Nach Kampf gegen Kambosos: Teofimo Lopez habe „Glück, dass er nicht tot ist“

IBF, WBO und WABA-Super-Champion Teofimo Lopez.

Interessante und zugleich schockierende Informationen erreichten die Boxwelt am Wochenende!

Teofimo Lopez erlitt im Vorfeld seines letzten Kampfes gegen George Kambosos eine schwere Verletzung, ein sogenanntes Pneumomediastinum. Dabei handelt es sich um den Einschluss freier Luft im Mediastinum. Das Mediastinum ist der Raum im Brustkorb zwischen den beiden Lungenflügeln und wird von Wirbelsäule und Brustbein begrenzt. Hier befinden sich u.a. Luft- und Speiseröhre, das Herz, der Aortenbogen sowie zahlreiche Blutgefäße und Nervenbahnen. Gelangt Luft in diesen Raum, spricht man von einem Pneumomediastinum.

Die Ursache liegt entweder in einer traumatischen Verletzung der Luft- oder Speiseröhre oder der Lunge, kann aber auch spontan ohne Trauma erfolgen (zB bei Sportlern). Aktuell werden zB in Einzelfällen bei Covid-19 Patienten Fallberichte bekannt, bei denen ein Pneumomediastinum aufgetreten ist. Ursache für diesen Zustand bei Lopez sei laut einem Bericht von ESPN ein kleiner Einriss in der Speiseröhre gewesen.

Symptome des Pneumomediastinums sind Kurzatmigkeit und Schmerzen beim Atmen. Auch können eine Veränderung der Stimme oder ein Hautemphysem (=Eindringen von Luft in die Hautschichten mit resultierendem Knisterngeräusch) auftreten.

Lopez berichtet im Interview mit ESPN, dass er seit der Waage am Vortag des Kampfes eine Kurzatmigkeit und auch Schmerzen sowie eine Veränderung der Stimme bemerkt und somit die klassischen Symptome aufgezeigt hat.

Die zuständige Ringärztin berichtet, dass sie im Pre-Bout Check keinerlei Hinweise für diese Verletzung gesehen hat. Dies ist tatsächlich nicht verwunderlich, da die Detektion eines Pneumomediastinums, welches zudem äußerst selten auftritt, beim Abhören des Thorax mittels Stethoskop unentdeckt bleiben kann. Diagnostik der Wahl bei entsprechendem Verdacht wären in der Notaufnahme ein Röntgenbild des Brustkorbes bzw. eine entsprechende CT Untersuchung.

Bei Lopez kam erschwerend hinzu, dass er an einer Asthmaerkrankung leidet, auf welche er die entsprechenden Symptome zurückgeführt hat.

Nach der Diagnostik bedarf diese Verletzung in der Regel keine interventionelle Therapie, sondern heilt spontan aus. Der Körper resorbiert die Luft mit der Zeit selbstständig. Wichtig ist eine adäquate Schmerzmedikation, ein sofortiges Einstellen körperlicher Belastungen und Einhalten einer Bettruhe zu Beginn der Therapie. Die meisten Patienten können nach einem Beobachtungszeitraum von ca. 24-48 Stunden das Krankenhaus verlassen. Sollte eine Insuffizienz der Atmung vorliegen, kann eine temporäre Therapie mit Sauerstoff erfolgen, wie es auch bei Lopez der Fall war.

Besonders gefährlich war es in diesem Fall, dass Teofimo Lopez trotz dieser bis dahin leider unentdeckt gebliebenen Verletzung sportliche Höchstleistungen abgerufen hat. Hierbei besteht die Gefahr, dass aus dem Pneumomediastinum ein Pneumothorax werden kann. Dieser ist einhergehend mit einem Kollabieren eines Lungenflügels. Solch ein Umstand kann rasch lebensbedrohlich werden, da eine regelrechte und ausreichende Atmung unter Umständen nicht mehr gewährleistet ist.

Sowohl der Pneumothorax als auch ausgeprägte und therapieresistente Formen des Pneumomediastinums können schließlich erfordern, die überschüssige Luft nach außen zu drainieren. Hierzu gibt es entsprechende Möglichkeiten und Techniken, mittels Punktion eine rasche Symptomlinderung zu erreichen.

Wir von Boxen1.com wünschen Teofimo eine rasche Genesung!

Referenzen:

Agut A, Talavera J, Buendia A, et al. Imaging diagnosis-spontaneous pneumomediastinum secondary to primary pulmonary pathology in a dalmatian dog. Vet Radiol Ultrasound 2014.

Koullias GJ, Korkolis DP, Wang XJ, et al. Current assessment and management of spontaneous pneumomediastinum: experience in 24 adult patients. Eur J Cardiothorac Surg 2004;25:852-5.

Caceres M, Ali SZ, Braud R, et al. Spontaneous pneumomediastinum: a comparative study and review of the literature. Ann Thorac Surg 2008;86:962-6.

Mykoliuk, Iurii, et al. „SARS-CoV-2-assoziierter Pneumothorax, Pneumomediastinum und Weichteilemphysem. Klinische Implikationen anhand einer Fallserie.“ Wiener Medizinische Wochenschrift (2021): 1-6.

https://jtd.amegroups.com/article/view/3910/4304#B6 (Zugriff: 04.12.21)

https://www.espn.com/boxing/story/_/id/32785972/doctor-says-teofimo-lopez-lucky-not-dead-boxer-found-fought-air-chest?platform=amp (Zugriff: 04.12.21)

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