Die beiden SES-Boxer Dominic Bösel und Felix Lamm konnten am Samstag Abend in der Jahrhunderthalle in Spergau/Leuna ihre Gürtel erfolgreich verteidigen. Vor ausverkauftem Haus, heizten sie den 3000 angereisten Fans in spektakulären Kämpfen mächtig ein.
Felix Lamm dominierte Philipp Schuster – Abbruch in der letzten Runde
Im zweiten Hauptkampf des Abends, wollte Felix Lamm eine offene Rechnung mit dem Hallenser Philipp Schuster begleichen. Bereits im September vergangenen Jahres standen sich die beiden im „Belantis“ bei Leipzig gegenüber. Der Kampf um den Deutschen Meistertitel im Weltergewicht endete nach 10 spektakulären Runden mit einem Unentschieden. Grund genug also für ein Rematch der beiden Mitteldeutschen.
Felix Lamm bestimmte den Kampf von Beginn an klar und zeigte feinstes technisches Boxen. „Panzer“ Philipp Schuster bewegte sich gewohnt die meiste Zeit im Vorwärtsgang, kam jedoch bei Lamm selten mit guten Treffern durch. Im Vergleich zum ersten Duell der beiden, agierte er teils zu passiv. Lamm hielt den Hallenser ständig auf Distanz und setzte mit seiner rechten Führhand viele Treffer in Schusters Gesicht.
Bereits in Runde 2 gelang es Felix Lamm, Philipp Schuster ordentlich anzuklingeln, nur der Rundengong rettete den immer noch taumelnden Schuster in die Rundenpause, wo er sich erholen konnte. Die Fans sorgten derweil für ordentlich Stimmung. Auf „Panzer“-Rufe der Schuster-Anhänger folgten „Faust“-Rufe der Lamm-Fans.
Lamm arbeitete unerbittlich weiter, setzte die klareren Treffer und sorgte für Punkte auf den Zetteln der Unparteiischen. Kam es zum Schlagabtausch, setzte der Nordhäuser die besseren Treffer, auch wenn Schusters Aktionen in der Distanz gefährlich waren. Nach mehreren Zusammenstößen mit dem Kopf, begann Lamms Nase zu bluten. Davon völlig unbeeindruckt, dominierte er den Kampf weiter und schaffte es schließlich in Runde 10 den Kampf vorzeitig zu beenden.
Nach einer langen Schlagserie Lamms, brach Referee Frank Michael Maass den Kampf in der 10. und letzten Runde 1 min vor Schluss ab, da Schuster keinerlei Gegenwehr zeigte oder versuchte, die Schläge zu meiden. Auch wenn diese Entscheidung in der letzten Runde in der Halle für Unmut sorgte und umstritten war, war sie dennoch die richtige, da das Wohl des Sportlers an oberster Stelle steht.
Philipp Schuster war mit dem Ausgang des Kampfes alles andere als einverstanden: „Was soll ich sagen? Der Ringrichter hätte wenigstens noch bis zum Ende warten können. Ich bin enttäuscht, dass abgebrochen wurde. Ich bin auf einen Knockout gegangen.“
Ein sichtlich zufriedener Felix Lamm, sagte im Anschluss: „Ich möchte mich bei allen bedanken. Ich hatte eine gute Vorbereitung. Philipp war stark. Aber ich war besser!“ Bis zum Kampfabbruch lag er mit 8 Runden vorn.
Techniker Bösel knockt KO-Schläger Liebau aus
Im Hauptkampf des Abends verteidigte Dominic Bösel seinen WBA Continental und WBO Intercontinental Gürtel erfolgreich gegen den Frankfurter „KO-König“ und Ex-Kickboxweltmeister Denis Liebau. Dieser gewann 18 seiner bis dahin 19 Kämpfe vorzeitig.
Das Duell der beiden Protagonisten begann auf Augenhöhe und mit recht hohem Tempo. Liebau, dessen Gegner bisher nicht die Klasse von Bösel hatten, fand gut in den Kampf und konnte dem Titelverteidiger zu Beginn durchaus Paroli bieten und gute Treffer landen. Die 3000 Fans in der Halle trugen erneut dazu bei, dass die Athmosphäre weiter mit Spannung gefüllt wurde.
