Vervollständigt heute Oleksandr Gvozdyk die ukrainische Vormachtstellung im Boxsport?

Gewinnt Oleksandr Gvozdyk heute Nacht von Adonis Stevenson dessen WBC-Titel im Halbschwergewicht?

Seit Jahren waren die Boxerfolge der Ukraine von den dominierenden Brüdern Klitschko definiert, untermauert und unterstrichen worden. Ihre Erfolge die fast über zwei Jahrzehnte reichten, machte das osteuropäische Land zum Synonym für den Erfolg im Ring. Der Ruhm der beiden ukrainischen Brüder hat Wellen geschlagen und es ist mehr als bemerkenswert was deren Erfolge im ganzen Land ausgelöst haben. Ein regelrechter Hype.
Aber es ist immer so wenn ein Land einen oder wie in diesem Falle gleich zwei Welt-Sportler hervorbringt, dann löst das eine regelrechte Massenhysterie aus und die Kinder und Jugendlichen eines Landes werden, wie im Falle der Ukraine, zu kleinen Klitschkos. So war es zB in Deutschland als Didi Thurau tagelang bei der Tour de France im gelben Trikot fuhr und Jan Ulrich die Tour sogar gewann, da strömten die Kinder und Jugendlichen in die Radsportvereine und das Gleiche geschah nach dem Wimbledon-Sieg von Boris Becker, da waren es die bundesdeutschen Tennisvereine die sich über den Zulauf unzähliger jungen Tennisspieler freuen durften.

Und nach einigen Jahren macht sich dann der Erfolg dieser Hype bemerbar. In den letzten Jahren sind in der Ukraine drei bemerkenswerte, talentierte Boxer aus dem Schatten der Klitschko Brüder hervorgetreten: Vasiliy Lomachenko, Oleksandr Usyk und jetzt Oleksandr Gvozdyk.

Gvozdyk trat im Jahre 2014 zum Profis über, nachdem er bei den Olympischen Spielen 2012 in London im Halbschwergewicht die Bronzemedaille gewonnen hatte. Heute Nacht kämpft der 31-Jährige Interims-Weltmeister nun in Quebec gegen den amtierenden WBC Champion Adonis ‚Superman‘ Stevenson und Gvozdyk will sich den grünen Gürtel der WBC umschnallen und es seinen beiden Landsleuten Vasiliy Lomachenko und Oleksandr Usyk nachmachen.

Dieses Trio ukrainischer Talente, die jetzt unisono ihre berufliche oberste Ziele erreicht haben, kann auf erstaunliche Zahlen zurückgreifen. Einer Anzahl von 951 Amateur-Siegen stehen nur insgesamt 46 Niederlagen gegenüber. Bisher haben alleine zwei aus diesem Trio, nämlich Lomachenko und Usyk, insgesamt neun Weltmeistertitel (darunter auch den Ring Magazine-Gürtel) gewonnen und wahrscheinlich kommt heute Nacht dann der 10 Gürtel dazu.

Oleksandr Gvozdyk nach dem Gewinn des WBC Interimsgürtels

Es ist eine große Frage, aber Gvozdyk ist zuversichtlich, wenn er heute Nacht mit dem 41-jährigen WBC-Champion in den Ring von Quebc steigt. Stevenson (31-1-1) möchte natürlich, nach seinem Unentschieden gegen Badou Jack im Mai dieses Jahres, seine zehnte erfolgreiche Titelverteidigung einfahren. Aber ich glaube Gvozdyk wird ihm da einen Strich in die Rechnung machen.

Gvozdyk ist bei den Buchmachern der 2:1 Favorit. Nach Stevensons Unentschieden gegen Jack scheint der Konsens zu sein, dass seine Zeit als Halbschwergewichts-Champion heute zu Ende geht und da werden Stevenson wohl auch nicht mehr seine ehemals hervorragenden technischen Fähigkeiten und wahrscheinlich auch nicht seine Rechtsauslage mehr nutzen. Stevenson scheint mit 41 soweit zu sein das Zepter weiterzugeben zu müssen.

Die Paarung der Nacht: Adonis Stevenson vs Oleksandr Gvozdyk

Gvozdyk und sein Team sind zuversichtlich, heute Nacht ihrem ersten Weltmeistertitel einzufahren.  Der Ukrainer hat zwar im März dieses Jahres durch einen klaren Punktsieg über den Franzosen Mehdi Amar schon die Interims-Weltmeisterschaft der WBC gewonnen, aber der dreimalige ukrainische Meister weigert sich dies als Erfolg anzuerkennen. Er möchte den richtigen Welttitel den zur Zeit noch Adonis Stevenson trägt. Der Sieg heute Nacht würde Gvozdyk auf die gleiche Stufe wie Lomachenko und Usyk als Weltmeister stellen. Zusammen mit  Artem Dalakian, dem ebenfalls ukrainischen WBA-Champion im Fliegengewicht, würde dies dann ein bedeutsames Jahr innerhalb des quadratischen Kreises für die Ukraine abschließen.

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