Doping aus der (Infusions-)Flasche: Nach den Vitaminen klingelt die Staatsanwaltschaft

Foto: Shutterstock/Arif biswas

Der Trend von Vitamininfusionen erlebt aktuell einen regelrechten Aufschwung. Immer mehr Menschen, darunter auch zahlreiche Hobby- und Profisportler, setzen auf diese Methode, um ihren Körper mit einem Boost an Nährstoffen zu versorgen und vermeintliche gesundheitliche Vorteile zu erzielen.

Dopingfalle Vitamininfusion

Diese Infusionen, die eine Mischung aus verschiedenen Vitaminen wie Vitamin C, B-Komplex und Mineralstoffen wie Magnesium und Calcium enthalten, versprechen eine schnelle Wirkung und sollen Energie liefern, das Immunsystem stärken und die Regeneration fördern. Insbesondere Sportler greifen auf Vitamininfusionen zurück, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern und die Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten zu beschleunigen.

Der Gedanke dahinter ist, dass die direkte Zufuhr von Nährstoffen über die Infusion schneller und effizienter ist als die orale Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Zudem wird angenommen, dass Infusionen den Körper besser mit den benötigten Nährstoffen versorgen können, da sie den Verdauungstrakt umgehen und direkt in den Blutkreislauf gelangen. Studien haben gezeigt, dass Vitamininfusionen tatsächlich dazu beitragen können, den Nährstoffbedarf des Körpers zu decken und die Regeneration zu unterstützen. Eine Studie von Dr. Gaby und Dr. Wright aus dem Jahr 2018 kam beispielsweise zu dem Schluss, dass Vitamininfusionen bei Sportlern dazu beitragen können, die Muskelregeneration zu beschleunigen und die Leistungsfähigkeit zu verbessern.

 

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Allerdings gibt es klare Dopingbestimmungen, die von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) festgelegt wurden. Sportler dürfen nur Substanzen verwenden, die nicht auf der Liste der verbotenen Mittel stehen und keine verbotenen Methoden anwenden, um ihre Leistung zu steigern. Die NADA und andere Anti-Doping-Agenturen haben außerdem Höchstmengen für Infusionen festgelegt, um sicherzustellen, dass Sportler keine verbotenen Substanzen über diese erhalten.

Die Begrenzung auf 100 ml pro 12h dient dazu, den Missbrauch von Infusionen zu dopingrelevanten Zwecken zu verhindern. Größere Mengen könnten dazu führen, dass verbotene Substanzen in den Körper gelangen und so die Fairness im Sport gefährden. Die 100 ml-Grenze wurde daher festgelegt, um eine klare und einheitliche Richtlinie für die Verwendung von Infusionen im Sport zu schaffen und eine faire Wettkampfumgebung zu gewährleisten. Auch können durch die Zufuhr höherer Volumina theoretisch andere verbotene Substanzen „ausgewaschen“ werden.

Somit ist ein weiterer Grund für die 100 ml-Grenze die Verhinderung einer Verschleierung anderweitiger verbotener Substanzen. Schließlich will man hierdurch auch dem Problem zu intensiver Weight-Cuts entgegentreten, denn diese können mitunter lebensbedrohlich werden. Infusionen werden in diesem Fall in Mengen von mehreren Litern genutzt, um das verlorene Körperwasser in windeseile wieder auszugleichen. Zum Vergleich: der Magen-Darm-Trakt kann suffizient ca. 800ml Flüssigkeit pro Stunde aufnehmen – mit Infusionen sind deutlich höhere Mengen von 2-3 Litern und mehr problemlos pro Stunde möglich, aber eben auch unter Umständen lebensgefährlich, da der Körper buchstäblich in kürzester Zeit „geflutet“ wird. Dies erhöht das Risiko für das Erleiden von Herz- und Nierenversagen, Elektrolytverschiebungen, Lungenödemen und Hirnschwellumgen.

Ein aktuelles Beispiel, das die Brisanz dieses Themas verdeutlicht, ist der Vorfall des ehemaligen Profiboxers Felix Sturm. Sturms Team selbst hat ein Bild gepostet, auf welchem zu sehen ist, wie er von seinem Heilpraktiker eine Infusion mit einer unerlaubten Menge von 250 ml mit Vitaminzusatz erhalten hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Anti-Doping-Gesetz.
Übrigens: nicht nur die Sportler selbst, sondern auch die entsprechenden Therapeuten werden bei einem Dopingverstoß strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Deswegen ist es allen beteiligten dringend zu empfehlen, sich stets über die gültigen Dopingrichtlinien zu informieren. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!

Um eine Vitamininfusion dopingkonform zu gestalten, sollten Sportler sicherstellen, dass sie sich innerhalb der zulässigen Grenzen bewegen und keine verbotenen Substanzen enthalten sind. Eine gründliche Überprüfung der Zusammensetzung der Infusion sowie die Einhaltung der maximalen Mengen sind unerlässlich, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Man sollte seinen Arzt oder aber auch alle anderen „Therapeuten“ (Heilpraktiker, etc.) stets auf seinen Status hinweisen, sofern man einem Testpool der Anti-Doping-Agenturen angehörig ist. Ein Breitensportler kann nämlich sehr wohl auch höhere Mengen als die vorgegebenen 100 ml erhalten – Arhleten im Testpool aber eben nicht. Und auch eine Vitamininfusion kann mit 100ml erfolgreich durchgeführt werden.

In einer Zeit, in der der Druck auf Sportler, Höchstleistungen zu erbringen, enorm ist, ist es wichtig, dass sie sich der Konsequenzen bewusst sind und auf legale Weise nach Leistungsoptimierung streben. Andernfalls riskieren sie nicht nur den Verlust von Titeln und Reputation, sondern auch rechtliche Konsequenzen durch Verstöße gegen Dopingbestimmungen und nicht zuletzt auch möglicherweise ihre Gesundheit.

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