Artur Beterbiev bleibt dreifacher Weltmeister mit einem überzeugenden Sieg über Callum Smith. Nun scheint der Weg frei für einen Bivol-Kampf.
Am Samstag hat Artur Beterbiev (20-0) in Quebec City, Kanada, seinen 20. vorzeitigen Sieg über Callum Smith (29-2) feiern können und bleibt dreifacher Weltmeister im Halbschwergewicht. Der baldig 39-jährige russische Kanadier galt im Vorfeld als Favorit, doch eine wenig überzeugende Leistung gegen Anthony Yarde (24-3), sein erhöhtes Alter, eine zurückliegende Verletzung sowie die Qualität seines Gegners ließen den Kampf nicht unproblematisch erscheinen. Doch im Ring wollte der Champion davon nichts wissen und zeigte keine Blöße.
Nach anfänglicher Ausgeglichenheit kippte der Kampf zunehmend
Der Kampf begann zunächst ziemlich ausgeglichen. In der ersten Runde geschah nur wenig. Beterbiev war zwar aktiver, doch beide Boxer bewiesen eine geschlossene Deckung. In Runde 2 wurde Smith dann mutiger und landete auch einige solide Treffer, wodurch er diese Runde durchaus für sich entschieden haben dürfte. Doch in der dritten Runde kippte der Kampf dann völlig zugunsten von Beterbiev. Der Weltmeister kam mit einigen harten Treffern durch, wovon Smith sichtlich gezeichnet war. Es beschlich das Gefühl, dass das der Moment sein könnte, wo ein noch ausgeglichener Kampf kippen würde.
Auch in den darauffolgenden Runden musste Smith immer wieder klare Hände nehmen und Blut verteilte sich in seinem Gesicht. Die Ringecke forderte den Briten auf, sich nicht so statisch zu zeigen. Beterbiev konnte in den mittleren Runden problemlos Smith am Seil stellen und bearbeiten, was sicherlich nicht der Gameplan im Vorfeld war. Smith konnte jedoch keine Änderung im Kampf mehr herbeibringen. In Runde 6 gab es tatsächlich noch gute Kontermomente, doch in Runde 7 ging Smith nach harten Schlägen 2x zu Boden. Er versuchte zwar wieder aufzustehen, doch sein Trainer ging schon in den Ring und brach somit den Kampf ab. Beterbiev bleibt also auch nach dem 20. Kampf Weltmeister mit einer beeindruckenden und tadellosen KO-Quote von 100 %. Er zeigte sich gegen Smith defensiv um einiges umsichtiger und vermied überwiegend die harten Powerpunches als Konter, was eine Steigerung zum Yarde-Kampf entsprach. Nun ist der Weg frei für einen zukünftigen Kampf um sämtliche Gürtel gegen Dmitrii Bivol (22-0).
Das Toptalent Christian Mbilli liefert den nächsten Actionfight
Im Co-Mainevent trafen Christian Mbilli (26-0) und Rohan Murdock (27-3) im Supermittelgewicht aufeinander. Mbilli, der in 3 von 4 Weltverbänden ganz oben im Ranking steht, gilt als eine der großen Boxhoffnungen in Kanada. Der schlagstarke und offensivstarke Mann, der sich mit einer Reihe von spektakulären KOs einen Namen gemacht hat, traf auf Murdock, einen Top-10-IBF-Kämpfer. Der Australier Murdock galt zwar als klarer Underdog, doch sein vorheriger Sieg über den Puncher Issac Hardman (15-2) ließ aufhorchen.
Früh legte Mbilli ein hohes Tempo an den Tag und wollte seiner Favoritenrolle gerecht werden. Immer wieder schlug er ganze harte Schlagserien. Murdock, der neben starker Nehmerqualität auch gute Konterfähigkeiten offenbarte, verblieb nicht ungefährlich. So musste Mbilli tatsächlich in Runde 3 und 6 kurz zucken nach Kontern von Murdock, doch wenig später entlud er selbst wieder. Der brachiale Kampf verlief so ungesund für Murdock, dass man über einen Abbruch schon nach 5 Runden hätte nachdenken sollen bzw. müssen. Der Australier nahm wirklich sämtliche Volltreffer mit einer Konstanz, die ihn vermutlich über 10 Runden ins Krankenhaus befördert hätten. Am Ende hatte die Ecke das Einsehen und brach den Kampf in Runde 6 ab.
Moloney und Sanchez liefern sich den Kampf des Abends
Nicht nur beim Hauptkampf ging es um die Weltmeisterschaft. Im drittletzten Kampf des Abends, was auch mit Abstand der beste sein sollte, verteidigte Jason Moloney (27-2) erfolgreich seinen WBO-Titel im Bantamgewicht gegen Saul Sanchez (20-3). Für Moloney bedeutete es seine erste Titelverteidigung nach dessen Erhalt über Vincent Astrolabio (19-4). Der Kampf gegen Sanchez sollte ihm rückblickend aber auch alles abverlangen.
Frühzeitig machte sich seitlich vom Auge ein sehr langer und tiefer Cut bemerkbar bei Moloney. Das Tempo war von der ersten Runde exorbitant hoch. Sanchez lieferte harte Powerpunches und gute Jabs, Moloney versuchte es mit dynamischen Aktionen und guten Leberhaken. Man kann wohl festhalten, dass Sanchez in den ersten 6 Runden der etwas aktivere und präzisere Mann gewesen ist. Ab Runde 8 konnte Moloney aber zunehmend überzeugender werden. Er versuchte Sanchez viel in den Infight zu ziehen und es physisch zu machen. Dabei zeigte sich wohl auch, dass Moloney über mehr Kondition scheinbar verfügte als sein Kontrahent. Selbstverständlich reagierte Sanchez immer wieder und landete selbst harte Treffer, doch der Großteil der hinteren Runden ging tendenziell an Moloney.
Am Ende ging dieser beeindruckende Weltmeisterschaftskampf über die volle Distanz von 12 Runden, und das begeisterte Publikum wartete gespannt auf die Scorecards. Dort setzte sich die a-side und Titelverteidiger Moloney via MD durch. Das Urteil lautete 114-114 und 2x 116-112. Nicht allen Zuschauern gefiel das Urteil, es gab auch Pfiffe zu hören. 116-112 spiegeln diesen Kampf auf Augenhöhe auch nicht wider, aber am Ende ist der Titelbehalt für Moloney absolut vertretbar. Wer diesen Kampf nicht sah, sollte es zwingend nachholen. Es war Werbung für den Boxsport.