Der aktuelle Schwergewichts-Olympiasieger von Tokio, der Usbeke Bakhodir „The Big Usbek“ Jalolov, ist an diesem Samstag wieder im Ring.
An diesem Wochenende ist ein Schwergewichtler, dem Tyson Fury, Deontay Wilder und Anthony Joshua mit Sorge über die Schultern schauen sollten, in Aktion und die weltweite Schwergewichtsszene erwartet einen erneuten KO-Sieg von ihm.
Er ist ein nobler Rechtsausleger, der nur begrenzt Englisch spricht, aber eine olympische Goldmedaille und einen ungeschlagenen Rekord als Profi hat. Nur meinen wir nicht den Weltmeister in zwei Gewichtsklassen Oleksandr Usyk, der am gleichen Tag, seine vier WM-Titel gegen den Briten Daniel Dubois in Breslau, Polen verteidigt.
Der „andere“ Schwergewichtler, zu dem diese Beschreibung passt, ist sieben Jahre jünger und mehr als 10 Zentimeter größer als Oleksandr Usyk: Usbekistans Bakhodir Jalolov. Er ist die gefährlichste Perspektive im Welteliten-Schwergewichtsboxen und hat alle Talente, um bald Weltmeister zu werden.
Bakhodir Jalolov steht vor seinen ersten Kampf, seit seiner Vertrags-Unterzeichnung mit dem größten amerikanischen Promoter Top Rank. Sein Gegner am kommenden Samstag in Tulsa, Oklahoma, USA, ist der Nigerianer, Onoriode Ehwarieme. Nachdem Jalolov im Juli dieses Jahres 29 Jahre alt geworden ist, möchte er einen weitere KO-Sieg, zu seinem einschüchternden Profi-Rekord, von 12 Kämpfen und 12 KO-Siegen (12-0-0, 12 KO-Siege), hinzufügen..
Vergleiche mit den Größen aus der aktuellen Weltrangliste im Schwergewicht, wie Oleksander Usyk, Tyson Fury, Deontay Wilder oder Anthony Joshua, sind natürlich unfair. Denn am Anfang seiner Karriere kämpfte der 2,01 Meter große Bakhdor Jalolov nicht wie der brillante Ex-Cruisergewichts-König aus der Ukraine, gleich gegen die Besten der Besten.
Stattdessen ist Jalolov eher wie eine Linkshänder-Version seines mit ihm aufwachsenden Helden, wie etwa Wladimir Klitschko. Ein großer, schlagkräftiger, hochklassiger Schwergewichtler, der hinter einem bilderbuchhaften Jab operiert und eine pulverisierende Schlaghand abfeuert – aber überraschend schnell für einen 115-Kilo-Riesen ist.
Um Bakhdomir Jalolov das ultimative Kompliment zu machen, kann man sagen, dass er manchmal schlägt, wie eine Kombination aus beiden Klitschko-Brüdern, die zu einem Kerl zusammengeschweißt sind. Er hat Wladimirs fließenden Stil trotz seiner Masse, ist aber weniger vorsichtig als der ukrainische Boxstar, den sie früher „Dr. Steelhammer“ nannten – eher wie der große Bruder Vitali, wenn es darum geht, die Aktion zu machen und dabei seinem Kinn zu vertrauen.
All dies basiert jedoch weitgehend auf Bakhodir Jalolovs schillernde Amateurleistungen, wo er den Super-Schwergewichts-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen in Tokio gewann und dabei den Briten Frazer Clarke auf dem Weg ausschaltete und den inzwischen auch zum Profi gewordenen US-Amerikaner Richard Torrez Jr im Finale bezwang, um dann der olympischen Goldmedaille noch seine beiden WM-Goldmedaillen bei den Amateuren hinzuzufügen.
Frazer Clarke bezeichnete Jalolov während des Turniers in Tokio als „ein Monster“ und nur wenige werden anderer Meinung sein.
Wenn es eine Kritik an Jalolov gibt, dann ist es die, dass seine Profikarriere in den zwei Jahren seit den Olympischen Spielen in Tokio nur langsam vorangekommen ist, während sein Gegner-Niveau auch nicht allzu hoch war.
Wenn es eine weitere Kritik gibt, dann ist es, dass sein Spitzname „The Big Uszbek“ völlig überdacht werden muss. OK, nicht jedes Schwergewicht kann ein „Iron‘ Mike Tyson oder „Smoking“ Joe Frazier sein, denn das ist buchstäblich nur eine Beschreibung dessen, was Bakhodir Jalolov ist, eben ein großer Usbeke.
Fast-Tracking-Elite-Amateure sind nichts Neues im Profiboxen. Oleksander Usyk gewann in seinem zehnten Pro-Kampf schon seinen ersten Weltmeistertitel, während sein Landsmann Vasiliy Lomachenko nur drei Kämpfe benötigte um Weltmeister zu werden. Jalolov steht in seinem 13. Pro-Kampf dem ebenfalls 2,01 Meter großen Nigerianer, Onoriode Ehwarieme gegenüber, der mit 20-2-0, 19 KO-Siege, einen anständig Profi-Rekord hat. Onoriode Ehwarieme hat von 22 Kämpfen nur zwei Kämpfe verloren, einen gegen den unbesiegten Weltranglisten-Boxer vom Hamburger Universum Boxstall, Zhan Kossobutskiy und gegen den kann man verlieren.
