noch) keinen bedeutenden Titel hält, hat der Brite in diesem Jahr nachgewiesen, dass mit ihm in Zukunft zu rechnen ist! Im März schlug er Ex-WBA-Champion Lucas Browne spektakulär Ko. Vier Monate später sicherte sich gegen Joseph Parker einen einstimmigen Punktsieg. Einen überzeugenden Schlusspunkt für 2018 setzte Whyte, als er erst vor einer Woche seinen Dauer-Rivalen Dereck Chisora in der elften Runde in den Ringstaub schickte. So ist es durchaus vorstellbar, dass Whyte am 13. April seine erste WM-Chance gegen seinen früheren Gegner Anthony Joshua bekommt.
Bösel, Zeuge, Charr, Formella, Murat, Wahner – Die deutschen Stars sorgen für Schlagzeilen!
Am 27. Oktober fand in der Stadthalle Weißenfels das langersehnte Duell zwischen Titelverteidiger Dominic Bösel und Enrico Kölling um die Europameisterschaft im Halbschwergewicht statt. Nachdem das Gefecht bereits zweimal zustande kommen sollte, konnte sich Dominic Bösel letztlich mit einem einstimmigen Punktsieg durchsetzen und somit seinen bisher vielleicht größten Erfolg feiern.
Obwohl Deutschlands bis dato einziger Weltmeister Tyron Zeuge noch im März Isaac Ekpo bereits in der zweiten Runde stoppen konnte, war er seinen WBA-Titel im Supermittelgewicht schon im nächsten Fight los! Gegen Rocky Fielding musste der Berliner in der fünften Runde eine herbe Niederlage einstecken. Danach folgte das Zerwürfnis mit dem Sauerland-Stall. Unter der Regie seines Trainers Jürgen Brähmer feierte Zeuge im September ein gelungenes und vorzeitiges Comeback.
Über Manuel Charr war vorallem im Monat September viel zu lesen – obwohl Charr in diesem Jahr nicht ein einziges Mal die Fäuste schwingen ließ. Eigentlich sollte er seinen WBA-Titel im Schwergewicht zum ersten Mal gegen Fres Oquendo am 29. September in Köln verteidigen. Dazu kam es aufgrund eines positiven Doping-Befundes bei Charr leider nicht! Auch der Verlust seines WM-Titels drohte. Eine vollständige Aufklärung bezüglich des Vorwurfs hat bisher noch nicht stattgefunden.
Für Sebastian „Hafen-Basti“ Formella ging es dagegen ‚volle Fahrt voraus‘! Dem Weltergewichtler gelang im März zunächst ein TKO-Sieg über Angelo Frank. Ebenso vorzeitig siegte er im September gegen Ilias Essaoudi. Seinen letzten Triumph feierte er erst vor zwei Wochen, als er in der Hamburger Sporthalle Betuel Ushona nach Punkten bezwang. Im Anschluß erhielt er durch BOXEN1-Chefredakteur Ebby Thust die Auszeichnung zum „Boxer des Jahres 2018“.
Karo Murat sicherte sich im März die IBO-WM im Halbschwergewicht mit einem TKO-Sieg über Travis Reeves. Am 15. Dezember verlor er jedoch jenen Titel nach einem spektakulären Kampfverlauf, in dem beide Boxer zu Boden gehen mussten, gegen den Schweden Sven Fornling nach Punkten. Der stets kampfstarke Murat möchte allerdings schon im neuen Jahr wieder angreifen!
Die 25-jährige Ornella Wahner feierte im vergangenen November ihren bisher größten Erfolg! Bei den Amateur-Weltmeisterschaften im indischen New Delhi holte sich Wahner den WM-Titel, als sie im Finale die Lokalmatadorin Sonia Chahal bezwingen konnte. Ornella Wahner ist damit die erste deutsche Amateur-Weltmeisterin in der Geschichte des Boxsports.
Ein trauriges Jahr: Boxfans nehmen Abschied von drei deutschen Box-Legenden!
Es war ein riesiger Schock, als die deutsche Fan-Gemeinde vom plötzlichen Tod von Graciano Rocchigiani erfuhr. Der ehemalige Europa- und zweifache Weltmeister kam bei einem Verkehrsunfall in Italien ums Leben. Unvergessen sind „Rocky’s“ große Fights gegen Henry Maske und Dariusz Michalczewski. Bis kurz vor seinem Tod war der Berliner noch als Experte für den Sender Sport1 zu sehen. Rocchigiani wurde nur 54 Jahre alt.
Er war Europameister in der Königsklasse des Boxsports und einstiger WM-Herausforderer vom großen Muhammad Ali. Von insgesamt 62 Profikämpfen konnte Mildenberger 53 Mal das Seilgeviert als Sieger verlassen. Nach seiner aktiven Laufbahn arbeitete er als Rettungsschwimmer. Bei mehreren Box-Veranstaltungen blieb der einstige Rechtsausleger ein gern gesehener Gast. Karl Mildenberger starb am 4. Oktober in seiner Heimatstadt Kaiserslautern im Alter von 80 Jahren.
Anfang Dezember machte die nächste grausame Nachricht die Runde. Markus Beyer verstarb nach einem kurzen, schweren Krebsleiden im Alter von nur 47 Jahren. Beyer zählt zu den bis heute erfolgreichsten deutschen Boxern! Er gewann insgesamt dreimal den WBC-Gürtel im Supermittelgewicht. Rechtsausleger Beyer holte sich den WM-Titel erstmals im Oktober 1999, als er Titelverteidiger Richie Woodhall nach Punkten entthronen konnte. Beyer war somit nach Max Schmeling und Ralf Rocchigiani erst der dritte deutsche Boxer, der im Ausland Weltmeister wurde. Auch nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn blieb er dem Boxsport als TV-Experte treu. Auch für BOXEN1 stand Markus Beyer, bis nur wenige Monate vor seinem Tod, mit Einschätzungen und Expertisen stets zur Verfügung.
Video: Stylermedia.de
Aufgrund der schmerzhaften Verluste des letzten Jahres, ist das komplette BOXEN1-Team in Gedanken bei den Familien von Graciano Rocchigiani, Karl Mildenberger und Markus Beyer. Wir wünschen dennoch allen Box-Freunden einen guten Rutsch in ein hoffentlich erfolgreiches und vorallem gesundes Jahr 2019 und möchten uns an dieser Stelle bei allen Lesern für die jahrelange Treue bedanken!
Ihr BOXEN1-Team!