Der aktuelle IBF-, WBO- und WBA-Super-Champion Andy Ruiz Jr. hat seinen Wunsch geäußert, bei den Olympischen Spielen in Tokio unter mexikanischer Flagge anzutreten.
Je mehr sich die Qualifikationsturniere für die Olympischen Spiele in Tokio nähern, desto mehr Boxprofis scheinen daran interessiert zu sein, am olympischen Box-Turnier in Tokio teilzunehmen. Aber die die größte Überraschung für alle Boxfans dürfte sein, dass nun auch der aktuelle IBF-, WBO- und WBC-Champion Andy Ruiz Jr. öffentlich mitgeteilt hat, bei Olympia starten zu wollen. Der derzeitige Weltmeister und Halter von drei Gürteln der großen Weltverbände, würde gerne beim größten Sportereignis der Welt dabei sein, allerdings mit einer sehr interessanten Idee. Obwohl Andy Ruiz einen amerikanischen Pass besitzt und in allen seinen bisherigen Kämpfen immer nur unter der Flagge der USA aufgetreten ist, würde er gerne bei den kommenden olympischen Spielen im nächsten Jahr, unter der Flagge Mexikos antreten. Da Ruiz mexikanische Wurzeln hat, dürfte es sicher keine Schwierigkeit sein, die mexikanische Staatsangehörigkeit zu erhalten. Andy Ruiz kann übrigens auf eine hervorragende Amateurkarriere zurückblicken, er hat von 110 Amateurkämpfen 105 gewonnen. Die nächsten Olympische Sommerspiele finden vom 24. Juli bis zum 9. August in Tokio statt.
„Es wäre für mich eine große Ehre, Mexiko bei den Olympischen Spielen im nächsten Jahr zu vertreten. Ich werde sehen müssen, welche Möglichkeiten es gibt, abhängig von den vertraglichen Verpflichtungen, aber ich bin bereit, alles in meiner Macht stehende zu tun, um bei Olympia teilzunehmen und die Möglichkeit zu haben, Mexiko zu präsentieren“, schrieb Andy Ruiz auf Twitter.
Dies ist die erste Aussage eines Weltmeisters, der im nächsten Jahr an den Olympischen Spielen teilnehmen möchte. Schon bei den letzten Olympischen Spielen in Rio durften erstmals auch Profis teilnehmen, davor war dies immer nur Amateurboxern vorbehalten. Allerdings haben sich in Rio aber nur drei Profiboxer qualifiziert. Alle drei hatten auch schon bemerkenswerte Amateurerfolge vor ihrer Profi-Karriere, aber sie konnten in Rio keine olympische Medaille gewinnen. Der frühere Afrika-Champion Hassan N’Dam N’Jikam schied schon in der ersten Runde aus, während der Italiener Carmine Tommasone und ehemalige Weltcup-Bronzemedaillengewinner Amnat Ruenroeng zwar die erste Runde überstanden, schieden beide dann schon im Achtelfinale aus. Alle anderen Profis, die in Rio antreten wollten, schafften nicht einmal die Qualifikation.
Mexiko hat bei den vergangenen Spielen in Rio mit Misael Rodríguezs Bronze gewonnen und die lange Dürre der letzen drei Olympischen Spielen, bei denen sie keine Medaille im Boxen gewonnen hatten, beendet. Mexiko hat bisher insgesamt nur zwei Goldmedaillen im olympischen Boxen, beide im Jahre 1968, gewonnen.
Das erste Olympische-Qualifikationsturnier findet vom 26. März bis 3. April in Buenos Aires statt. Hier werden können sich drei Boxer im Schwergewicht für Tokio qualifizieren. Wer hier scheitert, hat bei den World Qualifiers im Mai in London noch eine Chance. Aber auch dort werden wieder nur drei Plätze für Tokio vergeben.
Übrigen hat auch der junge, erst 27-jährige Shootingstar im Schwergewicht, Filip Hrgovic (9-0-0, 7 KO-Siege) aus dem Sauerland-Stall, der in den Weltranglisten der großen Weltverbände bei der WBA an Nr. 7, bei der WBC an Nr. 12 und bei der IBF an Nr. 13 und Boxrec Nr. 13 gerankt ist, verkündet, dass er für sein Heimatland Kroatien an den Olympischen Spielen im nächsten Jahr in Tokio teilnehmen möchte. Hrgovic nahm bereits bei den letzten Olympischen Spielen in Rio teil und gewann hier die Bronzemedaille, wobei er durch ein kontroverses 2:1 gegen den späteren Olympiasieger Tony Yoka im Halbfinale, um den Einzug ins Finale und eine mögliche Goldmedaille gebracht wurde.
Übrigens vertritt der WBC-Präsident Mauricio Sulaiman die Ansicht, dass Profiboxen und Amateurboxen zwei verschiedene Sportarten sind und hat schon vor den letzten Olympischen Spielen in Rio bekannt gegeben, das jeder Profiboxer, der an einem Amateurwettbewerb teilnimmt, von der WBC für zwei Jahre gesperrt wird. Suleiman weiter: „Der WBC wird auch keinen Profiboxer unterstützen, der an den Olympischen Spielen teilnimmt. Olympisches Amateurboxen ist etwas ganz anderes als Profiboxen.“ Ob allerdings diese Ankündigung des WBC Präsidenten, alle Boxer die bei Olympia teilnehmen, für zwei Jahre zu sperren, von der WBC auch wirklich angewandt wird, dürfte bezweifelt werden, da das IOC eben die Teilnahme der Profis an den Olympischen Spielen ausdrücklich erlaubt hat. Wenn denn ein Spitzenboxer von der WBC gesperrt werden würde und dieser dann vor ein ordentliches Gericht zieht, ist es eher wahrscheinlich, dass dann das höchste Gericht diese Sperre als rechtswidrig wertet und diese kippt, denn ordentliches Recht steht über Vereinsrecht. Und dann könnte dies die WBC Millionen Dollar an Schadensersatzforderungen von dem gesperrten Boxer und dessem Promoter nach sich ziehen. Schon alleine deshalb sollte man die Drohung der WBC eher als reines Säbelrasseln werten.