In Mexico City standen gleich drei WM-Kämpfe auf dem Programm. Vor allem das zweite Aufeinandertreffen von Juan Franscisco Estrada und Carlos Cuadras wusste zu überzeugen.
Estrada erst am Boden, dann obenauf
Bereits im Jahr 2017 standen sich Juan Francisco Estrada (41-3-0, 28 KOs) und Carlos Cuadras (39-4-1, 27 KOs) gegenüber. Schon damals entwickelte sich ein ganz enges Gefecht, bei dem letztlich ein Niederschlag den Unterschied ausmachte und Estrada den Punktsieg bescherte. Nun kam es in der mexikanischen Hauptstadt zur zweiten Auflage dieses Duells, welches abermals nicht enttäuschte. Dabei galt Estrada als Favorit, vor allem da Cuadras in den letzten Jahren eher mäßige Gegnerschaft geboxt hatte und ein wenig in Vergessenheit zu drohen geriet. Am Freitagabend jedoch ließ er seine alte Klasse aufblitzen.
Dass Estrada – Weltmeister im Super-Fliegengewicht nach Version des WBC – der bessere Boxer sein würde, war keine Frage. Die Gefahr, die von Cuadras immer ausging, waren stets die etwas unorthodoxen Haken sowie seine kraftvolle Physis. Genau damit wusste er auch in diesem Kampf zu punkten. Nach anfänglichem Abtasten, bei dem Estrada den besseren Eindruck machte, erwischte ihn sein Gegenüber mit einem kurzen Aufwärtshaken, der dafür sorgte, dass der Champion in Runde drei etwas überraschend zu Boden ging. Estrada hatte Glück, dass dies erst gegen Ende des Durchgangs geschah, sodass er sich in die Pause retten konnte.
Der 30-Jährige war nun gewarnt. Allerdings erholte er sich recht gut von dem Niederschlag und übernahm Stück für Stück die Kontrolle. Mit einer gelungenen Variation aus Körperattacken und Kontern mit der Rechten setzte er Cuadras zu. Doch jedes Mal, wenn dessen Kräfte zu schwinden schienen, konnte „Principe“ mit eigenen Aktionen antworten. In der zehnten Runde bekam er sogar nochmal eine zweite Luft und dürfte sich diese auf den Punktzettel gesichert haben. Gleich danach war der Tank allerdings leer und Estrada drehte auf. Gleich zu Beginn des elften Durchgangs schickte er Cuadras nach unten – kurz darauf auch ein zweiten Mal, wonach der Herausforderer nur auf sichtlich wackeligen Beinen nach oben kam.
Der Referee gab Cuadras alle Möglichkeiten, nach weiteren schweren Treffern sah er sich schließlich aber dazu gezwungen, den Kampf zu beenden. Es war der Schlusspunkt einer aufreibenden Schlacht, die noch lange im Gedächtnis bleiben dürfte.
Chocolatito feiert 50. Sieg
Die Corona-Krise traf viele Boxer auf der Welt schwer. Auch Roman Chocolatito Gonzalez (50-2-0, 41 KOs) dürfte sich geärgert haben, so konnte er doch gerade im Februar diesen Jahres ein glanzvolles Comeback auf großer Bühne feiern, als er WBA-Weltmeister Khalid Yafai spektakulär entthronte. So ging es für ihn nun einen kleinen Schritt zurück, denn er trat am Freitagabend zu seiner ersten Titelverteidigung gegen den Mexikaner Israel Gonzalez (25-4-0, 11 KOs) in den Ring, statt einen noch größeren und lukrativeren Kampf bestreiten zu können.
Ganz so leicht machte es Gonzalez dem Weltmeister aber nicht. Ausgestattet mit Größen- und Reichweitenvorteilen, startete dieser gut und schenkte Chocolatito den ein oder anderen satten Treffer ein. Letzterer zeigte infolge aber seine ganze Klasse und zwang Gonzalez auf gewohnt beeindruckende Art und Weise in den Rückwärtsgang. Dank seiner brillanten Beinarbeit konnte er seine hohe Schlagfrequenz entfalten und gleichzeitig die gelegentlichen Konter meiden. Gonzalez hatte über die kompletten zwölf Runden nur in einzelnen Szenen Erfolg. Am Ende werteten alle Punktrichter für den Titelverteidiger (118-110, 117-111, 116-112).
Martinez überrollt Calleros
Im ersten WM-Kampf des Abends war die Favoritenrolle klar vergeben. Nachdem Herausforderer Moises Calleros (33-10-1, 17 KOs) mehr als 2,5 kg über dem Limit des Fliegengewichts einwog, war es klar, dass er es gegen WBC-Weltmeister Julio Cesar Martinez (17-1-0, 13 KOs) besonders schwer haben würde. Da dieser zudem gewohnt aggressiv zu Werke ging, wurde es für Calleros schnell eng. Bereits in der ersten Runde schlugen die Haken links und rechts voll ein, sodass der 31-Jährige schon zu Boden musste.
Im nächsten Durchgang wurde er dann nur noch durch den Ring getrieben und schließlich mit einer harten rechten Geraden in die Seile befördert. Martinez setzte nach – seine wütenden Attacken zwangen den Ringrichter zum Einschreiten. Der Titelträger plant nun einen baldigen Aufstieg ins Super-Fliegengewicht, wo er nur allzu gerne gegen Estrada oder Chocolatito antreten würde.