Am Freitag wird Polen der Austragungsort eines WBC-Weltmeisterschaftskampfes im Bridgerweight sein. Der Kampf verspricht ein vorzeitiges Ende.
Die einzige Männer-Weltmeisterschaft in dieser Woche findet am Freitag in Rzeszów, Polen, statt. Die polnische Nummer 1, KnockOut Promotions, und ihre britischen Kollegen von Boxxer veranstalten gemeinsam ein Event. Im Hauptkampf erfolgt der große WBC-Bridgerweight-Showdown, der so einiges zu bieten hat. Es ist nicht das erste Mal, dass beide Parteien zusammenarbeiten und gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Im April 2023 gab es schon diese Konstellation. Damals gewann die polnische Seite den Titel über den Boxxer-Schützling Alen Babic (12-1), der spektakulär in der ersten Runde durch den Ring geprügelt und gestoppt wurde. Kann der Erfolg wiederholt werden?
Rozanski – ein absoluter Actionfighter
Der Weltmeister der WBC im Bridgerweight heißt Lukasz Rozanski (15-0). Der Pole ist mittlerweile schon 38 Jahre alt und stand zuletzt nicht sonderlich regelmäßig im Ring, wenn er jedoch antrat, dann brannte es lichterloh! Rozanski gilt als absoluter Actionfighter, der mit vernichtenden Powerpunches seine Gegner in kürzester Zeit zu Kleinholz verarbeitet. Nicht ohne Grund blickt er auf eine KO-Quote von über 93 %, was vermutlich so ziemlich der höchste Wert sämtlicher aktiver Weltmeister ist. In Polen machte er sich einen Namen mit Siegen über die starken Landsmänner Albert Sosnowski (49-9-2), Izuagbe Ugonoh (18-2) und Artur Szpilka (24-5), die alle zügig gestoppt wurden.
Schnell kletterte Rozanski in der Weltrangliste der Bridgerweights hoch und bekam die Gelegenheit, im Firefight gegen die kroatische Abrissbirne Alen Babic (12-1) um den WBC-Titel zu kämpfen. Der Kampf wurde als 50/50-Schlacht erwartet, weil beide Boxer nur den Offensivgang kennen und defensiv auch Lücken aufweisen. Babic, der seine Karriere in England macht, hatte sicherlich das etwas internationalere Resümee vorzuweisen, was ihm aber keineswegs half. Rozanski zerstörte Babic mühelos in Runde 1 und kürte sich zum WBC-Weltmeister.
Im Nachgang wurde ein Kampf zwischen Rozanski und Badou Jack (28-3-3) verhandelt, der allerdings nicht fixiert werden konnte. Währenddessen verstarb noch der langjährige Erfolgstrainer von Rozanski, was ein schwerwiegender Verlust war. Nach über einem Jahr Ringabstinenz wird der Weltmeister aber am kommenden Freitag unter neuer Trainerführung zurückkehren.
Okolie – ein renommierter Exweltmeister im Cruisergewicht
Bei der ersten Titelverteidigung wird Rozanski jedoch eine große Aufgabe erhalten, denn mit Lawrence Okolie (19-1) steht ein renommierter Boxer auf der Gegenseite. Okolie war ein Schützling von Eddie Hearn und konnte sich im März 2021 den WBO-Cruisergewichtstitel über den Huck-Bezwinger Krzysztof Glowacki (32-4) sichern. Über zwei Jahre und vier erfolgreiche Titelverteidigungen hinweg behielt er den Titel, ehe er etwas überraschend gegen seinen Landsmann Chris Billam-Smith (19-1) verlor. In diesem Kampf war er sogar mehrfach am Boden. Zuvor hatte er die Promotion gewechselt und war zur Konkurrenz (Boxxer) gegangen. Ein Wechsel, der sich bislang nicht zwingend ausgezahlt hat. Am Freitag bekommt er jedoch die nächste Titelchance in einer neuen Gewichtsklasse, was natürlich äußerst vielversprechend erscheint.
Okolie hat trotz seiner Klasse einen sehr schmutzigen Kampfstil, der auch nicht sonderlich attraktiv zu verfolgen ist. Er nutzt viel den Clinch und arbeitet darüber dann im Infight. Das kann für den Gegner und die Zuschauer frustrierend sein, wodurch er auch kein Fanmagnet ist. Entsprechend bietet sich der Kampf natürlich auch im Ausland an, weil er in Großbritannien selbst nicht die großen Hallen als Mainfighter füllt. Doch dieser Auswärtskampf wirft im Vorfeld auch einige Fragen auf.
Wie großzügig wird die Linie in Polen für Okolie ausgelegt?
