Oscar Rivas stoppt Bryant Jennings nach irrem Schlussakkord!

11 Runden lang wirkte der kolumbianische Olympia-Teilnehmer ein wenig gehemmt, doch dann legte er los wie die Feuerwehr und ließ die WM-Träume von Bryant Jennings zerplatzen. 

Schachpartie im Boxring

Wer gedacht hatte, dass Pablo Cesar Canos Erstrunden-KO über Jorge Linares die einzige Überraschung an diesem Freitagabend sein würde, der lag gründlich daneben. Und bis wenige Minuten vor dem Ende blieb der Hauptkampf im Turning Stone & Resort Casino in Verona auch verhältnismäßig überraschungsarm. Durch die dann folgende Wende ist auch ein kleiner Umschwung im Schwergewicht angestoßen worden. Der oft als ewiges Talent verschriene Oscar Rivas ist nun in den Ranglisten der „Königsklasse“ ganz weit oben, während Bryant Jennings sich wieder ganz weit hinten anstellen muss.

 Doch zunächst lohnt ein Blick auf das Kampfgeschehen. Im Ring bewegte sich der 7 cm größere und mit unheimlichen Reichweitenvorteilen ausgestattete Jennings von links nach rechts und zurück, um seinen kleinen, bulligen Kontrahenten mit der langen Führhand zu bearbeiten. Rivas war somit in der Rolle des Aggressors verhaftet, der „By-By“ auf Schritt und Tritt folgte. Dabei fiel auf, dass der Kolumbianer relativ wenig zum Körper schlug und generell mehr Einzelhände abfeuerte. Sein Druck war hauptsächlich von der schieren körperlichen Präsenz geprägt. 

Nach anfänglichem Abtasten hatte er die etwas vorhersehbaren Aktionen Jennings’ durch die Mitte ausgeguckt und konnte Anpassungen vornehmen. Mit geschlossener Deckung blockte er viele Schläge, brachte selbst eigene Attacken ins Ziel und schien so im ersten Kampfdrittel eine Nasenlänge voraus zu sein. Erst als Jennings anfing zu variieren, wendete sich das Blatt stückweise. Erfolgreich war der US-Amerikaner zum Beispiel, wenn er Kombinationen mit Händen über die Außenbahn vorbereitete und dann mit kurzen Geraden oder Aufwärtshaken durch die Mitte abschloss. 

Ein Spurt entscheidet alles 

In der Endphase des Kampfes merkte man bei Jennings jedoch die Auswirkungen des großen Bewegungsradius und des steten Drucks Rivas’. Der wurde von seinem Trainer Marc Ramsay energisch nach vorne gepuscht, als hätte der es gerochen, dass Jennings einbrechen könnte. In der finalen Runde machte „Kaboom“ seinem Spitznamen alle Ehre und pirschte mit kräftigen geraden Schlägen nach vorne. Offensichtlich überrascht von der Aggressivität seines Kontrahenten wich Jennings in die Seile, wo Rivas weitere harte Attacken abfeuerte. Nur ein Gang zu Boden bewahrte den ehemaligen Klitschko-Gegner vor dem sofortigen Knockout.

Bei 9 erst oben und mit über 2 verbleibenden Minuten auf Uhr, nahm das Schicksal seinen Lauf. Rivas ging aufs ganze, hämmerte wie wild auf Jennings ein. Dieser blockte noch den ein oder anderen Schlag, vereinzelt schlug es aber heftig ein und als er wehrlos am Seil taumelte, sprang der Ringrichter folgerichtig dazwischen. Großer Jubel im Anschluss bei Rivas und ein sichtlich enttäuschter Jennings, dessen WM-Träume sich damit in Luft aufgelöst haben. 

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