Agit Kabayel im Interview vor Makhmudov-Fight in Riad: „Hauen kann ich auch!“

Foto: Jan Bittner

Am kommenden Samstag steigt im saudi-arabischen Raid die wohl größte „Box-Sause“ der Geschichte, der „Day of Reckoning“. Die Fightcard ist vollgespickt mit namhaften Boxern der Weltspitze, amtierenden und ehemaligen Weltmeistern sowie einem Europameister: dem deutschen Schwergewichtler Agit Kabayel vom SES Boxstall aus Magdeburg.

Der Bochumer Agit Kabayel steht nach seinen großen Kämpfen gegen Derek Chisora (November 2017) und Agron Smakici (März 2023), bei denen es beide Male um die EM-Krone der EBU im Schwergewicht ging, vor der größten Aufgabe seiner bisherigen Karriere als Profiboxer. In Riad, Saudi-Arabien trifft der Europameister auf den in Kanada lebenden, russischen KO-Schläger Arslanbek Makhmudov. Der ist, wie Kabayel auch, als Profi ungeschlagen und beendete, bis auf einen Fight, alle seiner 18 Ringeinsätze vorzeitig. Kabayel muss sich also in Acht nehmen. Boxt der SES-Schwergewichtler klug, bleibt stetig in Bewegung und lässt sich nicht auf eine Schlägerei ein, ist er gewiss nicht chancenlos.

Agit Kabayel und sein Cutman Enno Werle / Foto: privat

Einer, der seit 2015 als Cutman an Kabayels Seite steht, ist der 75-jährige Enno Werle. Werle, der als Trainer 1993 Markus Bott zum WBO-Weltmeister im Cruisergewicht machte und seit vielen Jahrzehnten dem Boxsport verschrieben ist, sagte gegenüber BOXEN1: „Sein Trainer Sükrü Aksu macht wirklich sehr gute Arbeit! Auf mich hat Agit vom Kopf her noch nie so einen souveränen Eindruck gemacht. Er hatte eine sehr gute Sparringsphase und wir sind guter Dinge.“

Mit dem, aus boxdeutscher Sicht, „Mann der Stunde“ Agit Kabayel führten wir im Vorfeld seines Kampfes am Samstag, welcher live auf DAZN übertragen wird, ein Interview.

Agit, der Kampf gegen Arslanbek Makhmudov auf der wohl größten Fight Card der Geschichte, war für alle deutschen Boxfans eine Überraschung. Auch für dich?

Agit Kabayel: „Nicht wirklich! Wir hatten ja in den letzten zwei, drei Jahren schon mehrere Anfragen von den bestens bekannten Top-Schwergewichtlern und ich stehe zudem ja schon etwas länger in den Weltranglisten ganz oben. Nur, es hat mich wirklich gefreut, dass es dann auch mal zu einem Abschluss gekommen ist.“

Sükrü Aksu und Agit Kabayel / Foto: Team SES / M. Müller

Wie kam es zu dieser Ansetzung?

Agit Kabayel: „Die Anfrage und Planung für einen Kampf jetzt im Dezember gab es für mich und SES Boxing schon länger – nun ist es bei diesem großartigen Event eben der Gegner Makhmudov geworden. Der besondere Reiz in unserem Fight ist das Duell von zwei ungeschlagenen Schwergewichtlern!“

Der Kampf ist der größte deiner bisherigen Karriere. Hat sich dadurch deine Vorbereitung nochmal verschärft?

Agit Kabayel: „Nicht wirklich. Mein Coach Sükrü Aksu ist ja eh ein ‚harter Hund‘ und der gibt mir immer ein unerbittliches, aber gut dosiertes Programm vor. Da ist selbst die einfache Erwärmung immer eine körperliche Herausforderung!“

Wie lief/läuft die Trainingsphase?

Agit Kabayel: „Wie sagt man immer so schön: wir hatten eine optimale Vorbereitung! Aber, ganz offen und ehrlich: da waren gute Sparringspartner in unser UFD-Gym nach Düsseldorf eingeladen, die haben zuerst immer den ‚Makhmudov‘ machen wollen und später haben wir dann die harten, offenen und flexiblen Sparringsrunden ausgetragen. Das hat dann mehr gebracht!“

Sükrü Aksu und Agit Kabayel / Foto: Team SES / M. Müller

Beim Kampf gegen Agron Smakici musstest du über deine Grenzen gehen, warst am Boden und konntest den Kampf aber letztlich doch vorzeitig für dich entscheiden und erneut Europameister werden. Was nimmst du aus dem Kampf mit und wie wird dir das für das Gefecht mit Makhmudov helfen?

Agit Kabayel: „Da kann man nicht wirklich viel mitnehmen oder übertragen. Ich muss einfach mehr aufpassen, immer konzentriert und geduldig sein – meine Stärken nutzen und auf den Gegner anpassen.“

Auf was stellst du dich ein? Wie schätzt du den Makhmudov ein und was konntest du für Schwachstellen ausmachen?

Agit Kabayel: „Der Junge ist wohl mein stärkster Gegner, er hat mit seiner KO-Quote einen ordentlichen Bums in den Fäusten und will immer gleich den Kampf bestimmen. Dafür hat mein Trainer Sükrü Aksu aber einen Plan, der auf meinen Stärken, wie z.B. der Schnelligkeit und Beweglichkeit, aufbaut. Und, ‚hauen‘ kann ich auch!“

Foto: Jan Bittner

Du boxt auf der wohl größten Bühne, die die Boxwelt je gesehen hat – Was macht das mit dir?

Agit Kabayel: „Klar bin ich stolz, ein Teil dieses Mega-Box -Events zu sein. Jeder Kampf an diesem Abend wäre als Hauptkampf für ein große Box-Veranstaltung einsetzbar. Diese riesige, weltweit beachtetet Plattform für das Schwergewicht kann ich mit einem Sieg, einem guten Auftritt für mich nutzen und zudem, es wird im Schwergewicht nach diesem Abend in Riad ordentlich aussortiert. Nach den Fights sind es dann eben nur noch eine Handvoll Schwergewichtler, die sich für einem WM-Kampf in Stellung bringen können.“

Die EBU hat kürzlich Tom Schwarz von Fides Sports zum Pflichtherausforderer ernannt. Kannst du dir einen Kampf gegen deinen ehemaligen Stallgefährten vorstellen?

Agit Kabayel: „Das steht jetzt nicht wirklich zur Debatte. Ich boxe am 23. Dezember in Riad, das zählt und nur darauf bin ich konzentriert!“

Der Kampfabend aus Riad, der unter dem Motto „Day of Reckoning“ steht, wird am kommenden Samstag ab 17 Uhr live auf DAZN übertragen. Der erste Kampf wird für ca. 17:15 Uhr erwartet.

Das offizielle Fightposter zum XXL-Event Day of Reckoning.
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