Mauricio Sulaiman, Chef des World Boxing Council mit Sitz in Mexiko, plant die Einführung einer neuen Kategorie für Transgender-Boxer, damit auch diese boxen können.
Sulaiman will Regelwerk und Strukturen zu schaffen, damit Transgender-Boxen stattfinden kann
Am Donnerstag gab WBC-Präsident Mauricio Sulaiman in einem Interview mit der britischen Zeitschrift „The Telegraph“ bekannt, dass er eine eigenständige Kategorie für Transgender-Boxer einführen will. Damit will der Chef des Weltverbandes, der sich für Inklusion einsetzt, auch denen eine Chance geben, die sich dazu entschieden haben, ihr Geschlecht zu ändern. Man wolle damit die Frauenkategorie schützen, aber auch Männern nach der Geschlechtsumwandlung zur Frau die Möglichkeit geben, gegeneinander anzutreten. Die Aussage kommt zu einem passenden Zeitpunkt, denn die Diskussionen um Inklusion von Transgendern im Sport ist an einem Höhepunkt. Auch das Internationale Olympische Komitee beschäftigt sich bereits damit.
„Wir werden im Jahr 2023 einen weltweiten Aufruf für Interessierte veröffentlichen, die Protokolle erstellen, Konsultationen einleiten und höchstwahrscheinlich eine Liga und ein Turnier ins Leben rufen“, sagte Sulaiman im Interview. „Es ist an der Zeit, dies zu tun, und wir tun dies aus Gründen der Sicherheit und der Integration. Wir sind führend bei den Regeln für das Frauenboxen, so dass die Gefahr, dass ein Mann gegen eine Frau kämpft, aufgrund der von uns eingeführten Regeln nicht bestehen wird.“
Schon im August machte der Verband darauf aufmerksam, dass nicht klar ist, ob ein Kampf zwischen einem Transgender- und einem „normalen“ Mann ein fairer Wettkampf wäre: „Derzeit gibt es keinen Konsens darüber, ob ein Kampf zwischen einem Transgender-Mann gegen einen (biologischen) Cisgender-Mann ein fairer Kampf zwischen zwei gleichwertigen Teilnehmern ist.“
Nach den vorgeschlagenen Regeln, so Sulaiman, würden Boxer, denen bei der Geburt ein anderes Geschlecht zugewiesen wurde, nicht gegeneinander kämpfen. Heißt auf Deutsch: Ein Transmann, der als Frau geboren wurde, dürfte nur gegen einen anderen Transmann kämpfen, der als Frau geboren wurde.
„Im Boxsport darf ein Mann, der gegen eine Frau kämpft, niemals akzeptiert werden, unabhängig von der Geschlechtsumwandlung“, so Sulaiman. „Es sollte hier keine Grauzone geben, und wir wollen mit Transparenz und den richtigen Entscheidungen an die Sache herangehen. Transgender, die von einer Frau zu einem Mann oder von einem Mann zu einer Frau wechseln, dürfen niemals gegen ein von Geburt an anderes Geschlecht kämpfen.“
Sulaiman sagte weiter, seine Organisation sei dabei, „ein Regelwerk und Strukturen zu schaffen, damit Transgender-Boxen stattfinden kann, wie es ihnen zusteht, wenn sie boxen wollen. Wir kennen noch nicht die Zahlen, die es da draußen gibt, aber wir eröffnen 2023 eine universelle Registrierung, damit wir die Boxer verstehen können, die es da draußen gibt – und wir werden von dort aus starten.“
Der derzeit wohl prominenteste Transgender-Boxer ist Patricio Manuel, der als erster Transgender-Mann in den Vereinigten Staaten professionell boxt. Sein Debüt gab er 2018 auf der Undercard einer Golden Boy Promotions Veranstaltung. 2019 wurde er das neue Gesicht der bekannten Boxmarke Everlast.