Tony Bellew, Andre Ward, Deontay Wilder oder Anthony Joshua – alles ist vorstellbar
Drei Tage nach seinem grandiosen Sieg gegen den Russen Murat Gassiev, in der Höhle des Löwen, im Moskauer Olympiastadion vor über 24.000 begeisterten Boxfans und dem Gewinn aller vier WM-Titel der großen vier Weltbox-Verbände im Cruisergewicht, macht sich die Boxwelt nun Gedanken, wer wohl der nächste oder auch die nächsten Gegner des Gewinners der Muhammad-Ali-Trophy, des 31jährigen ukrainischen Goldmedaillengewinners von London, Oleksandr Usyk, sein könnte.
Noch im Ring, direkt nach der Verkündung seines Sieges und nach dem man ihm alle vier WM-Belts umgehängt und Lonnie Ali ihm die gewaltige Muhammad-Ali-Trophy überreicht hatte, sagte Usyk ins Mikrophon des Interviewers, auf die Frage, wie es denn nun weitergeht und ob er sich schon vorstellen könnte, wer sein nächster Gegner sein würde, den Namen des zweimaligen David-Haye-Bezwingers Tony Bellew.
Die Lister der möglichen in Frage kommenden nächsten Gegner für den Ausnahmeboxer Oleksandr Usyk ist sicherlich sehr lang, wobei die Liste derer die dann auch wirklich gegen ihn antreten möchten, doch eher ziemlich kurz sein wird. Der frühere WBC Cruisergewichts-Champion Tony Bellew, der aber seine letzten beiden Kämpfe im Schwergewicht gegen David Haye ausgetragen hat, den er beides Mal ausknockte, hat dem Angebot Usyks, gegen ihn als nächstes boxen zu wollen, schon gleich via Twitter zugestimmt.
Hatte man vor dem Finalkampf im WBSS-Turnier noch gedacht, dass dieser Kampf mit Sicherheit der Kampf des Jahres 2018 wird, muss man nach dem Kampf sagen, dass es eher die Vorführung des Jahres war. Es war die one-man-show des Ausnahmeboxers Oleksandr Usyk, der vergessen ließ wie eindrucksvoll doch der Weg des Murat Gassiev ins Finale des Turniers um die Muhammad-Ali-Trophy war.
Im Ring zu Moskau sah man nicht den Fighter, der Fuß bei Fuß stand und auf Mairis Briedis einbombte, als er diesen im Januar dieses Jahres, in einem doch relativ engem Kampf in dessen Heimatland Lettland besiegte. Usyk verwandelte sich in eine glatte, knackige Punktmaschine, der auf schnellen Beinen mit noch schnelleren Händen und einer immensen Beweglichkeit gepaart mit einem unbändigen Siegeswillen, den Mann deklassierte, den viele Experten, nach seinen eindrucksvollen KO-Siegen gegen Krzysztof Wlodarczyk und Yunier Dorticos, sogar als Favorit dieses Finales der WBSS sahen. Das WBSS-Finale in Moskau war letztlich leider nur eindimensional. Usyk zeigte was sein Ruf als einer der größten Amateurboxer der letzten Jahre (bevor er zu den Profis überwechselte) begründete, er degradierte Gassiev zum Statisten. Alles Lob und alle Vorschusslorbeeren, einfach allem Positiven was über ihn gesagt wurde, wurde dieser Ausnahmeboxer in seinem Kampf in Moskau gerecht. Er wurde nicht nur diesem Hype gerecht, er übertraf ihn. Er war mehr als nur Weltklasse, er war grandios und er setzte seinen Namen neben die Cruiserweight-Größen vergangener Zeiten und wird nun auch sicher in die oberen Ränge der pound4pound Liste aufsteigen.
„Usyk, der Lomachenko des Cruisergewichts“ oder „Usyk, eine neuer Joe Calzageh“, das waren Vergleiche und Superlativen, die Experten noch in der Nacht seines Sieges erfanden.
