Nächster Canelo-Kampf im März 2020. Stellt er sich Artur Beterbiev?
Saul ‚Canelo‘ Alvarez hat am vergangenen Samstagabend davon gesprochen, Geschichte zu schreiben, nachdem er den WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht, Sergey Kovalev, in der elften Runde durch KO besiegt hatte und damit nun auch einen Weltmeistertitel in einer vierten Gewichtsklasse gewonnen hat. Der Kampf war allerdings nicht so hochklassig wie ihn die eingefleischten Canelo-Fans sahen. An der Leistung der beiden Kämpfer war nichts Besonderes. Canelo scheint für das Halbschwergewicht zu klein an Körpergröße zu sein, er wirkte teilweise sogar hilflos, als er Kovalev im Ring gegenüberstand. Einzig der Abschluss, die Kombination mit der Canelo, den ermüdeten Kovalev in der 11. Runde ausknockte, war Weltklasse, aber sicher nicht der Kampf selbst.
Canelo würde die Fans beeindrucken, wenn er als nächstes gegen Artur Beterbiev kämpft
Es würde eine Menge Boxfans beeindrucken, wenn Canelo nun den Mut zeigt und im Halbschwergewicht bleiben würde, um sich dem IBF und WBC-Champion Artur Beterbiev zu stellen. Die Fans wollen nun wissen, ob Canelo nun gegen Beterbiev (15-0, 15 KO-Siege) antritt oder nicht. Beterbiev ist sicher der beste Boxer in der Halbschwergewichtsklasse und gegen ihn hätte Canelo am letzten Samstag besser boxen sollen.
Die Erwartung der Canelo-Fans ist inzwischen gespalten, die meisten Boxfans von Canelo erwarten, dass er sich in seinem nächsten Kampf, der für den März kommenden Jahres geplant ist, Gennadiy Golovkin, Billy Joe Saunders oder Callum Smith stellt. Sie glauben nicht, dass Canelo einem Kampf gegen Beterbiev zustimmen wird. Die Hardcore Canelo-Fans möchten sicher nicht sehen, dass Canelo von Beterbiev auseinander genommen wird. Wenn Canelo aber wirklich Box-Geschichte schreiben will, dann muss er in der Halbschwergewichtsklasse bleiben, in der Klasse in der er am letzten Samstag den WBO-Gürtel gewonnen hat und in dieser Klasse muss er gegen die Besten kämpfen. Wenn sich Canelo auch die Gürtel von Beterbiev und Bivol holt, erst dann hat er Boxgeschichte geschrieben.
Es ist wohl ziemlich klar, dass Canelos Sieg über den „regulären“ WBA Super-Mittelgewichts-Champion, Rocky Fielding, im vergangenen Jahr, als Canelo sich den WM-Titel in seiner dritten Gewichtsklasse holte, nicht so glorreich war. Denn Rocky Fielding war zu dieser Zeit der wohl schwächste Weltmeister in dieser Gewichtsklasse. Auch Canelos Sieg gegen Kovalev, war kein Sieg gegen den Besten in der Halbschwergewichtsklasse, denn man konnte schon im Kampf gegen Yarde sehen, dass Kovalev langsam schon über seinem Zenit ist. Kovalev war wohl der schwächste Champion im Halbschwergewicht, den Canelo sich bewusst ausgesucht hat, genauso wie es Rocky Fielding im Super-Mittelgewicht war. Indem Canelo gegen Beterbiev antritt, kann er den Boxfans beweisen, dass er bereit ist, sich mit dem besten Champion zu messen.
