Araik Marutjan knockt den Ungarn Istvan Szucs in Rekordzeit aus
„Ein Fest der Freunde!“ Treffender hätte man das Motto des Wiking Weihnachtsboxen nicht wählen können. Über 300 Fans feierten gemeinsam mit Winfried Spiering und seinem Wiking Box-Team zwei Tage vor Heiligabend ihren traditionellen Jahresabschluss und ließen es sich bei Spanferkel, Pun(s)ch und tollen Amateur- und Profisport richtig gut gehen.
Unter den Gästen war illustre Prominenz: Dag Schmidt zum Beispiel, mehrfacher Weltmeister im Kraftdreikampf. Oder Mike Hanke, zweifacher Vizeweltmeister im Schwergewichtsboxen.
Der stellvertretende Landrat Jörg Hasselmann staunte über die tollen Leistungen des Boxnachwuchses und sicherte dem Verein für das nächste Jahr seine Unterstützung zu.
Zinnowitz erster Bürger Peter Usemann war in Doppelfunktion vor Ort. Zum einen war er als Ehrengast geladen, zum anderen half er als Rettungssanitäter aus. Usemann und Spiering kennen sich seit dem fantastischen „Fritz Sdunek Memorial“, das Anfang September zu Ehren der Trainerlegende in Zinnowitz veranstaltet wurde. Für den nächsten Event haben sie sich vorgenommen, noch ein Schippchen draufzulegen. Ein passender Termin wird bereits gesucht.
Weiterhin vor Ort, Ralf Bünger, Landestrainer Mecklenburg Vorpommern, sowie Harald Lange, der Präsident des erfolgreichsten Boxclub Berlins, der Eintracht Berlin.
Als weiterer Ehrengast saß Dr. Worm direkt am Ring. Worm ist seit 50 Jahren bei den Amateuren als Ringarzt tätig ist.
Team Sauerlands Kultcoach Uli Wegner war gekommen, um seinem Freund Rene Suske mit einer Laudation zum 49. Geburtstag zu gratulieren. Darüber hinaus wollte er Araik Marutjan beobachten, der für einen Sechsrunder in den Ring klettern sollte. Der Schweriner Mittelgewichtler wechselte erst kürzlich in seine Trainingsgruppe nach Berlin.
Erstmalig wurde das Wiking Weihnachtsboxen in Wolgast und nicht wie sonst üblich,
in Berlin veranstaltet. Es gab nicht nur Profiboxen zu sehen, sondern auch Amateursport. Vor drei Monaten gründete Spiering in Wolgast das Winner Wiking Box-Team OVP. Mit dem Amateur-Club möchte er dem Boxsport in Pommern frische Impulse geben.
Trainer sind Jürgen Moderhak und Ricardo Pautsch. Und was die Nachwuchs-Wikinger in weniger als drei Monaten von den beiden gelernt haben, dass zeigten sie in Sparringskämpfen gegen Phoenix Stralsund, FSV Bentwitsch und GFC Rostock.
Sparringsboxen, dass bedeutet drei Runden, zwei Gegner und keinen Sieger, denn die Kämpfe werden ohne Wertungen durchgeführt. Das Amt des Referees wird von einem Trainer übernommen.
Fast alle Athleten standen beim Weihnachtsboxen zum ersten Mal im Ring. Entsprechend groß war die Aufregung, nicht nur bei den Sportlern, sondern auch bei ihren Trainern.
„Bring mehr die Führhand!“ oder „Geh aus der Linie!“ „Wo ist die Schlaghand?“ und immer wieder „Bleib ruhig,“ riefen die Trainer in den Ring.
Die Boxgirls Janina Andra (Wiking) und Emmi Kühl (FSV Bentwitsch) setzten die Anweisungen bestens um. Janina brachte die geforderte Führhand, hatte jedoch Schwierigkeiten Emmis tolle Konter zu vermeiden.
