Ein Bericht von Ebby Thust
Der Boxsport leidet, und das liegt alleine daran, dass keine großen Kämpfe stattfinden.
Es geht wieder einmal um das Rematch zwischen den Schwergewichtsrivalen Anthony Joshua und Dillian Whyte.
Anthony Joshua soll positioniert werden, um im August in den Ring zurückzukehren, vor einem potenziellen Kampf gegen Deontay Wilder im Dezember in Saudi-Arabien.
Eddie Hearn, Promoter von Anthony Joshua, erklärte in mehreren Interviews, dass Dillian Whytes Team die monetären Bedingungen für das Rematch mit Anthony Joshua kategorisch abgelehnt hatten.
Eine Woche später widersprach Dillian Whyte Hearns Aussagen und sagte gegenüber verschiedenen Journalisten, dass er den Kampf niemals abgelehnt habe.
Als Reaktion auf diese Aussage von Dillian Whyte hat Matchroom am vergangenen Freitag ihm einen offiziellen Kampf-Vertrag zugesandt.
Am Montag bestätigte dann Dillian Whyte, dass zwar ein Kampf-Vertrag eingegangen wäre – aber er war mit einigen der Bedingungen in diesem Vertrag nicht zufrieden – insbesondere mit der Klausel, sollte er den Kampf gegen Joshua gewinnen, dass er dann für ein sofortiges Rematch zur Verfügung stehen müsste.
Ich habe dieses Joshua-Whyte-Drama jetzt über Monate aktiv verfolgt und ich bin frustriert über die aktuelle Schwergewichtslandschaft. In der Zwischenzeit sprach man davon, dass unser deutscher Europameister Agit Kabayel am 12. August gegen Anthony Joshua boxen solle. Kabayel soll man als Kampfbörse eine Million angeboten haben. Das ursprüngliche Angebot das Eddie Hearn Dillian Whyte gemacht hatte, lag bei drei Millionen. Whytes Manager soll darüber gelacht und gesagt haben, Whyte wolle mindestens 10 Millionen für den Kampf gegen Joshua.
Das war dann auch der Grund für Eddie Hearn, dass er gar nicht mehr weiter mit dem Team Whyte verhandelt hat und sagte, dass er mit Whyte keine Einigung erzielen könnte. Nachdem Hearn dann öffentlich machte, dass er zwei oder drei andere Gegner im Kopf habe (darunter auch Agit Kabayel), gegen die Joshua am 12. August boxen könnte, meldete sich dann wieder Dillian Whyte und sagte, dass er jetzt bereit sei auch für drei Millionen gegen Joshua zu boxen. Whyte sagte, Hearn solle ihm einen ganz normalen Kampfvertrag zuschicken, was Hearn dann auch am letzten Freitag tat.
Aber es war eben kein normaler Kampf-Vertrag den Hearn an Whyte sandte. Der Vertrag enthielt die Klausel, dass Whyte, im Falle eines Sieges über Joshua, sofort zu einem Rematch bereit sein müsse. Weiterhin würde Hearn bei einem Sieg von Whyte über Joshua, automatisch für die nächsten drei Kämpfe der Promoter von Whyte, was heißt, dass Hearn dann bestimmt gegen wen Whyte in seinen nächsten drei Kämpfen antritt.
Aber genau das möchte Dillian Whyte eben nicht, er will keine Rückkampfklausel, denn er hofft, dass er – wenn er gegen Joshua gewinnt – dann gegen Deontay Wilder boxen kann.
Bis heute hat Dillian Whyte den ihm zugeschickten Kampfvertag nicht unterschrieben und es ist auch nicht klar, wenn Hearn endlich die Nase voll hat und wirklich einen anderen Gegner für Joshua verpflichtet. Nur tickt die Uhr und es sind bis zum 12. August gerade nur noch 45 Tage, also ein bisschen mehr als sechs Wochen Zeit einen anderen Gegner zu verpflichten, dem man ja auch Zeit geben sollte sich richtig vorzubereiten.
Übrigens haben Anthony Joshua und Dillian Whyte schon zweimal gegeneinander gekämpft. Einmal, als beide noch Amateure waren, hat Whyte Joshua besiegt und in ihrem zweiten Kampf, als beide schon zu den Profis gewechselt haben, hat Joshua Whyte ausgeknockt.
Die Schwergewichtsszene ist ein einfach seit Beginn dieses Jahres mehr als beunruhigend.
Ich möchte keinen Promoter und auch keinen Boxer beleidigen, aber es ist im Moment alles ein bisschen wie ein Zirkus, man weiß nicht, wem man glauben soll oder was man glauben kann.
Was sicher alle Boxsport-Fans und auch alle Box-Experten feststellen müssen, ist, dass die heutigen Top-Schwergewichtler, einschließlich der Weltmeister, kaum aktiv sind.
Oleksandr Usyk und Tyson Fury haben seit Weihnachten nicht mehr gekämpft, und ich erinnere mich an den Tag, als sie ihre WM-Titel gewannen, hatten Sie eine bestimmte Anzahl von Tagen, um ihren Titel pflichtzuverteidigen, sonst würden sie ihn verlieren. Auch Filip Hrgovic oder Andy Ruiz jr., wie auch Deontay Wilder, alle diese Top-Schwergewichtler haben in diesem Jahr noch nicht im Ring gestanden.
Ich weiß nicht, was in diesen Tagen passiert, aber es ist, als ob die Weltboxverbände ihre eigenen Regeln für ihren finanziellen Nutzen ausarbeiten und genau das unserem geliebten Boxsport schadet.
Börsen-Verhandlungen sind Teil des Geschäfts. Jeder möchte das beste Angebot, aber manchmal will ein Boxer einen Promoter am liebsten würgen um seine utopische Forderung durchzusetzen.
Inzwischen sehen wir YouTuber, Rapper und Influencer gegeneinander kämpfen und sie sind diejenigen, die die Hallen voll machen, während unser geliebter Boxsport leidet und das liegt alleine daran, dass eben keine großen Kämpfe mehr stattfinden.