Dillian Whyte siegreich in Schwergewichts-Drama

Herzschlag-Finale reicht Joseph Parker nicht, um die zweite Profi-Niederlage abzuwenden. Dillian Whyte greift nun nach den Sternen im Schwergewicht.

Whyte drückt Parker seinen Stil auf

Im großen Finale des fantastischem Boxabends in der Londoner O2 Arena schenkten sich Lokalmatador Dillian Whyte und Joseph Parker aber nun wirklich gar nichts. Nachdem es zwischenzeitlich so aussah, als hätte Whyte den Kampf unter Kontrolle und würde den Sieg souverän herunterboxen, entwickelte sich in den letzten Runden nochmal eine in der Form selten zu sehende Dramatik, die den Puls der Boxwelt in astronomische Höhen katapultierte. Bis in die letzten Sekunden hinein ging es hoch her.

Der Neuseeländer Parker sah sich nach seiner Niederlage gegen Superstar  Anthony Joshua großer Kritik ausgesetzt. Zu zurückhalten sein dortiger Auftritt, bei dem er seinen im Dezember 2016 gewonnen WBO-WM-Titel abgeben musste. Dementsprechend deutlich aktiver ging er gegen Dillian Whyte in den Kampf. Seine Vorteile in puncto Schnelligkeit spielte er am Anfang des Kampfes ganz gut aus und entzog sich den teils ungestümen Attacken Whytes gekonnt. Dieser stellte jedoch relativ schnell auf den Stil seinen Kontrahenten ein und drängte diesem seinen Eigenen auf.

Am Ende der zweiten Runde erzielte der Brite einen Niederschlag, auch wenn dieser für den Kampf gar nicht mal so entscheidend war, so war es zu mindestens 50 % ein Zusammenstoß der Köpfe und weniger die nachgeschobene Hand, die diesen verursachte. Vielmehr war es der konstante, lange Jab und das gekonnte Heranschieben, mit dem er Parker mehr und mehr in den Infight zog, wo er mit oft am Rande Legalität ausgeführten Aktionen seine Treffer vorbereitete. Insbesondere die Körperhaken saßen gut – Whyte machte seinem Spitznamen „The Bodysnatcher“ alle Ehre.

So ging Parkers Energie konsequent nach unten und Whyte hatte leichtes Spiel, mit der Führhand zu punkten. In der neunten Runde schien dann das Ende besiegelt zu sein für Joseph Parker – Whyte landete in der Halbdistanz einen markerschütternden linken Haken, der den meisten Menschen auf diesem Erdball mit Sicherheit die Lichter ausgeknipst hätte. So ging Parker zwar schwer angeschlagen zu Boden, bewies aber sensationelle Regenerationsfähigkeiten und schaffte es aus der Runde. Klar war zu dem Zeitpunkt aber, dass er nach Punkten nicht mehr würde gewinnen können.

Whyte musste in den letzten drei Runden dann aber auch seinem physisch aufreibenden Stil Tribut zahlen. So kam Parker wieder zurück in den Kampf und landete diverse harte Treffer. Im letzten Durchgang erreichte die Dramatik ein neues Level. Schwer atmend schluckte Whyte eine brutale Rechte – und das 30 Sekunden vor Schluss! Mit einer Mischung aus Erschöpfung und Schlagwirkung musste er herunter. Mit letzter Kraft und all möglichen Wrestling-Manövern rettete er sich irgendwie über die Zeit, wobei Parker vielleicht nur einen Volltreffer davon entfernt war, den Knockout zu erzielen.

So sahen die drei Punktrichter Whyte am Ende verdientermaßen mit 113-112, 115-110, 114-111 vorne, was den größten Erfolg in der Karriere des Mannes aus Brixton darstellt. Schwer außer Atem hatten die Boxer nach ihrer Schlacht nichts als lobende Worte füreinander übrig. Für Whyte muss im Prinzip jetzt ein WM-Kampf folgen, während Parker erst wieder aufgebaut werden muss. Vielleicht wäre es für ihn ratsam, das Trainingscamp zu wechseln, denn es ist schon offensichtlich, dass der 26-jährige Neuseeländer seit einiger Zeit stagniert.

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