BOXEN1-Besuch bei Jürgen Brähmer: „Will 2021 wieder Weltmeister werden!“

Foto: © Andreas Barth

Auch im 42. Lebensjahr gehört Jürgen Brähmer immer noch in den Kreis der Aktiven im deutschen Boxsport – und das sehr erfolgreich! Im Supermittelgewicht befindet sich der zweifache Ex-Weltmeister immer noch in den „Top Ten“ der WBC, IBF und WBO. BOXEN1 stattete dem Schweriner Box-Star jüngst einen Besuch in seinem Trainings-Gym ab.

Jürgen Brähmer: „Gegen Dominic Bösel würde ich sofort boxen!“

Es ist fast schon ein kleines Abenteuer, das Boxcamp von Jürgen Brähmer in Schwerin zu finden – zumindest wenn man ohne Ortskenntnisse oder einem Navigationssystem ausgestattet ist. Da, wo früher die Schweriner Wasserwerke waren, fliegen nun die Fäuste! Am Medeweger See befindet sich das circa zwei Hektar große Grundstück, welches ein Trainingsgelände von allein 600 Quadratmetern beinhaltet. Stolz führt Jürgen Brähmer seine Besucher durch die „Heiligen Hallen“, in denen bereits seit einigen Jahren der Schweiß in Strömen fließt.

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An jenem sonnigen Tag, ist der 41-Jährige allerdings nicht der Einzige, der sein Trainingsprogramm absolviert: Araik Marutjan ist mit von der Partie. Der 28 Jahre junge Profi war einst einer der erfolgreichsten deutschen Amateurboxer. Bei den AIBA-Weltmeisterschaften 2013 belegte Marutjan den dritten Platz. Jürgen Brähmer und Marutjan haben Spaß beim Training – das spürt man! Der fast vierzehn Jahre ältere Brähmer gibt dem Youngster Tipps, Verbesserungen und Ratschläge mit auf dem Weg. Logisch, da Brähmer ja auch als Trainer aktiv ist!

Jürgen Brähmer und Araik Marutjan (rechts)/ Foto: © Andreas Barth

Während des Trainings, achtet Coach Brähmer peinlich genau auf jedes Detail. Er wiederholt viele Schlagkombinationen mit seinem „Schützling“. Araik Marutjan nimmt die Anweisungen dankend entgegen – und setzt diese um. „Mir ist es im Training sehr wichtig, dass Schläge, Kombinationen oder verschiedene Bewegungen immer und immer wieder praktiziert werden. Nur so, können die Sportler die Abläufe automatisieren – und schließlich im Wettkampf umsetzen.“, so Jürgen Brähmer.

Brähmer: „Wir sind in Deutschland, in vielen trainingsmethodischen Bereichen, in den 1990’er Jahren stehengeblieben! Das Boxen ist schneller, explosiver und dynamischer geworden. In unserer Trainingskultur blieben viele athletische und andere individuelle Details auf der Strecke. Da müssen wir stark dran arbeiten!“ Mit Tyron Zeuge, den Brähmer einige Jahre betreute, konnte der Schweriner bereits wichtige WM-Siege einfahren.

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Auch Jack Culcay hatte er unter seinen Fittichen. Vor dem WM-Ausscheidungskampf gegen den Ukrainer Sergiy Derevyanchenko, trainierte Culcay für einige Wochen bei Brähmer. Obwohl er seinen Gegner am Rande eines Niederschlages hatte, verlor Jack Culcay letztlich nur knapp nach Punkten. „Ich habe sehr gern mit Jack zusammengearbeitet. Bei ihm ist noch viel Luft nach oben möglich!“, so Brähmer, der sich durchaus vorstellen kann, erneut mit ‚Golden Jack‘ zu arbeiten.

Allerdings hat der frühere zweifache Halbschwergewichts-Weltmeister noch eigene Ziele. Jürgen Brähmer steht aktuell bei drei großen Weltverbänden in den Top 10 (IBF: 6, WBC: 10, WBO: 10) im Supermittelgewicht. Seinen letzten Kampf bestritt er im Dezember 2019. Mit einem fulminanten Ko-Sieg über Jürgen Doberstein sicherte sich Brähmer den IBF-Intercontinental-Gürtel. Seither flogen die Fäuste nur noch in den eigenen Trainingsräumen. Eine für Mai geplante Box-Gala konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden.

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„Wir hatten die Möglichkeit, eine Veranstaltung ohne Zuschauer zu machen. Aber das ist nicht in meinem Sinn. Boxen ist eine Event-Sportart, die ohne Zuschauer nur schwer vorstellbar ist. Wir führen bereits Gespräche, einen Boxabend in baldiger Zukunft auf die Beine zu stellen!“, sagt Brähmer. Frühestens Ende Oktober sei der nächste Wettkampfeinsatz realisierbar. Auf die Frage, gegen wen er am liebsten boxen möchte, muss Jürgen Brähmer nicht lange nach einer Antwort suchen: „Gegen Dominic Bösel würde ich sofort boxen – selbst für eine überschaubare Gage!“

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In den letzten Monaten, hatte Jürgen Brähmer allerdings auch mit Tätigkeiten außerhalb des Boxrings zu tun. Neben Sanierungsarbeiten am Boxgym sowie einigen Immobilien-Geschäften, verbrachte der Familienvater viel Zeit mit seinen beiden Kindern. Brähmers fünfjähriger Sohn und die achtjährige Tochter wissen nur zu gut, wie sie Papa auf Trab halten: „Das ist manchmal anstrengender, als die ein oder andere Sparringseinheit!“, sagt Jürgen Brähmer, mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Die wohl größte Stütze im Leben des Profiboxers, ist Ehefrau Tatjana. Seit 21 Jahren ist das Paar liiert. Brähmer: „Sie hält mir den Rücken frei!“

Jürgen Brähmer (links) mit BOXEN1-Redakteur Patrick Czerny /Foto: © Andreas Barth

Auch mit seinem langjährigen Trainer, Michael Timm, hält der Rechtsausleger immer noch engen Kontakt. Sobald der nächste Wettkampftermin feststeht, sollen die speziellen Trainingsprogramme beginnen. Jürgen Brähmer, der im nächsten Monat seinen 42. Geburtstag feiern wird, ist nach wie vor topfit. Und das sieht man auch, wenn man den Schweriner dabei beobachtet, wenn er (zum Beispiel) den Sandsack bearbeitet.

„Ich habe immer noch einen sehr guten Leistungsstand und trainiere jeden Tag. Ich traue es mir weiterhin zu, mit der Welt-Elite mitzuhalten. Wenn jedoch der Moment kommen sollte, dass ich mich im Ring nicht mehr sicher fühle – oder die Reflexe nachlassen, höre ich sofort auf! Doch das ist aktuell kein Thema.“ Für Jürgen Brähmer gibt es daher ein ganz klares Ziel: „Ich will 2021 wieder Weltmeister werden!“

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