Am heutigen Samstag fliegen die Fäuste in der Friedrich-Ebert-Halle. Zuvor kam es noch zum obligatorischen Wiegen mit positiven Nachrichten.
Die Spannung steigt, die Vorfreude wächst. Am heutigen Samstag ist es endlich soweit, die Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen verwandelt sich in einen Boxtempel. Der umtriebige und populäre Boxpromoter Rainer Gottwald lädt zur großen Fight Night ein, die in mehr als 200 Ländern verfügbar sein wird. In Deutschland wird das Event, welches von Dream Boxing produziert wird, beispielsweise auf dem Premium-Streaminganbieter DAZN ausgestrahlt, der ebenfalls am Samstag auch noch den großen Kampf von Canelo vs. Munguia live aus Las Vegas überträgt. Doch zuvor können sich die Boxsportfreunde auf ein volles Programm in Ludwigshafen freuen.
Gedenken an die Ex-Weltmeisterin und eine Versteigerung für den guten Zweck
Wer Rainer Gottwald kennt, der weiß, dass ihm neben den sportlichen Aspekten einer Boxveranstaltung auch soziale Projekte sehr am Herzen liegen. So wird es eine Versteigerung von Boxhandschuhen geben, wo der Erlös zugunsten an das Hospiz Elias gehen wird. In einer immer stärker werdenden, älternden Gesellschaft ist dies sicherlich sinnvoll und auch benötigt. Für Rainer Gottwald ein Herzensthema, wo er auf maximal hohe Spendenerlöse hofft.
Besonders erfreulich ist zudem die Tatsache, dass man auch an die verstorbene Ex-Weltmeisterin Alesia Graf gedenkt, die leider im vergangenen März von uns gegangen ist. Ein Schock, der die Boxlandschaft in Deutschland und im Ausland stark aufgewühlt hat. Zu ihrem Gedenken werden traditionell 10 Glockenschläge erfolgen, was sicherlich einer der emotionalen Höhepunkte des Abends darstellt.
Weitere Aktivitäten sind zudem geplant, sei es Ehrungen oder ein Grußwort des Oberbürgermeisters, der einer von zahlreichen prominenten VIP-Gästen ist, die sich das Boxspektakel nicht entgehen lassen wollen. Kaum zu glauben bei dem Programm, dass dort überhaupt noch Boxkämpfe stattfinden werden, doch gleich 12 Kämpfe sollen erfolgen, die eine lange und spannende Nacht versprechen.
Sämtliche Boxer befinden sich im Gewichtslimit
Vor dem eigentlichen Kampftag findet stets das Wiegen statt. Am Freitag versammelte man sich deshalb in der Rhein-Galerie, wo dieser Prozess durchlaufen wurde. Erfreulicherweise gab es keinerlei Komplikationen auf der Waage, sämtliche Boxer wogen im jeweiligen Gewichtslimit ein.
Darunter auch die beiden Hauptkämpfer im Superweltergewicht, Ahmad Ali (18-1-1, 69,3 KG) und Hannock Phiri (6-2-1, 68,5 KG), die sich nochmals intensiv vor dem Kampf begegneten. Die Veranstaltung trägt auch das Motto „Alles oder nichts“, weil im Falle einer Niederlage ein Karriereende bei Ali im Raum steht. Entsprechend ist der Druck hoch und mit Phiri hat man einen wilden Actionfighter auf der Gegenseite angesetzt. Er verfügt zwar über kein wirklich gutes technisches Boxen, hat aber sehr viel Offensivdrang und kann dort auch gefährlich erscheinen.
Beispielsweise lieferte er sich eine fürchterliche Schlacht mit dem Südafrikaner und Timo Schwarzkopf-Bezwinger Gift Bholo (11-13), welche auf ESPN übertragen wurde. Die Zuschauer dürfen sich also auf eine Menge Action gefasst machen beim Hauptkampf, der so richtig knallen sollte.
Sarah Bormann wünscht sich den erneuten IBO-Titelgewinn
Einer der sportlichen Leckerbissen findet im Minimumgewicht statt, wo sich Sarah Bormann (17-1, 47,5 KG) und ihre argentinische Kontrahentin Tamara Elisabet Demarco (11-6, 47,3 KG) um den IBO-Titel messen werden.
