Cruisergewichts-WM am Sonntag: Billam-Smith vs. Masternak

Das offizielle Fightposter zu Billam-Smith vs. Masternak.

Im Mai wurde Chris Billam-Smith neuer Weltmeister im Cruisergewicht mit einem sensationellen Sieg über Lawrence Okolie. Nun wartet die erste Titelverteidigung.

Lawrence Okolie (19-1) unterschrieb sicherlich mit großen Erwartungen im vergangenen Jahr bei Boxxer. Das gefiel beispielsweise Eddie Hearn nicht, der mehrfach gegen seinen Ex-Schützling verbal im Interview nachtrat. Umso erfreulicher musste Hearn den letzten Kampf von Okolie im Mai verfolgt haben, als dieser überraschend gegen Stallkollegen Chris Billam-Smith (18-1) das Nachsehen hatte. Der Mann aus Bournemouth, der sich eher auf europäischem Niveau einen Namen machte, erfüllte sich mit dem WM-Titel einen Lebenstraum. Doch ein großer Titel ist auch stets eine große Verpflichtung, so muss der Brite am kommenden Sonntag erstmals seinen Titel verteidigen. Die Aufgabe erscheint knifflig.

Ein unerschrockener Actionfighter mit dem Hang zur Schlacht

Chris Billam-Smith als neuer Weltmeister.

Billam-Smith galt seit einigen Jahren als grundsolider Offensivboxer. Ein äußerst attraktiver Kämpfer, der Hände nimmt und sie doppelt zurück schlägt. Sicherlich kein technisch-taktischer Feingeist, aber jemand, der die Halle elektrisieren kann mit seinem Kämpferspirit. Er machte sich auf der Insel einen Namen mit dem Erhalt der EBU Europameisterschaft, britischen Meisterschaft sowie des Commonwealth-Titels. Alles sehr ehrbare und wundervolle Gürtel, doch das Weltmeisterschaftsniveau ist zumeist noch ein völlig anderes Level.

Beim Kampf gegen den kosovarischen Franken Armend Xhoxhaj (18-3) bewies Billam-Smith einige Schwächen. So konnte Xhoxhaj den Großteil des Kampfes dominieren und sicherte sich Runde für Runde, bis Billam-Smith mit einer krachenden Hand den Kampf im vergangenen Dezember beendete. Es war nicht die perfekte Vorstellung, aber das perfekte Resultat. Gegen Okolie sollte es dann wenig später sogar zum Erhalt der Weltmeisterschaft ausreichen.

Masternak ist ein guter Techniker mit deutscher Vergangenheit

Mateusz Masternak / Foto: Sebastian Heger
Mateusz Masternak / Foto: Sebastian Heger

Der Pole Mateusz Masternak (47-5) ist auf deutschem Terrain kein Unbekannter. So stand er einst bei Sauerland Events unter Vertrag und wurde auch von Ulli Wegner und Georg Bramowski betreut. Es sollten einige gute Kämpfe und enge Niederlagen erfolgen, zum ganz großen Wurf reichte es nie. Doch nun bietet sich erstmals die Chance um die Weltmeisterschaft für Masternak. Der ehemalige Europameister kann mit dem potentiellen Erhalt des Weltmeisterschaftsgürtels seine ganze Karriere auf den Kopf stellen und mächtig an Resümee gewinnen. Es ist zweifellos die Chance seines Lebens. Doch auch Billam-Smith möchte weiterhin an dem süßen Nektar des weltmeisterlichen Erfolgs naschen und ist sicherlich bereit, alles daran zu setzen, dass der Gürtel in Bournemouth verbleibt.

Technisches Vermögen trifft auf lokalen Helden

Wenn man rein technisch beide Boxer vergleicht, muss man in Masternak schon den kompletteren Kämpfer ausmachen. Er verfügt über eine sehr hohe boxerische Grundausbildung und dürfte technisch eine schwere Nuss für Billam-Smith bedeuten. Der Brite kann sich aber einen großartigen Support sicher sein, der in Bournemouth außergewöhnlich stark und laut ausfällt. Dieser Fakt könnte einen engen und intensiven Kampf in den hinteren Runden eventuell ausmachen. Das Problem hierbei ist jedoch auch, dass Masternak über ein ausgesprochen gutes Kinn verfügt und sich in der Vergangenheit als zäher Mann bewiesen hat. Als Auswärtsboxer wird er jedoch die Runden so klar gestalten müssen, dass er sie auch zwingend erhalten muss, was gegen einen offensivstarken Billam-Smith nicht einfach erscheint. Entsprechend benötigt Masternak klare Aktionen und am besten auch eine entfesselte Schlagwirkung.

Wer also nur wenig mit dem gewöhnungsbedürftigen flitzenden Defensivboxen in Form von Devin Haney anfangen kann, dem sei gesagt, dass er am Sonntag in Bournemouth vermutlich voll auf seine Kosten kommt. In der Vergangenheit hat Bild+ häufiger Boxxer-Events aus UK übertragen. Ebenfalls ist Fite+ ein Anwärter für die deutsche Übertragung.

 

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