DBV Präsident Jürgen Kyas unterstützte Rakhimovs Kandidatur – Droht nun dem Boxen das Olympia aus?
Trotz großer Bedenken des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) und der Drohung das Boxen aus dem olympischen Programm zu verbannen, wenn der Weltverband der Amateurboxer (AIBA) ihren bisherigen Interims-Präsidenten, den Usbeken Gafur Rakhimov zum neuen Präsidenten der AIBA wählen würde, ignorierte die AIBA die Bedenken des IOK. Die Mitglieder wählen den zwielichtigen Usbeken Gafur Rakhimov zum neuen Präsidenten der AIBA. Nunmehr ist zu erwarten, dass das IOK seine Drohung wahr macht und Boxen aus dem olympischen Programm streichen wird.
Auf dem AIBA Kongress 2018, der an diesem Wochenende in Moskau stattfand und an dem 136 nationale Boxsport-Verbände teilnahmen, wählten die Mitglieder den umstrittenen bisherigen AIBA Interims-Präsidenten Gafur Rakhimov aus Usbekistan zu ihrem neuen Präsidenten. Auf Rakhimov entfielen 86 der 134 abgegebenen gültigen Stimmen. Einziger Gegenkandidat Rakhimovs war der ehemalige kasachische Amateurboxer Serik Konakbajew, der im Jahre 1982 Vize-Weltmeister im Weltergewicht war und bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau die Silbermedaille im Halbweltergewicht gewann. Zudem war Konakbajew zweifacher Europameister. Für den kasachischen Gegenkandidaten Serik Konakbajew, der vom IOK unterstützt wurde, stimmten lediglich 48 der anwesenden Mitglieder. Sehr zu denken dabei gibt die Tatsache, dass Konakbajew erst den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen musste, um von der der AIBA zur Wahl zugelassen zu werden.
Wer ist dieser umstrittene Usbeke Gafur Rakhimov ?
Gafur Rakhimov ist am 22. Juni 1951 in Taschent, Usbekistan geboren und ist somit 67 Jahre alt. Er war seit 1998 Vizepräsident der AIBA. Nachdem der frühere AIBA Präsident Wu Ching-Kuo (Taiwan), dem man Misswirtschaft vorwarf, aus seinem Amt entlassen wurde, wählte man Rakhimov zum Interims-Präsident des Weltverbandes. Gafur Rakhimov lebt seit 2010 in Dubai.
Im Jahr 2012 verhängte das US-Finanzministerium finanzielle Sanktionen gegen Rakhimov, dem vorgeworfen wurde, Teil der sogenannten „Brothers Circle Criminal Organization“ zu sein. Die „Brothers Circle“ oder auch „Bratski Krug“ genannte kriminelle Vereinigung soll im Nahen Osten, in Afrika, Lateinamerika und den Vereinigten Staaten führend im Drogenhandel tätig sein. Im Jahr 2011 wurde diese Gruppierung von der Obama-Regierung der Vereinigten Staaten in der „Strategie zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität“ benannt. In den USA steht der 67 Jahre alte Geschäftsmann auf der Liste unerwünschter Personen, sein Vermögen dort wurde eingefroren.
Die englischen Ausgabe der usbekischen „The Tashkent Times“ titelte kürzlich: „Gafur Rakhimov placed in Uzbek police’s Most Wanted List„, was übersetzt heißt, dass „Gafur Rakhimov in die Lister der am meisten gesuchten Verbrecher in Usbekistan aufgenommen wurde“. Weiter heißt es: „Das usbekische Innenministerium hat Gafur Arslanbek Rakhimov auf seine Liste der meist gesuchten usbekischen Straftäter gesetzt. Der Präsident der International Boxing Association (AIBA) wird der Erpressung, der Geldwäsche und der Fälschung von Dokumenten verdächtigt. Darüber hinaus wird Rachimovs Frau Lola Rachimova auch von der usbekischen Polizei gesucht. Sie wird ebenfalls der Erpressung, der Geldwäsche und der Fälschung von Dokumenten verdächtigt.“ Dieser hier wiedergegebene aktuelle Text ist hier nachzulesen: „The Tashkent Times“
Gafur Rakhimov stand schon im Jahre 2013 auf der meist gesuchten Verbrecher-Liste von Interpol, jedoch wurde sein Name im Jahre 2016 wieder von der Liste gestrichen.
