Jahresrückblick im Halbweltergewicht mit Adel El Garmaoui

 

Quelle: Torsten Helmke

Adel El Garmaoui hat auf dem kürzesten Weg zum Profiboxen gefunden. Als Amateur hat er im Kickboxen und Boxen eine brutale KO-Quote gehabt und ist deshalb bereits nach weniger als 20 Kämpfen ins Profilager gewechselt. Der schlagkräftige Halbweltergewichtler sieht deutsche Konkurrenz nur in den höheren Gewichtsklassen. Im Halbweltergewicht möchte er nächstes Jahr nach dem Europameistertitel greifen. Boxen1 blickt im Interview mit dem aus Wuppertal „zugezogenen“ Münchener zurück auf sein Jahr 2022, auf das deutsche Halbweltergewicht sowie das kommende Jahr 2023.

Boxen1: Befindest du dich schon im Weihnachtsurlaub oder bist du aktuell im Training?

Adel El Garmaoui: Ich habe heute dreimal trainiert und gebe gleich noch Training. Ich bereite mich gerade auf einen Kampf um die EBU-Europameisterschaft am 25.03. vor. Mein Gegner wird ein Franzose sein – mehr kann ich noch nicht verraten. Mein Gegner ist aber 200 Plätze vor mir geranked und noch ungeschlagen. Das ist ein „All-in Ding“.

Boxen1: Wow, das sind tolle Nachrichten. Für die Fans, die dich noch nicht so gut kennen. Wie bist du zum Profiboxen gekommen? Welchen Amateurhintergrund hast du?

Adel El Garmaoui: Ich komme ursprünglich aus dem Kickboxen. Ich hatte 10 Kickboxkämpfe und habe alle vorzeitig gewonnen. Dann bin ich nach nur 7 Amateurkämpfen im A-Kader direkt zu den Profis gewechselt. Auch im Amateurboxen habe ich fast alle Kämpfe vorzeitig gewonnen.

Boxen1: Du hast dieses Jahr dreimal geboxt und dreimal vorzeitig gewonnen. Wie hast du dein Jahr erlebt? Was waren deine Highlights?

Adel El Garmaoui: Im März habe ich um die internationale deutsche Meisterschaft geboxt. Es gab einige deutsche Boxer, die damals nicht gegen mich boxen wollten. Der Titel war deshalb auch vakant. Der Kampf war gegen Jakub Chval. Er war Kaderboxer bei den Amateuren und tschechischer Meister. Außerdem war er genau wie ich ungeschlagen. Deshalb war es eine spannende Ansetzung. In der 2. Runde lag er das erste Mal und in der 4. Runde habe ich ihn nochmal zu Boden geschickt. Dann hat der Ringrichter den Kampf abgebrochen. Später im Jahr habe ich Attila Kayabassi in der 3. Runde und Denis Bartos direkt in der 1. Runde KO gehauen. Eigentlich wollte ich noch ein viertes Mal im Dezember boxen. Aber leider bin ich krank geworden.

Quelle: Alexandre Gorodnyi

Boxen1: Du stehst gemäß Boxrec aktuell auf Rang 2 im Halbweltergewicht in Deutschland. Vor dir steht nur noch Timo Schwarzkopf. Was hältst du boxerisch von ihm? Wärst du von deiner Seite aus an einem Kampf interessiert?

Adel El Garmaoui:  Ich wäre definitiv nicht abgeneigt. Er ist ein starker Boxer. Aber er steht, glaube ich, eher am Ende seiner Karriere und macht jetzt nur noch etwas Business. Der hat ja auch schon große Kämpfe gemacht, auch in Amerika. Ich habe mit ihm schon mal Sparring gemacht, noch bevor ich Profi wurde. Aber letztlich kommt für ihn, genauso wie für mich, als nächstes nur ein internationaler Kampf in Frage. Es ist für mich aktuell nicht reizvoll mich mit anderen deutschen Boxern zu messen.

Boxen1: Ok, ich muss aus Interesse leider trotzdem weiter fragen. Ein anderer spannender deutscher Boxer aus dem Halbweltergewicht ist nämlich Kastriot Sopa. Ehemaliger Topamateur. Was hältst du boxerisch von ihm? Ist er ein möglicher Gegner für die Zukunft?

Adel El Garmaoui: Der sagt mir ehrlich gesagt nichts. Alle die hinter mir sind, interessieren mich eigentlich Null.

Boxen1: Der deutsche Boxer in den Top-10 des Halbweltergewichts mit der besten KO-Quote ist Fatih Dübüs. Kennst du ihn? Ist seine Schlagkraft so stark, wie es sein Kampfrekord darstellt?

Adel El Garmaoui: Habe ich schon mal gehört. Der ist hinter mir. Aber man muss auch schauen, gegen wen der geboxt hat.

Quelle: Torsten Helmke

Boxen1: Was müsste im deutschen Boxen passieren, damit die Fans mehr Duelle deutscher Top-10 Boxer zu sehen bekommen?

Adel El Garmaoui: Die Angebote sind einfach zu schwach. Und jeder will das Heimrecht für sich. Das Problem ist auch, dass ein Rang 1 und Rang 2 in Deutschland gegebenenfalls in den internationalen Rankings meilenweit voneinander entfernt sind. Es kann dir sogar passieren, dass du bei Boxrec schlechter platziert wirst, wenn du gegen so jemanden boxt.

Boxen1: Verstanden, aber als Fan kann man ja mal träumen. Angenommen im kommenden Jahr findet ein Round Robin Turnier mit 4 deutschen Boxern aus deiner Gewichtsklasse statt. Welche 3 Boxer außer dir sollten mit dabei sein?

Adel El Garmaoui: Im Halbweltergewicht sehe ich in Deutschland ehrlicher Weise keine Gegner für mich. Auch wenn sich das jetzt doof anhört. AGON hat ein paar interessante Boxer in höheren Gewichtsklassen. Jack Culcay im Superweltergewicht zum Beispiel. Mit dem habe ich auch schon Sparring gemacht. Er ist auch menschlich ein guter Typ. Oder Nathanael Lukoki im Weltergewicht wäre interessant.

Quelle: Adel El Garmaoui

Boxen1: Wie oft planst du im kommenden Jahr zu Boxen? Was sind deine Ziele für 2023?

Adel El Garmaoui: Ich möchte auf jeden Fall um die Europameisterschaft boxen. Nächstes Jahr ist nur das für mich relevant. Alles andere ist Zukunftsmusik. Danach kann ich mir neue Ziele stecken.

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