Boxweltmeisterin Dilar Kisikyol engagiert sich in sozialen Projekten

Coach Christian Morales freut sich mit Dilar Kisikyol über den kürzlich geboxten WM-Titel / Foto: Harald Becker

Die in Leverkusen geborene und jetzt in Hamburg lebende WIBF-Boxweltmeisterin Dilar Kisikyol ist nicht nur eine exzellente Boxerin sondern ebenso in der Hansestadt mit großem sozialen Engagement agierende Frauen- und Inklusionsbeauftragte des Hamburger Amateurboxverbandes (HABV).

Ihre neuesten Pläne für ihre Profibox-Laufbahn präsentierte die 30-Jährige mit ihrem Trainer Christian Morales vor der Trainingseinheit in der HABV-Sporthalle mit der von ihr seit einem Jahre ins Leben gerufene und betreuten Parkinson Gruppe. „Am 25. März 2023 wird die P2M-Boxpromotion in Hamburg wieder ein Box-Event veranstalten. Wenn Dilar, die sich schon wieder im Training befindet, ihren WM-Titel im Leichtgewicht verteidigen will, bekommt sie die Chance dazu“, stellte Morales seiner Boxerin eine erste Titelverteidigung in Aussicht. Die Deutsche mit kurdischen Wurzeln lässt keine Zweifel aufkommen: „Natürlich möchte ich im kommenden März hier in Hamburg wieder boxen.“ Nach einer kurzen Weihnachts- und Silvesterpause wird sich Dilar Kisikyol intensiv auf die Titelverteidigung mit ihrem Coach im HABV-Stützpunkt in Hamburg-Alsterdorf vorbereiten.

Die Anregung hierzu sich sozialen Projekten zu widmen, kam für die vor drei Jahren nach Hamburg gezogene Sportlerin vom Hamburger Sportbund. „Vom Hamburger Boxverband wurde ich gefragt, ob ich als Frauen- und Inklusionsbeauftragte tätig sein möchte. Damals haben auch zwei Frauen mit Parkinson nachgefragt, ob es eine Boxgruppe für sie gäbe. So kamen wir dann zusammen und eine Woche später haben wir schon miteinander trainiert“, berichtet Kisikyol. Als gelernte Gymnastiklehrerin hatte sie schon ein paar Vorerfahrungen mit Parkinson-Betroffenen. „Aktuell sind es acht Frauen, mit einem tollen Zusammenhalt“, sagten die Gruppenmitglieder unisono. Die jüngste Teilnehmerin ist 43, die älteste ist 73 Jahre. „Ich habe auch meinen 30. Geburtstag mit der Gruppe gefeiert. Und die Frauen waren sogar bei meinem WM-Kampf im November 2022 in Hamburg dabei“, freut sich die examinierte Sozialpädagogin über „ihre“ Schützlinge.

Dilar Kisikyol mit Teilnehmerin Ute Stender-Killguß / Foto: Harald Becker

Die Athletin kam erst relativ spät mit 16 Jahren zum Boxen: „Meine Eltern wollten eher, dass ich Klavier spiele. Dazu hatte ich nicht das große Talent. Stattdessen wollte ich boxen, obwohl meine Mutter immer dagegen war. Der Boxsport verlangt mir sehr viel ab, gibt mir aber auch jede Menge zurück. Und ich bin dankbar, wenn ich etwas von dieser Energie an meine Frauengruppe weitergeben darf.“ Jeden Mittwoch trainiert Dilar Kisikyol die Parkinson-Gruppe immer eine Stunde lang. Vor allem geht es um die Arm- und Beinkoordination sowie Reaktionsübungen mit Führhand und Schlaghand. Das Training zielt besonders auf eine bessere Koordination und Schnelligkeit. Die Konzentrationsfähigkeit lässt sich auch durch das Training steigern. „Ebenfalls lassen sich Vorurteile abbauen. Eine Teilnehmerin erzählte, früher hielt sie Boxen für einen Albtraum, wo sich die Leute nur den Kopf einschlagen. Heute ist sie begeistert im Training dabei.“ Die von Parkinson gehandicapten Damen müssen keinem Verein beitreten. Trainiert wird auf Einladung vom HABV. Der Verband übernimmt bislang die Kosten.

„Meine Leistungen sind ehrenamtlich. Nach unserer Feier zum ersten Jahrestag  entscheiden wir, wie wir in Sachen Kosten weitermachen. Wir haben schon Kontakte zu Sponsoren geknüpft“, hofft die in neun Profiboxkämpfen unbesiegte “Faustfechterin“ auf Unterstützer. Der Lionsclub Aveslohe hat die Gruppe beispielsweise schon mit einer Spende unterstützt. Eventuell werden die Krankenkassen angesprochen. Dilar (übersetzt „Feuerherz“) Kisikyol möchte so viele Menschen wie möglich erreichen, auch über Hamburg hinaus: „Vielleicht können wir ein Vorbild für andere Städte sein.“ Die Gruppe zeige, das gemeinsam viel erreicht werden kann und das Sport immer verbindet.

Dilar Kisikyol präsentiert ihren WIBF-WM Gürtel / Foto: Harald Becker

Weiterhin hat Dilar Kisikyol das Projekt „Du kämpfst“ gegründet. Im Mittelpunkt steht die Verbindung von pädagogischen und sportlichen Elementen. „Durch das Projekt  sollen alle Menschen den Zugang zum Boxsport erhalten und eine Aussicht für ein selbstbestimmtes Leben geschaffen werden.“, betont die Wahl-Hamburgerin. Projektschwerpunkte sind „Female Empowerment“ durch Boxtraining für Mädchen und Frauen, Inklusion durch Boxtraining und Gewaltprävention durch pädagogisches Boxen für Kinder und Jugendliche.

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