Usyk hat Gassiev deklassiert, aber der Russe ist erst 24 Jahre jung und er wird sicher zurückkommen und wohl ins Schwergewicht aufsteigen, wenn er seine Wunden geleckt und diese Niederlage verdaut hat.
Oleksandr Usyk vs Andre Ward – ein Jahrzehnt-Fight
Aber, wie geht es in der Karriere des Vierfach-Weltmeisters Olaksandr Usyk weiter? Wird er wirklich als nächstes gegen Tony Bellew antreten? Oder vielleicht sollte man auch fragen: „Wird Bellew seine schnelle Zusage via Twitter auch wirklich einhalten und gegen Usyk in den Ring steigen?“ Denn Usyk ist kein David Haye, Usyk scheint übermächtig für einen Tony Bellew zu sein, der sich vielleicht dann doch noch überlegen wird, nicht doch lieber gegen Tyson Fury anzutreten, wenn da ein lukratives Angebot kommt.
Natürlich wird in erster Linie die Auswahl des nächsten Usyk-Gegners auch davon abhängig sein, welcher Gegner ihm denn die höchste Börse garantieren würde und da fällt doch ganz schnell der Name Andre Ward (32-0-0, 19 KO-Siege). Der selbsternannte „Sohn Gottes“ ist gerade erst 34 Jahre jung und er ist vor ziemlich genau einem Jahr, als er im Juni letzten Jahres Sergey Kovalev ausknockte, in Rente gegangen. Aber es wäre nicht das erste Comeback eines Weltklasse-Boxers und erst recht dann, wenn eine Börse im zweistelligen Millionenbereich lockt. Zudem hatte Ward schon erkennen lassen, dass er bereit wäre vielleicht noch einmal gegen Bellew anzutreten. Aber der ungeschlagene, einstige beste Boxer der Welt, der Sieger des Super-Six-Turniers gegen den Sieger der World Boxing Super Series und den Vierfach-Weltmeister; das wäre der Kampf den die Boxwelt sehen möchte. Bei dieser Paarung wäre es sicher auch keine Frage, ob die großen US-Boxing-Channels wie HBO oder Showtime diesen Super-Fight übertragen würden, denn beim WBSS-Finale zeigten sich die großen US-Boxing-Sender uninteressiert an den Übertragungsrechten. Bei einem Fight Usyk vs Bellew wäre Usyk in den Wettbüros der Buchmacher sicherlich der haushohe Favorit, aber bei einem Fight Usyk vs Ward gäbe es wohl einen zu erwartenden Kampf um die Favoritenstellung.
Auch wenn viele Experten der Ansicht sind, dass Usyk ziemlich schnell ins Schwergewicht aufsteigen wird, er selbst hat ja gesagt, dass der dafür nur ein paar Portionen Spaghetti mehr essen müsse, für einen Kampf gegen Ward würde er sicher noch für mindestens diesen einen Kampf in seiner Gewichtsklasse bleiben und alle seine vier WM-Gürtel gegen Andre „Son of God“ (SOS) Ward verteidigen.
Anthony Joshua vs Oleksandr Usyk – ein Dream-Fight!
Mit seinen 31 Jahren ist Usyk auch noch jung genug um erst in einem oder zwei Jahren in die Königsklasse des Schwergewichts aufzusteigen und man muss sicher kein Prophet sein um nicht schon jetzt zu vorherzusagen, dass Usyks Blick wohl dann auf einen Kampf gegen Anthony Joshua gerichtet sein wird. Und es ist nicht weit hergeholt zu glauben, dass Usyk auch Joshua besiegen könnte, wenn man bedenkt, dass er zwei der drei Boxer, gegen die Joshua in dessen Amateurzeit verloren hat, nämlich Magomedrasul Medzhidov und Mihai Nistor, schon selbst besiegt hat.