Schlacht im Schnee: Ein ereignisreicher Kampfabend im winterlichen München

„Wir wollen das Boxen im Süden wieder groß machen.“, lässt Mitveranstalter Vartan Avetisyan in den Hallen des Showpalasts verlauten. Eine bessere Location hätten die Münchner Promoter von Bear Boxing nicht wählen können – außer die Ausgabe des beliebten Münchner Stadtgetränks sollte nochmal justiert werden. Abgesehen davon gab es an dem Event „The Box-Show“ gar nichts zu beanstanden. Tolle live Events, wunderbare Regie mit großen Leinwänden und instant replay – was will man mehr? Gute Kämpfe, klar.

Die Undercard

lief recht entspannt und mit keinen großen Auffälligkeiten von statten, bis auf Jerome Haller.

Der junge Weltergewichtsboxer aus der Schweiz war einen Tag vorm Kampf kurzfristig eingesprungen. Passend dazu begleitet ihn der Karlsruher Boxer Aro Schwartz als Coach in den Ring, der ja bekanntlich auch gerne für spontane und gepflegte Fetzereien zu haben ist. Haller boxte frech und mit offenem Visir und schickte den lokalen Helden Onur Kocer sogar in der zweiten Hälfte des Kampfes zu Boden. Ein kleiner Upset zu Aufbeginn, der Unterhaltungswert stimmte.

Nach der Pause

bekam der nächste Lokalmatador in Jiri Kroupa eine gute Ladung an Erfahrungsrunden. Michael Rigas musste arbeiten, die volle Distanz gehen, aber wurde dafür auch mit dem Sieg belohnt.

Der erste und einzige Frauenkampf des Abends sollte folgen und für viel Begeisterung sorgen. Tina Rupprecht fiebert im Publikum mit und war schon in voller Vorfreude auf den Kampf ihrer Trainingskollegin Melina Maibaum – als hätte sie es gewusst.

Maibaum hatte selbst mit einem kurzfristigen Gegnerwechsel zu kämpfen, aber kämpfen ist eben genau ihre Baustelle. Maibaum kam mit der Power von 10 Pferden aus der Ecke, Runde für Runde. Sie macht endlos Druck, und nicht wenige im Publikum waren über die Nehmerqualitäten ihrer ukrainischen Gegnerin erstaunt. Wahrscheinlich war Maibaum auch etwas zu sehr im Kampfrausch, denn es hätte bestimmt nicht geschadet etwas mehr zum Körper zu arbeiten.

Aber auch hier war sie direkt nach dem Kampf sofort ihre größte Kritikerin, wobei das Meckern irgendwann mal gut sein muss. Der Kampf war eine absolut unterhaltsame Ladung Energie und Kampfgeist, mehr davon bitte. Im Anschluss sicherte sich Khaled Alfa Gani einen Arbeitssieg gegen Ramiro Blanco und Alexander Rigas behauptete sich gegen Almir Skrijelj. Rigas konnte vor feiernde Heimkulisse den WM Gürtel der WBF in die bayrische Landeshauptstadt bringen.

Maincard

Im ersten Hauptkampf um den International Title der IBF quälte sich Howik Bebraham gegen den zähen Spanier Adoni Gago. Der Spanier machte den Kampf mit seinem unorthodoxen Stil sicher etwas schwierig, aber Bebraham sollte sich in der neuen Gewichtsklasse (Super-Feather) beim Weg nach Oben auf weitaus schwierigere Aufgaben einstellen. Dennoch präsentierte er sich und sein Team tadellos, und begeisterte seine zahlreichen Fans.

Im anschließenden Duell zwischen Adel El Garmoui und Sherif Morina ging es da schon etwas heftiger zu. Morina kam mit offenem Visir aus der Ecke und zeigte gleich zu Beginn, dass er sich nicht drücken lassen will. Der Herausforderer sah in den ersten richtig gut aus und landet auch gute Treffe zum Kopf. Lag ein erneutes Upset in der Luft? Der Heimkämpfer stand unter Druck, doch konnte El Garmoui justieren. Er stellte sich den schweren Schlägen und platzierte selbst die besseren. Noch hielt Morina Druck, doch musste sich irgendwann der Power von El Garmoui beugen. So geht auch der Intercontinental Title der WBF nach München.

Schlacht an der Isar

Es war angerichet für den Hauptkampf. Maurice Morio aus Worms traf auf den jungen Sympathieträger und Lokalmatadoren Mehmet Avci. Geboxt wurde um die internationale deutsche Meisterschaft im Mittelgewicht. Die Halle begann zu explodieren als Avci einlief, doch Morio (der noch kurz davor mit Buh-Rufen begleitet wurde) brachte die Menge schnell zum schweigen. Morio kam mit Dampf und Power aus der Ecke. Die ersten Runden drückte er Avci direkt sein Tempo aufs Auge – oder besser gesagt die Nase. Bereits in der ersten Runde floß Avci das Blut aus der Nase und sollte bis zum Kampfende Morios‘ weiße Hose gefärbt haben.

Avci begann den Kampf im Rückwärtsgang und versuchte zu kontern was geht. In der ersten Hälfte des Kampfes war nicht viel von seiner eigenen Offensive zu sehen. Doch Morio konnte den Sack nicht vorzeitig zu machen, Avci war zu beweglich und begann zu justieren. Avci nahm sich die nächsten Runden und konnte auch ein paar klare Treffer platzieren, für die ihn Morio hart arbeiten und leiden lies. Das Blut floß weiter und Morio kam unermüdlich nach vorne, doch arbeitete zu wenig um zu punkten. Mit welchem Maß messen nun die Kampfrichter? Definitiv müssen einige Maße in den Schubladen der Punktrichter verbogen gewesen sein, wenn man diesen Kampf mit 6 Runden Vorteil an die Heimecke gibt.

Ein Draw wäre vielleicht nicht nur gerechtfertigt gewesen (vor allem wenn man Powershots höher gewichtet, den die lagen klar bei Morio), sondern auch die bessere Entscheidung, denn die zwei deutschen Boxer haben eine Astreine Performance hingelegt. Zwei junge deutsche Boxer, die sich als Mainevent eine spannende Schlacht in einer erstklassigen Kulisse liefern? Was will der deutsche Boxsport denn mehr?

Beide Boxer waren sich dessen zumindest bewusst. Respekt hielt Einzug im Ring nach dem Kampf, und auch in der Kabine wurde sich nochmals gratuliert. Der Titel des BDB bleibt allerdings in München.

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