Bormann kommt aus einer knappen Punktniederlage gegen die große mexikanische Doppelweltmeisterin Yesica Nery Plata (30-2), bei der sie in einem absoluten sportlichen Highlight des Jahres dennoch zu überzeugen wusste, im Weihnachtscirkus von Karlsruhe. Nun möchte „Babyface“ erneut angreifen und sich ihren IBO-Titel zurückholen, den sie im Mai 2022 schon einmal gewonnen hat. Mit der Argentinierin Demarco wartet jedoch nun eine schwere Aufgabe auf Bormann. Die Argentinierin wurde im März 2022 WBO-Weltmeisterin im Fliegengewicht und kennt sich also an der Weltspitze aus. Gegen Bormann verspricht das also ein Kampf zu werden, der die höchsten sportlichen Kriterien problemlos erfüllen kann.
Ein Titelkampf um mehrere Gürtel
Man hat nur wenig Kosten und Mühen gescheut, was sich auch daran zeigt, dass gleich 5 Ansetzungen Titelkämpfe sind. Doch nur der Superweltergewichtstitelkampf zwischen Piergiulio Ruhe (15-1, 69,2 KG) und Joshua Nyanzi (9-1, 69,3 KG) geht um gleich zwei Titel, nämlich die Europameisterschaft bei der IBF und IBO. Die Ansetzung wirft jedoch auch einige Fragen auf, weil Nyanzi aus Uganda stammt, ein Land, welches man nicht zwingend in Europa verorten würde. Es scheint ein Fall für die Genealogie zu sein.
Ruhe, der sich überwiegend im Mittelgewicht befand und nun seine Titelchance im Superweltergewicht sucht, steht vor dem größten Profikampf seiner Karriere. Mit Nyanzi, der den Kampfnamen Spyder trägt, wartet eine absolute Wundertüte auf die Boxsportfreunde in Ludwigshafen. Er ist kaum valide einzuschätzen, scheint physisch aber durchaus einiges mitzubringen, wodurch der Kampf nicht uninteressant erscheint.
Ein Boxer verliert seine makellose Bilanz
Im Halbschwergewicht wird es erstmalig zwar keinen Titelkampf geben, dafür sind beide Boxer noch ungeschlagen. Ibo Maier (12-0, 79,8 KG) und Kelash Hotak (7-0, 76,9 KG) treffen aufeinander. Maier blickt auf eine gute Amateurkarriere zurück, tat sich aber im letzten Kampf gegen einen besseren Gegner deutlich schwerer.
Hotak hingegen stammt aus Afghanistan und hat dort nur vorzeitige Siege eingefahren, die keinerlei sportlichen Wert beizumessen sind. In den letzten Jahren verblieb er auch inaktiv, was sicherlich auch daran liegt, dass in Afghanistan sich die Situation nach der Machtübernahme der Taliban drastisch verschlechtert hat für die Kampfsportler. So fand beispielsweise in den letzten Jahren der MMA-Athlet Wahed Nazhand in Europa ein neues Zuhause und konnte zuletzt bei Oktagon einen fulminanten Sieg erzielen. Ob Hotak seinem Landsmann gleichtun kann, bleibt aber fraglich.
Daniel Dietz, der Boxen1-Newcomer des Jahres
Selbstverständlich kann eine Boxveranstaltung in Deutschland nicht gänzlich ohne das Schwergewicht auskommen. Daniel Dietz (12-0, 122 KG) trifft auf Halim Haxhijaj (5-0, 105,4 KG) im Duell der ungeschlagenen Bigboys.
Daniel Dietz wurde von Boxen1 zum Newcomer des Jahres gekürt, nachdem er im letzten Kampf restlos überzeugte und den P2M-Schützling Felix Langberg (13-2) gekonnt ausboxte. Das wäre auch eine gute Linie gegen den kleineren Haxhijaj, der sich mit deutlichen Reichweitennachteilen konfrontiert sieht. Allerdings ist Haxhijaj ein kompakter Mann, der auch über einiges an Explosivität durchaus verfügt. Ob er aber an Dietz vorbeikommt, bleibt ungewiss.
Die restlichen Resultate auf der Waage
Weltweite Übertragung – Resttickets sind noch vorhanden
Das Event wird heute live ab 19 Uhr auf dem Streamingdienst DAZN im Abo übertragen. Es reicht hierfür das SuperSport-Paket. Wer kein DAZN hat, kann zudem kostengünstiger ein Fight+ Abo abschließen und bekommt dort ebenfalls das Event zu sehen. In über 200 Ländern wird es angeboten.
Für alle Kurzentschlossenen sei zudem gesagt, dass noch wenige Resttickets für das Event vorhanden sind. Man kann Tickets ab 35 € hier noch kaufen. Eine weitere Chance wäre sicherlich die Abendkasse.