Ringrichter Wiemann: „Ich dachte, Herelius kann härter hauen“!
Ein Bericht von Wolfgang Weggen
Glückwunsch! Der Ringrichter kann das Weihnachtsfest ohne blaue Augen feiern! Holger Wiemann hat aber richtig viel Glück gehabt, dass die Schläge, die er beim Fight Nuri Seferi gegen Steve Herelius kassierte, keinen Volltreffer waren.
EC-Kampftag in Hamburg-Schnelsen. Der zweite Hauptkampf des Abends. Die 7. Runde lief. Beide Kämpfer hörten nicht auf das Trennkommando von Ringrichter Holger Wiemann, schlugen weiter aufeinander ein. Das kann man mit dem Berliner aber nicht machen. Wiemann ging beherzt dazwischen, warf sich direkt in den heißen Schlagabtausch. Solch mutiges Eingreifen sieht man nur selten von Ringrichtern. Die Zuschauer waren begeistert von der Einlage des Mannes in Weiß…
Pech für den Referee: Einige Brocken schlugen bei ihm am Kopf ein, die meisten der verbotenen „Treffer“ landete Herelius, aber auch Seferi ging bei der Trefferausbeute nicht leer aus. Wieman handelte schnell, disqualifierzte Ex-Weltmeister Herelius. Glück für Seferi, dass es zu diesem Zeitpunkt des Kampfes passierte, denn Herelius schien jetzt gerade seinen „zweiten Wind“ zu bekommen.
Und was sagt der Ringrichter frisch geduscht nach dem Fight? Wiemann: „Das ging einfach zu weit. Beide wollten nicht hören. Aber Herelius hat einfach weiter darauf geschlagen, das musste ich beenden. Und das ging nur mit einer Disqualifikation“. Haben die Schläge weht getan? Wiemann grinsend: „Ich dachte, Herelius könnte härter hauen“! Und was sagt Herelius dazu? „Der Ringrichter war doch selbst schuld“!
Was Hauptkämpfer Christian Hammer gegen den starken Ami Kevin Johnson bot, reichte zwar zu einem knappen Punktsieg, aber richtig begeistern konnte der Schwergewichtler nicht alle Zuschauer im Saal. Ex-Universum-Geschäftsführer Peter Hanraths, der neben Meistertrainer Fritz Sdunek, dem alten und neuen Weltmeister Jürgen Brähmer und Ex-Champion Arthur Grigorjan in der ersten Reihe saß: „Der Sieg geht schon in Ordnung, schließlich konnte Christian auf seinen Heimvorteil zählen, aber er war sicher nicht so hoch, wie er bei den Punktrichtern schließlich ausfiel“. Die drei Herren, unter ihnen Ex-Weltmeister Michael Löwe, hatten Hammer 98:92, 98:92, 98:94 vorn.
Zufrieden mit seinem Starfighter und dem Besuch der Veranstaltung (1500 Zuschauer kamen in die Messehalle) war EC-Boss Erol Ceylan: „Christian war eine Woche lang krank, hatte eine Virus-Infektion. Wir haben bis am Morgen des Kampfes überlegt, ob er überhaupt in den Ring steigen soll. Vor diesem Hintergrund hat er einen Riesenfight abgeliefert“. Und wie geht es mit Hammer weiter? Ceylan: „Christian hat gezeigt, dass er schon ganz oben mitmischen kann. Aber wir reden nicht von Klitschko als nächsten Gegner, wir wollen nichts überhasten, arbeiten weiter am Aufbau, Christians ganz große Zeit kommt noch“.
Zufrieden auch er neue EC-Promoter Alexander Alekseev: „Mit meinem Debut bin ich zufrieden. Es war ein toller Kampfabend mit einigen unerwarteten Ausgängen. Ich bin sicher, unser Team wird auch in Zukunft spannende Kämpfe bieten, die gefragt sind“. Und wie geht es im nächsten Jahr weiter? Der Promoter: „Wir werden drei oder vier Kampftage in Hamburg haben, dazu kommen Ausflüge nach Rumänien“.