Canelos Trainer Eddy Reynoso sagte vor dem Kampf gegen den „Krusher“ gegenüber der Presse, Kovalev sei besser als Beterbiev. Der Ausdruck auf Reynosos Gesicht, als er das sagte, schien aber nicht mit seinen Worten übereinzustimmen. Er sah dabei überhaupt nicht glaubwürdig aus. Es ist allen die den Kampf am letzten Wochenende gesehen haben klar, dass Kovalev nicht nur annähernd auf dem Level boxte, auf dem er zu seiner Glanzzeit geboxt hat. Viele Boxsport-Experten sind der Meinung, dass das Canelo-Management sich Kovalev nur ausgesucht hat, weil er eben schon langsam über dem Zenit seiner Karriere ist. Wenn Canelo gegen einen Kämpfer Geschichte schreiben will, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere steht, dann muss er gegen Beterbiev kämpfen. Beterbiev wird nicht so lasch und kraftlos schlagen wie es Kovalev gegen Canelo am Samstag getan hat.
Artur Beterbiev sah vor kurzem sensationell aus, als er am 18. Oktober in Philadelphia den zuvor ungeschlagenen WBC-Champion im Halbschwergewicht Oleksandr Gvozdyk (17-1-0, 14 KO-Siege) in der 10. Runde ausknockte. Gvozdyk ist ein unglaublich talentierter Kämpfer, und Beterbiev zermürbte ihn um ihn schließlich in der 10. Runde zu stoppen. Dieser Halbschwergewichtskampf war um Klassen besser als die Begegnung Kovalev vs Canelo.
Canelo hat sicherlich im Super-Weltergewicht und auch im Mittelgewicht gegen die Besten Kämpfer dieser Gewchtsklasse gekämpft, wobei seine beiden Kämpfe gegen Gennady Golovkin, auch mit einem Fragezeichen zu versehen sind. In beiden Begegnungen gegen GGG konnte Canelo auf die Hilfe der Punktrichter bauen. In Las Vegas gegen Canelo nach Punkten zu gewinnen, ist so gut wie unmöglich. Ist das der Grund warum Canelo ausschließlich nur noch in Las Vegas kämpft? Bis zur 11. Runde seines Kampfe am Samstag in der MGM Grand Garden Arena in Las Vegas lag Canelo auf zwei Zetteln der Punktrichter vorne, während der dritte Punktrichter den Kampf bis dahin Unentschieden wertete. Für die meisten Experten lag aber Kovalev bis zu diesem Zeitpunkt nach Punkten in Front. Canelo kann von Glück sprechen, dass er den immer mehr ermüdenden 36-jährigen Kovalev dann doch noch spektakulär ausgeknockt hat, sonst wären bei einem Punktsieg Canelos die Diskussionen über den Las Vegas-Heim-Punktrichter wieder erneut entfacht. Es sah auch so aus, als würde Kovalev nur mit einem Viertel seiner sonstigen Schlagstärke kämpfen. Man hat die Kraft und die Power in seinen Schlägen vermisst, die ihn in der Vergangenheit so ausgezeichnet hat. Hat Kovalev Canelo vielleicht „geschont“? Laut ESPN Chefredakteur Dan Rafael lag Kovalevs Börse für den Kampf gegen Canelo bei über 12 Millionen US-Dollar. (!)
Der größere und stärkere Kovalev behinderte sich selbst, indem er eben diese Kraft und auch seine Größenvorteile nicht gegen Canelo einsetzte. Warum hat er das getan? Wie kommt es, dass ein KO-Schläger wie Kovalev es in der Vergangenheit war, auf einmal nur solche Wattebausch-Schläge gegen Canelo einsetzt? Deshalb fragen sich viele Boxfans, was wohl Kovalev letzten Samstag durch den Kopf ging. Das war nicht der Kovalev mit dem sonst so vernichtenden Punch.
Kovalev schlug während des gesamten Kampfes nur schwache Schläge und kämpfte, als wolle er Canelo nur nicht weh tun. Das Match sah aus wie ein Kampf zwischen zwei guten Freunden. In den USA fragen schon verschieden Boxexperten: „War das ein Showkampf?“ Der Mangel an Intensität von Kovalev war schwer zu ignorieren, wenn man bedenkt, dass „The Krusher“ noch nie in seiner Karriere so gekämpft hat. Warum hat Kovalev in diesem Kampf nicht seine sonstige Kraft und Schlaghärte gezeigt?