Gomez und Özen siegen in Hamburg

Auch Leon Harth und Abel Gevor erfolgreich

Juan Carlos Gomez setzt sein Cruisergewichts-Comeback erfolgreich fort. Am Samstagabend siegte der „Schwarze Panther“ in der Hamburger CU Arena gegen den Tschechen Jindrich Velecky über acht Runden haushoch und einstimmig nach Punkten. Gomez bestimmte den Kampf vom ersten bis zum letzten Gong und traf seinen Gegner immer wieder sowohl mit Einzelhänden als auch mit sehenswerten Kombinationen. Allerdings machte es Velecky dem mittlerweile 40-jährigen Kubaner auch nicht besonders schwer. Der Tscheche bewies zwar erstaunliche Nehmerqualitäten, traute sich aber selten aus seiner geschlossenen Doppeldeckung, um seinerseits offensive Akzente zu setzen.

„Für mich war es wichtig, nach anderthalb Jahren Pause jetzt zwei Kämpfe in kurzer Zeit zu machen“, sagte Gomez, der am 1. November in Dachau den Bosnier Adnan Buharalija ausgeknockt hatte. „Und tatsächlich glaube ich auch, dass es mir geholfen hat, über die volle Distanz zu gehen. Zwischen meinen beiden Kämpfen lag nicht viel Zeit, so dass ich mich kaum gezielt vorbereiten konnte. Umso wichtiger war es zu sehen, dass ich genug Luft für acht Runden habe.“

Von 1998 bis 2001 war Juan Carlos Gomez ungeschlagener WBC-Weltmeister im Cruisergewicht. Dann stieg er ins Schwergewicht auf, forderte 2009 Schwergewichts-Champion Vitali Klitschko heraus und unterlag nach tapferen Kampf durch TKO. Im stolzen Alter von 40 Jahren speckte der „Black Panther“ nun noch einmal über 20 Kilogramm ab, um auf sein altes, angestammtes Kampfgewicht herunterzukommen. Das erklärte Ziel des Kubaners: „Ich will noch mal Weltmeister werden! Marco Huck, ich bin jederzeit bereit, gegen dich zu kämpfen. Ich fordere dich heraus. Du magst im Moment der beste Cruisergewichtler der Welt sein. Aber ich war es vor 15 Jahren und werde allen beweisen, dass ich wieder der Alte immer noch der Beste bin!“

Im zweiten Hauptkampf des Abends setzten sich Supermittelgewichtler Ismail Özen einstimmig nach Punkten gegen den kurzfristig eingesprungenen Ersatzgegner Vladimir Fecko durch. In einem unterhaltsamen Gefecht landete Özen immer wieder gute Treffer, doch der tschechische Rechtsausleger steckte nie auf und kam seinerseits mit einzelnen Händen durch. Lokalmatador Özen arbeitete fast ausschließlich mit dem Jab und linken Haken. „Ich habe seit einigen Wochen starke Schmerzen im rechten Arm“, erklärte der Hamburger im Anschluss an den Kampf. „Ich habe es niemandem erzählt, weil ich die Veranstaltung nicht gefährden und unbedingt boxen wollte. Ich konnte meine rechte Schlaghand kaum einsetzen. Aber zum Glück hat es auch so gereicht.“ Auch mit seinen durch die Verletzung limitierten Mitteln gelang es Özen, seinen Gegner auf Distanz zu halten und den Kampf so verdient für sich zu entscheiden.

Nach dem Sieg wurde ein Porträt Özens zu Gunsten seines Sozialprojekts „Kampf Deines Lebens“ versteigert. Das Bild erzielte einen Preis von 2.800,- Euro. Auch die Erlöse des Kampfabends sollen dem Projekt zu Gute kommen, mit dem Özen sozial benachteiligten und straffälligen Jugendlichen hilft, auf den rechten Weg zu kommen. „Ich danke euch allen, dass ihr heute gekommen seid, um mich und mein Projekt zu unterstützen“, rief Özen dem Publikum zu. „Die Kinder sind unsere Zukunft, und wir müssen alles dafür tun, die Zukunft positiv zu gestalten. Das können wir nur gemeinsam schaffen.“

Im Rahmenprogramm zeigte Halbschwergewichtler Abel Gevor eine starke Leistung, als er den zuvor ungeschlagenen Letten Ricards Bolotniks durch TKO in der dritten Runde besiegen konnte. Damit siegte Gevor auch im „Fernduell“ mit seinem Bruder Noel, der auf dem zeitgleich stattfinden Sauerland-Kampfabend in Bamberg über die volle Distanz von acht Runden gehen musste, um sich gegen seinen Gegner Sandro Siproshvili durchzusetzen.

Im kürzesten und ungewöhnlichsten Kampf des Abends besiegte Cruisergewichtler Leon Harth den Hamburger Yavuz Keles durch Disqualifikation in der ersten Runde. Keles wurde von Ringrichter Timo Habighorst mehrfach wegen Nachschlagens, Haltens und Stoßens ermahnt und verwarnt und schließlich zu Recht aus dem Kampf genommen. „Es tut mir leid für all meine Fans und meine Sponsoren, so darf man sich nicht präsentieren“, entschuldigte sich Keles am späten Abend via Facebook. Wie heißt es so schön: Einsicht ist der erste Weg zur Besserung…

Zwei andere Lokalmatadoren hatten keinen Grund sich zu entschuldigen, sondern konnten sich über Siege freuen. Leichtgewichtler Tunahan Keser gewann sein auf vier Runden angesetztes Rematch gegen den Tschechen Petr Gyna durch Mehrheitsentscheid nach Punkten. Der erste Kampf zwischen den beiden im August in Eberswalde war unentschieden ausgegangen. Kesers Trainer, „der Blitz aus Stade“ Bruce Özbek, feierte den Sieg seines Schützlings überschwänglich mit seinem legendären Spagat, mit dem er das Publikum schon zu seiner aktiven Zeit regelmäßig begeisterte. Auch Dominik Ameri hatte Grund zum Feiern. Nur eine Woche nach seinem überraschenden Punktsieg über Toni Camin setzte sich der Hamburger vor heimischem Publikum auch gegen den Berliner Mazen Girke durch.

Insgesamt erlebten gut 2.000 Zuschauer in der CU Arena einen kurzweiligen, abwechslungsreichen Box-Abend, der immer wieder von Live-Musik des Hamburger Kultrockers VAN WOLFEN aufgelockert wurde.

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