Maurice Rades (Wiking) und Louis Epp (GFC Rostock) waren trotz ihrer zehn bzw. neun Jahre kaum zu bremsen, genauso wie Max Schönrock (Wiking) gegen Zaki Subaia (GFC) und Dany Pagels (Wiking) gegen Johannes Hesse (GFC).
Fredik Chatchatrjan (GFC) und Max Suske (Phoenix Stralsund) gehören zu den besten Weltergewichtlern in Mecklenburg-Vorpommern. Standesgemäß zeigten sie hervorragende Techniken für den sie anerkennenden Szenenapplaus erhielten. Es war der vielzitierte „Fight auf Augenhöhe“, der auch für ein Kampfgericht schwierig zu werten gewesen wäre.
Uli Wegner war voll des Lobes für alle Kämpfer sowie deren Leistungen: „Topp! Darauf kann man in Pommern aufbauen.“
Nach den Amateuren übernahmen die Profis den Ring. Für die Statistiker unter den Fans: Es standen vier Kämpfe auf der Fightcard. Alle Sieger kamen aus der blauen Ecke. Kein Kampf ging über die Zeit. Der Längste war nach 1:11 min. in der dritten Runde zu Ende und der kürzeste dauerte 114 Sekunden. Den bestritt Mittelgewichtler Araik Marutjan. Mit einem Leberhaken legte Araik den Ungarn Istvan Szucs in der Rekordzeit flach. Wegner bekam von seinem Neuen nicht viel zu sehen.
Halbschwergewichtler Aleksandr Tojic aus Bijeljina/Bosnien Herzegowina versuchte den Berliner Feuerwehrmann Matheusz Seyfo Okbi mit wuchtigen Angriffen zu überfallen. Die Strategie ging nicht auf. Im Gegenteil Matheusz konterte seinen Kontrahenten mit einer mörderischen Schlaghand ab. Nach 2:06 min. in der zweiten Runde war Schluss. TKO, das war die Entscheidung des souveränen Referees Rene Fiebig.
Mit dem rechten Kopfhaken, den der Tscheche Rene Molik als Konterwaffe einsetzte, kam Mike Jäde anfangs nicht zurecht. Doch schon im zweiten Durchgang lief es rund für den Berliner. Ende der dritten Runde überdehnte sich Molik das Ellenbogengelenk. Er gab den Kampf in der Pause auf. (TKO)
Einen tollen Einstand für das Jahr 2019 gab es vom Wikinger Sven Elbir zu sehen. Kraftvoll boxte er nach vorn und zerhackte Adnan Zilic mit dem rechten Aufwärtshaken. Einmal schickte er den Mann aus Prijedor / Bosnien Herzegowina in der ersten Runde runter, zweimal in der zweiten. In der dritten Runde schoss Sven seinen Gegner weg. Auch hier schritt Rene Fiebig ein und brach ab. (TKO)
„Mit seiner Leistung hat sich Sven Elbir definitiv für ein Rematch gegen Patrick Wojcicki (Sauerland) empfohlen,“ so Spiering. Der Boxmanager weiter: „Andererseits wäre nach den gezeigten Leistungen von Marutjan und Elbir ein Fight zwischen den beiden sehens- und wünschenswert. Den Leitspruch des Kampfes hätte ich auch schon: Zwei Mittelgewichtler wollen an die Spitze.“
Überhaupt will das Wiking Box-Team im nächsten Jahr angreifen. Zum Beispiel hat Ronny Mittag noch eine Rechnung mit Denis Radovan (Sauerland) offen. Darüber hinaus werden die Wikinger neue Boxer in ihr Team aufnehmen. „Man ist mit drei Kubanern im Gespräch“ so Spiering. Die Gewichtsklassen wären Schwer und Supermittel. William Scull, der demnächst um die Südamerika-Meisterschaft boxen wird, ist einer von ihnen und gehört so gut wie zum Team. Die Wikinger holten Scull bereits für einige Tryouts nach Berlin. Doch von den drei geplanten Kämpfen kam nur einer zustande. Mögliche Gegner sagten reihenweise ab.
All Photos by Wolfgang Wycisk