Dass Bakhodir Jalolov, seine Promoteranfragen lange aussortierte, ist der Grund, warum dies sein erster Kampf im Jahr 2023 ist. Außerdem nutzte er eine Änderung der Regeln des Amateurboxens, die schon vor Jahren genehmigten, dass auch Profiboxer an Olympischen Spielen und Amateur-Weltmeisterschaften teilnehmen dürfen. Deshalb wechselte Jalolov, in seiner Profikarriere, auch mal wieder hin zu den Amateuren, um dort auch nach dem Übertritt ins Profilager, wieder beim WM-Turnier der Amateurboxer teilzunehmen und natürlich dabei wieder Amateur-Weltmeister im Super-Schwergewicht zu werden. Ein Hin- und Her-Wechsel, für den der Usbeke viel Kritik erhielt, nachdem er beim letzten WM-Turnier, seinen amerikanischen Gegner Richard Torrez so brutal ausgeknockt hatte, dass dieser auf einer Krankentrage aus dem Ring abtransportiert werden musste. Jarolov ist damit ganz sicher der einzige Boxer in der Geschichte des Boxsports, der als Profiboxer Amateur-Weltmeister wurde.
In Japan war Richard Torres auch schon der Gegner, den Jalolov im olympischen Finale besiegte, damals noch durch einstimmige Punkt-Entscheidung. Er schloss sich Anthony Joshua, Wladimir Klitschko, Lennox Lewis und Audley Harrison an, um die Goldmedaille im Super-Schwergewicht zu gewinnen. Bei den Amateuren heißt die höchste Gewichtsklasse ‚Supe-Schwergewicht‘, während hier die ‚Schwergewichts‘-Klasse identisch mit dem ‚Cruisergewicht‘ bei den Profis ist.
Bakhodir Jalolov, der 2016 noch von dem älteren und erfahreneren Joe Joyce, bei seinen ersten Olympischen Spielen im Alter von 22 Jahren, besiegt wurde, sah wie ein viel imposanteres physisches Exemplar seiner selbst aus, als er fünf Jahre später zurückkam (aufgrund der Pandemie, wurden damals die Olympischen Spiele in Tokio auf 2021 verschoben).
Der jetzt in der Gegend von Brooklyn, New York, USA, ansässige Ausnahme-Boxer hat in seinem letzten Kampf eine beeindruckende Figur gemacht, indem er seinen Gegner Curtis Harper im vergangenen November in der vierten Runde ausknockte.
Der bekannte Showtime-TV-Analyst und ehemalige Leichtgewichts-Weltmeister Ray ‚Boom Boom‘ Mancini, war von der dominanten Leistung Jalolovs so beeindruckt, dass er sagte, der Usbeke könnte sogar schon bereit sein, sich schon im Jahre 2023 Deontay Wilder zu stellen.
Das wird in diesem Jahr wohl nicht passieren, nicht zuletzt, weil Jalolovs Fortschritte angesichts seines Hin- und Her-Wechselns zwischen Profis und Amateuren, frustrierend langsam waren.
In Bezug auf das Profil wurde er dabei vom charismatischen Amerikaner Jared Anderson überholt, der ein Jahr später als Jalalov Profi wurde, aber bereits mehr professionelle Kämpfe in seinem Rekord hat als der Usbeke. Aber seit Anderson in seinem letzten Kampf gegen Charles Martin – den Anthony Joshua nach nur fünf Minuten ausknockte – über die volle Distanz gezwungen wurde, hat sich der Hype um Jared Anderson ein wenig beruhigt.
Bakhodir Jalolov scheint die Statur, die Fähigkeiten, den Rechtsauslage-Stil und die unbestrittene KO-Power zu haben, um eines Tages eine Alptraumperspektive für jeden in der Schwergewichts-Klasse zu sein, von den alten Amateurrivalen Frazer Clarke und Joe Joyce bis hin zu Tyson Fury, Deontay Wilder und auch Oleksandr Usyk.
Potenzial ist jedoch ein riskantes Angebot, insbesondere im Schwergewicht, wo ein einziger Schlag die Lichter eines Boxers ausschalten und eine unumgängliche Aussicht in Sekundenschnelle in Luft auflösen kann.
Im Moment ist Bakhdomir Jalolov derjenige, der alles was sich ihm in den Weg stellt zerstört. Wenn er seine 100-prozentige KO-Quote am kommenden Samstag auch gegen Ehwarieme aufrechterhalten kann und dann für den Rest des Jahres aktiv bleibt, könnte „The Big Usbek“ im Jahre 2024 ein unüberwindbares Problem für jeden Schwergewichtler der Welt sein.