Eine der zentralen Fragen im Vorfeld lautet, wie großzügig die Linie für Okolie in Polen sein wird. In Großbritannien hat er zumeist als Weltmeister ziemlich viel Narrenfreiheit genossen und konnte sein unsauberes Spielchen konsequent durchziehen. Das ist teilweise so negativ und auch regelwidrig, dass man durchaus im Ausland davon ausgehen kann, dass er diese Linie nicht dauerhaft fahren kann. Es könnte zu Ermahnungen und Punktabzügen führen, wodurch er sich unter Umständen etwas anpassen muss in Polen. Ein Gewichtsklassenaufstieg ist ebenfalls stets ein Faktor, den man berücksichtigen muss. Da allerdings Okolie zu den physisch sehr starken Cruisergewichtlern gehörte und mit seinen 1,96 m eine imposante Statur aufweist, wird er im Bridgerweight physisch sehr gut zurechtkommen und sich unter Umständen sogar wohler fühlen.
Für Rozanski ändert sich zunächst nicht viel. Seine Herangehensweise lautet stets die offensive Brechstange, egal welcher Gegner dort kommt. Es bleibt abzuwarten, inwiefern er gegen den langen und haltenden Okolie richtig herankommt. Wenn Okolie es schafft, die anfängliche Druckphase des Weltmeisters zu überstehen, dann dürfte er hinten heraus stärker einzuschätzen sein. Rozanski hat noch nie mehr als vier Runden in einem Kampf gesehen, während Okolie schon zwölf Runden gegangen ist, was ein immenser Vorteil ist. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass der Kampf wirklich über die Runden geht. Eine der beiden Seiten wird fallen, und wer es am Ende sein wird, das zeigt sich am Freitag in Polen.
Im Co-Mainevent steht der PBC-Mann Fiodor Czerkaszyn
Die Undercard selbst hält zwar weniger Highlights parat, bietet jedoch fünf weitere Kämpfe, die überwiegend solide erscheinen.
Fiodor Czerkaszyn (23-1) vs. Jorge Cota (31-6) im Mittelgewicht: Czerkaszyn ist ein gebürtiger Ukrainer, der in Polen kämpft und lebt. Er gilt als sehr gutes Talent, was ihm einen Co-Promotionvertrag mit der PBC in den USA eingebracht hat. Nach drei überzeugenden Siegen in den USA kehrte er auf der Undercard von Usyk vs. Dubois nach Breslau zurück, wo er überraschend gegen den Franzosen Anauel Ngamissengue (13-0) unterlag. Diese Niederlage war ein Rückschlag für seine internationale Karriere in den USA. Nun möchte er in Polen wieder nach oben kämpfen und trifft auf den international erfahrenen Cota. Cota hat zwar regelmäßig gegen absolute Weltklasseboxer verloren, gilt jedoch als gefährlicher Puncher. Dieser Kampf ist sicherlich das Highlight der Undercard.
Jan Czerklewicz (12-1) vs. Paul Valenzuela Cuesta (28-11) im Supermittelgewicht: Czerklewicz begann seine Profikarriere in den USA, wo er jedoch im dritten Kampf prompt gestoppt wurde. Seitdem kämpft er in seiner Heimat, wo er einige gute Siege auf nationalem Niveau einfahren konnte. Auf BoxRec rangiert er aktuell auf Platz 90 und trifft nun auf den international erfahrenen Mexikaner Valenzuela. Dieser kommt aus einem bemerkenswerten Erfolg: Gegen den starken Brasilianer Patrick Teixeira (34-4) gewann er im April 2022 überraschend durch Disqualifikation. Seitdem hatte er jedoch keinen Kampf mehr. Da Czerklewicz nicht als unbezwingbar gilt, könnte dieser Kampf durchaus spannend werden.
Ihosvany Rafael Garcia (12-0) vs. Lukasz Plawecki (7-1-2) im Halbschwergewicht: Garcia ist ein Kubaner, der in Polen unter Vertrag steht. Auch Osleys Iglesias (10-0) kämpfte eine längere Zeit in Polen. Garcia wurde entsprechend aufgebaut und feierte zwölf Siege, darunter einen gegen Patrick Rokohl (24-5). Nun trifft er auf Plawecki, einen ehemals sehr erfolgreichen Kickboxer der sich mit über 30 noch im Profiboxen versuchen möchte. Seine bisherigen Kämpfe liefen soweit solide, aber im vergangenen Jahr musste er seine erste Profiniederlage hinnehmen. Da Plawecki durch seine Kickboxerfolge ein bekannter Name in Polen ist, verspricht der Kampf dort zumindest nicht völlig uninteressant zu sein.
Zwei weitere 4 Runden-Kämpfe werden zudem auf der Undercard stattfinden.
Legale Übertragung im Triller-PPV vorhanden
Natürlich stellt sich stets die Frage, ob eine Übertragung bei uns verfügbar sein wird. Diesbezüglich gibt es die frohe Nachricht, dass das Event beispielsweise in Deutschland auf TrillerTV für 15 $ im Pay-Per-View übertragen wird. Der Beginn ist am Freitag um 19:30 Uhr.
Wem dies jedoch zu teuer erscheint, der kann alternativ versuchen, TVP-Sport oder Sky UK zu empfangen, wo das Event ebenfalls übertragen wird.