Christian Morales: „Alle unsere Boxer sind an ihre Grenzen gegangen.“
Bigpoint im Aufstiegskampf: Bei den Aufstiegs-Rivalen der Chemnitzer Wölfe setzten sich die Hamburg Giants am Samstagabend auswärts deutlich mit 12:9 durch. Dabei trotzten sie selbst den krankheitsbedingten Ausfällen im Leichtgewicht und Weltergewicht. „Eine tolle Leistung jedes Einzelnen. Es war klar, dass wir hier nur gewinnen können, wenn jeder sein Maximum abruft. Alle sind an ihre Grenzen gegangen“, so der Sportliche Leiter Christian Morales anschließend.
Den Grundstein für den Erfolg legten die Riesen von der Elbe bereits in der ersten drei der sieben Kämpfe bis zur Halbzeitpause. Im Duell der Generationen behielt der amtierende Deutsche U21-Meister Ani Haxhillari die Überhand über den 32-jährigen Chemnitzer Haudegen Ronny Beblik, immerhin siebenmal Deutscher Meister. „Ani hat die Marschroute hervorragend umgesetzt“, lobt Cheftrainer Anatoli Hoppe. Der Nordrhein-Westfale im Dienste der Giants antizipierte Bebliks Schläge, wich immer wieder geschickt aus und setzte selbst gute Konter.
Ein ähnliches Bild zeigte sich im Leichtgewicht. Anders als im Hinkampf musste Chemnitz auf Kevin Kischenko verzichten, Hamburg krankheitsbedingt auf Morad Möllenbeck, sodass der erst 21-jährige Yunus Öztürk zu seinem zweiten Bundesligaeinsatz kam. Nachdem er sich noch bei seinem Debüt geschlagen geben musste, wurde er nun belohnt: Gegen den mehrfachen Deutschen Jugend-Meister Yves Kentsch sah auch Öztürk die Angriffe seines Kontrahenten und hatte stets eine Antwort parat. „Ich freue mich sehr für ihn. Das war ein absoluter Schlüsselkampf des Abends“, betont Hoppe, Öztürks Heimtrainer bei SV Polizei.
Für die 6:3-Halbzeitführung sorgte wie gewohnt Halb-Weltergewichtler Edison Zani, der im dritten Jahr Bundesliga weiter ungeschlagen bleibt. Gegen den starken Sachsen Jan Uaklihanov hatte der Hamburger zu Beginn aber mehr Mühe als ihm lieb war. Die erste Runde ging an den Chemnitzer, doch Zani behielt die Nerven und spielte anschließend seine Stärken aus: „Wir wissen bei Edi, dass er in der ersten Runde oft seine Gegner beobachtet und abtastet, um in den Runden zwei und drei dann zu explodieren. Das hat er auch diesmal wieder hervorragend umgesetzt und letztlich verdient gewonnen.“
In den nach der Pause noch anstehenden vier Kämpfen benötigte es nur noch einen Sieg zum Mannschaftserfolg. Nachdem sich der ebenfalls kurzfristig eingesprungene Debütant Johannes Hickmann trotz seiner erst 18 Jahre wacker gegen Ali Dohier schlug, aber noch den Kürzeren zog, profitierte Vezir Agirman von der Aufgabe des Chemnitzers Stephan Nikitin nach nur zehn Sekunden der ersten Runde. Krankheitsbedingt warf die Chemnitzer Ecke vorzeitig das Handtuch – mehr als der Wiegepunkt war für den amtierenden Deutschen Meister Nikitin aufgrund von 40 Grad Fieber nicht möglich. „So zu gewinnen ist natürlich schade, gehört aber zum Sport dazu. Wir wünschen Stephan an dieser Stelle gute Besserung“, so Morales.
Aufgrund des großen Polsters konnten es die Hamburg Giants auch verkraften, dass Kapitän Ammar Abbas Abduljabar diesmal gegen Aibyan Aram verlor. Nach einer starken zweiten Runde ging dem Hamburger im letzten Abschnitt die Kraft aus. „Solche Tage gibt es einfach, aber schon kommende Woche in Hessen brauchen wir Ammar wieder und ich bin mir sicher, dass er bis dahin wieder topfit ist“, so Hoppe hoffnungsvoll.
Den Schlusspunkt und das letzte Highlight aus Hamburger Sicht setzte Superschwergewichtler Collin Biesenberger. Der vor der Saison nach Hamburg gezogene 21-Jährige ließ den Chemnitzer nie in den Kampf kommen, überzeugte mit einer guten Führhand und Schlaghand, sodass Frederik Pöthig sogar angezählt wurde. Hoppe lobt: „Ein fast perfekter Kampf.“ Einzig der Schlag zum K.O. fehlt dem superschweren Riesen noch. „Daran arbeiten wir aber, sodass wir diesen hoffentlich auch bald zu sehen bekommen“, verspricht der Chefcoach.
Mit dem dritten Sieg im vierten Kampf ziehen die Hamburg Giants in der Tabelle mit den ebenfalls am vergangenen Wochenende siegreichen Fishtown Fighters aus Bremerhaven gleich. Aufgrund der besseren Differenz an kleinen Siegen liegen diese noch in der Tabelle in Front – alles läuft allerdings auf ein großes Finale in der Halle am Braamkamp am 9. März hinaus.
Bevor es aber zum letzten Heimkampf kommt, gilt es bereits kommenden Samstag beim noch sieglosen Team Hessen in Darmstadt die Pflichtaufgabe zu meistern. „Wir werden Hessen nicht unterschätzen, sie haben mit dem amtierenden Deutschen Vize-Meister Asan Hansen einen starken Leichtgewichtler, dazu Bronzemedaillengewinner Branimir Malencia im Halbschwergewicht. Gegen Bremerhaven lieferten sie einen Kampf auf Augenhöhe“, blickt Christian Morales voraus.