Im Auswärtsspiel in London musste sich Superstar Vasyl Lomachenko ordentlich ins Zeug legen, um den stark aufgelegten Lokalmatadoren Luke Campbell in die Schranken weisen zu können.
„Cool Hand Luke“ gibt nicht klein bei
Heiß ersehnt war der Auftritt Vasyl Lomachenkos (14-1-0, 10 KOs) in Englands Hauptstadt, 7 Jahre nachdem er dort zuletzt in den Ring stieg und die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen einheimste. Schon unter der Woche wurde der 31-jährige Leichtgewichtler gefeiert, als wäre er der Heimboxer in dieser Angelegenheit. Dabei stand ihm am Samstagabend in der O2 Arena ein Herausforderer gegenüber, der 2012 ebenfalls Olympia-Gold holte und gut vorbereitet in dieses Duell ging. Neben Lomachenkos WM-Titeln nach Version der WBA und WBO, stand hier auch der vakante Gürtel des WBC auf dem Spiel.
Was schon bei den Gegenüberstellungen bei PKs und dem Wiegen offensichtlich war, machte sich letztlich auch im Ring bemerkbar: Luke Campbell (20-3-0, 16 KOs) verfügte hier über deutliche physische Vorteile. Satte 14 cm mehr Reichweite und zudem breiter gebaut, boxte der Brite zwar aus der Rückwärtsbewegung heraus, ließ sich aber keineswegs von Lomachenko herumschubsen. Zudem erwischte er diesen bereits im ersten Durchgang einmal empfindlich mit der linken Schlaghand und verschaffte sich Respekt. Der Doppel-Titelträger musste sich – anders als zuletzt gegen Campbells Landsmann Anthony Crolla – vor allem boxerisch herantasten.
Dies tat er insbesondere über seine Führhand, die er immer wieder blitzschnell durch die Deckung seinen Kontrahenten hindurch schoss. Außerdem vernachlässigte er auch nicht den Körper – also alles wie gehabt. Campbell hielt die ersten Runden trotzdem sehr eng, neben seinen flinken Beinen arbeitete er auch mit vielen kleinen Händen, um Lomachenko möglichst von ihm fernzuhalten. In der fünften Runde konterte dieser ihn jedoch eiskalt ab, nachdem Campbell einen rechten Haken etwas sorglos abgefeuert hatte. Der Weltmeister setzte mit fiesen Körperhaken nach, doch der Ringgong kam dazwischen.
Der Mann aus Hull zerfiel danach aber nicht in seine Einzelteile, sondern kam selbstbewusst aus der Pause. Lomachenko arbeitete sich nun vermehrt in den Infight, konnte dort aber nie derart dominieren, um Campbell entscheidend zu schwächen. Hier zeigte sich die Physis von Letzterem – immer wenn „Hi-Tech“ so richtig loslegen wollte, schlug Campbell mit deftigen Körpertreffern zurück. Doch auch im siebten Durchgang musste die Ringglocke her, um diesen vor Schlimmerem zu bewahren. Der Ukrainer hatte nun die Oberhand, aber einfach was es nicht für ihn.
Kurz vor Ende – in Runde elf – platzierte er eine perfekte Linke ins Rippenfell von Campbell. Nun war allerdings noch über eine Minute auf der Uhr, sodass der Gang in Richtung Boden unausweichlich war. Zwar überstand „Cool Hand Luke“ auch den Rest des Kampfes und zeigte großes Herz, auf den Punktzetteln gab es für ihn jedoch nichts zu holen. Mit 119-108, 118-109 und 118-109 werteten die Offiziellen für Lomachenko, der nun drei WM-Titel im Leichtgewicht sein Eigen nennen darf. Gürtel Nr. 4 soll bald folgen.