Zwar kassierte Bösel in teils wilden Prügeleien zu viele harte Hände von Liebau, blieb jedoch trotzdem am Drücker und begann das Duell mehr und mehr zu bestimmen. Auch wenn man Liebau das hohe Tempo nicht zugetraut hätte, da er die meisten seiner Kämpfe bis spätestens Runde 3 beendete, blieb er konditionell bis Runde 6 auf einem hohen Niveau. Ab Runde 7 merkte man dann allerdings, dass die Kraft beim Herausforderer nachlies. Ab diesem Zeitpunkt drehte sich das bis dato recht ausgeglichene Duell zugunsten des Champions Dominic Bösel.
In Runde 8 dem Knockout nahe, schaffte es Liebau sich wieder zu erholen, nachdem er von Bösel mit harten Schlägen eingedeckt wurde. Schlussendlich gelang es Bösel dann jedoch in Runde 11, den Kampf vorzeitig zu beenden. Nach einem Aufwärtshaken, gefolgt von einer rechten Hand, ging Liebau das erste mal zu Boden, stand bei 8 aber wieder schnell auf den Beinen. Bösel, dessen letzter Knockout im Dezember 2014 war, nutzte seine Chance und schlug Liebau nach einem kurzen Schlagabtausch erneut zu Boden. Dieser stand zwar wieder auf, fand jedoch kein Mittel mehr, um die Schläge vom energischen Bösel zu unterbinden und ging erneut zu Boden. Referee Ingo Barrabas blieb nichts anderes übrig, als den Kampf zu beenden. TKO-Sieg für Dominic Bösel in der 11. Runde!
Dominic Bösel ist nun seit über einem Jahr die Nr. 1 der WBO – ein Kampf gegen WBO-Weltmeister Sergey Kovalev, der auch die Titel der WBA (Super) und IBF trägt, steht damit zum Greifen nahe. Ob und wann dieser Kampf jedoch stattfinden wird, ist noch nicht ganz klar. Kovalevs Terminkalender in diesem Jahr ist bereits voll: im Juli verteidigt er seine Titel gegen Isaac Chilemba, bevor im November das Mega-Event mit Andre Ward stattfinden wird. Auch bei SES plant man noch nicht direkt mit dem Kampf.
Ulf Steinforth kann sich diesen Kampf frühestens im nächsten Jahr vorstellen, jedoch wolle man auch schauen, dass sich Bösel in den anderen Verbänden platziert. Ggf. soll er vorerst um die EM boxen, vor allem jetzt da bei ECB Halbschwergewichtler Igor Mikhalkin Dopingsubstanzen nachgewiesen wurden und diesem eine lange Sperre droht.
Die Ergebnisse der Vorkämpfe in Spergau/Leuna
Light Heavyweight (6 Rounds)
Tom Pahlmann (Team Deutschland) vs. Bartlomiej Grafka (POL)
D PTS: 57:57, 57:57, 56:58
Light Heavyweight (6 Rounds)
Adam Deines (Team Deutschland) vs. Karel Horejsek (CZE)
D PTS: 58:56, 57:57, 57:58
Super Welterweight (6 Rounds)
Phillip Nsingi (Team Deutschland) vs. Marco Martini (GER / Wuppertal)
W PTS: 60:55, 60:54, 60:54
Cruiserweight (4 Rounds)
Jurgen Uldedaj (SES Boxing) vs. Sven Haselhuhn (GER / Halle/S.)
W PTS: 40:36, 40:36, 39:37
Super Welterweight (8 Rounds)
Leo Levani (AUT) vs. Fouad El Massoudi (FRA)
W PTS: 77:76, 77:75, 77:75
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es SES Boxing erneut gelungen ist, einen Boxabend mit gutem Matchmaking und spannenden Kämpfen auf die Beine zu stellen, bei welchem die beiden Hauptkämpfe für riesige Stimmung in der Jahrhunderthalle in Spergau/Leuna sorgten.
Box-Urgestein Ebby Thust, ehemaliger Promoter und Matchmaker fasste den Abend so zusammen: „Die beiden Hauptkämpfe der heutigen SES-Veranstaltung waren besser als die meisten Veranstaltungen in deutschen Ringen in diesem und dem letzten Jahr.“