Die Bedenken des IOK sind sicherlich nicht aus der Luft gegriffen
Die Bedenken des IOK kommen also nicht von ungefähr. Die US-Finanzbehörde hat Rakhimovs Konten in den USA eingefroren und nennt ihn ein „Schlüsselmitglied eines russisch-asiatischen Verbrechersyndikats“, das auf „Drogenproduktion in den Ländern Zentralasiens“ spezialisiert sei. Craig Murray, der frühere britische Botschafter in Usbekistan, bezeichnete Rakhimov in einem Interview mit dem US-TV-Sender ABC einst als „eine der vier oder fünf wichtigsten Personen im weltweiten Heroinhandel“ und als einen „gefährlichen Gangster“. Die Schweizer Zeitung „Le Temps“ bezeichnete ihn als einen der „führenden Verbrecher Usbekistans“ und schrieb, er sei an „Erpressung, Geldwäsche, Diebstahl, Menschenhandel und Korruption beteiligt“ gewesen.
Eine sehr interessante und belegte Biographie zu Gafur Rakhimov ist auch hier nachzulesen.
DBV Präsident Jürgen Kyas stimmte für die Wahl von Rakhimov
Rakhimov streitet das natürlich alles ab. Verurteilt werden konnte er bisher nicht, da er sicher auch nicht in die USA einreisen wird. Bereits vergangene Woche hatte sich die Wahl Rakhimovs schon abgezeichnet. „Nirgendwo liegen Beweise vor, dass Rakhimov in kriminelle Geschäfte verwickelt ist“, sagte unser deutscher DBV Präsident Jürgen Kyas gegenüber dem Fernsehsender n-TV. „Wir unterstützen deshalb seine Kandidatur.“
Man sollte Kyas vielleicht fragen, woher er denn da bessere Erkenntnisse hat, als dies etwa die US-Regierung und das amerikanische FBI hat, denn ohne Grund wird man in den USA sicher nicht Rakhimovs Konten eingefroren und ihn zur unerwünschten Person erklärt haben. Das gesamte Internet ist voll von Berichten über Rakhimovs kriminelle Vergangenheit. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass der inzwischen 73-jährige Kyas in seinem früheren Berufsleben Polizeibeamter war. Mit der Unterstützung des Deutschen Box-Verbandes (DBV) für die Wahl Rakhimovs zum neuen Präsidenten der AIBA, übernimmt der DBV damit auch die Mit-Verantwortung, wenn nun das IOC das Boxen aus ihrem olympischen Programm streicht.
Wird nun Boxen aus dem olympischen Programm gestrichen?
Die Wahl von Rakhimov zum neuen AIBA Präsidenten könnte weitreichende Folgen haben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte schon im Vorfeld der anstehenden Wahl in Moskau, die Kandidatur Rakhimovs aufs Schärfste kritisiert und unzweifelhaft mit dem Ausschluss des Boxens von den nächsten Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio gedroht.
Wie die AIBA in der Pressemitteilung zur Wahl Rakhimov mitteilte, werde Boxen ganz sicher olympisch bleiben. Auf welcher Erkenntnis diese Erklärung der AIBA basiert, dass der Boxsport auf jeden Fall Teil des olympischen Programms bleiben wird, ist allerdings durch nichts belegt, da sich das IOC bisher noch nicht öffentlich zur Neuwahl von Rakhimov geäußert hat. Nach dem gegenständlichen Stand sieht es eher danach aus, dass die AIBA ihre Zulassung zu den Olympischen Spielen verliert.
Allerdings kann es möglich sein, dass Boxen trotzdem auch zukünftig Bestandteil der Olympischen Spiele 2020 in Tokio bleiben wird. Möglicherweise wird das Olympische Boxturnier aber dann künftig unter der neutralen Fahne des IOK und nicht mehr unter der Flagge der AIBA stattfinden.
Diagramm über Rakhimnovs mafiöse Strukturen >>>