Vor heimischer Kulisse in der Sheffield Arena trat Ex-Weltergewichts-Weltmeister Kell Brook an, um sich mit einem überzeugenden Sieg für größere Aufgaben zu empfehlen. Bei seinem Duell mit dem Australier Michael Zerafa wurde jedoch schnell die Vermutung groß, dass Brooks beste Zeit vorbei sein könnte.
„The Special One“ sehr gewöhnlich
Für die Boxwelt war lange Zeit unklar, wie gut Sheffields Top-Boxer Kell Brook denn wirklich noch ist. Nach den verheerenden Niederlagen gegen Gennady Glolovkin und Errol Spence 2016 und 2017 war der 32-jährige lange raus. Erst diesen März kehrte er zurück, dort allerdings nur wenige Minuten. Bereits in der zweiten Runde schlug er den Weißrussen Siarhei Rabchanka dort KO. Gesehen hatte man also nicht viel. Danach folgte wieder eine lange Pause sowie ein Trainerwechsel von Stamm-Coach Dominic Ingle hin zu John Fewkes.
All das spielte wohl zusätzlich eine (negative) Rolle im Vorfeld des Kampfes gegen Michael Zerafa, doch auch die Ereignisse der letzten Jahre müssen einen erheblichen Effekt gehabt haben. So zeigte sich Brook unpräzise, steif in den Beinen und ohne sein berühmtes Timing. Zerafa war durch die vielen Führhande und härteren Powershots Brooks zwar zumeist der unterlegene Boxer in den Runden, aber wie erschreckend leicht er mit simplen 1-2-Kombinationen ins Ziel traf war, muss Brook zu denken geben.
So plätscherte der Kampf so vor sich hin. Der Brite geriet nie in Gefahr den Kampf zu verlieren, traf auch regelmäßig hart, doch die boxerische Klasse fehlte. Das klare Ergebnis auf den Punktzetteln (118-110, 119-109, 117-111) darf deshalb nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kell Brook in der Form gegen die Weltmeister im Welter- und Super-Weltergewicht kaum wird bestehen können. Entsprechend unzufrieden wirkte der ehemalige IBF-Champion auch, der immer noch nach dem großen Duell mit Amir Khan strebt.
WM-Ausscheidungskampf endet ohne Sieger
Das große Ziel von Jono Carroll und Guillaume Frenois an diesem Abend war, mit einem Sieg in die Position des IBF-Plichtherausforderers zu gelangen. Der Ire Carroll fing druckvoll an und bearbeitete das Rippenfell seines französischen Kontrahenten mit gekonnten Haken. Nachdem er mit der linken Schlaghand auch zum Kopf durchkam und Frenois scheinbar etwas verwunden konnte, versuchte es Carroll mit der Brechstange. Dadurch, dass er fast jede Hand mit voller Wucht abfeuerte und deshalb festen Stand benötigte, konnte Frenois sich besser wegbewegen. Der 35-jährige Box-Veteran kontere zudem immer wieder – ebenfalls aus der Rechtsauslage.
Da beide jedoch nicht mit allzu viel Schlagkraft bewaffnet angetreten waren, blieben die Runden eng, da keiner groß beeindruckt von den Händen des Gegenübers schien. Die Wertungen der Punktrichter sahen es entsprechend knapp (115-113 Carroll, 115-113 Frenois, 114-114 Unentschieden), weshalb am Ende ein geteiltes Unentschieden zu verbuchen war. Da nun keiner das Recht auf einen WM-Kampf gegen Titelträger Tevin Farmer besitzt, sprach Promoter Eddie Hearn im Anschluss bereis über ein baldiges Rematch.
Kampf von Supertalent Josh Kelly kurz vorher geplatzt
Es hätte das vielleicht interessanteste Aufeinandertreffen der Veranstaltung werden können. Die britische Weltergewichts-Hoffnung Josh Kelly sollte auf den ehemaligen WBA Interims-Weltmeister David Avanesyan aus Russland treffen. Kelly sagte jedoch wenige Stunden vor Beginn der Card ab. Grund: gesundheitliche Probleme. Kein Wunder, der Olympiateilnehmer von 2016 kam beim Wiegen gestern Nachmittag kreidebleich daher. Der Kampf soll laut Eddie Hearn schnellstmöglichen nachgeholt werden.