Stimmen von der Pressekonferenz aus Bamberg

Ein Bericht unserer BOXING.pro Redakteurin Sandy Spiess

Resümee aus dem Hauptkampf zwischen Yoan Pablo Hernandez und Alexander Alekseev:

Fritz Sdunek (Trainer Alexander Alekseev): „Nach dem zweiten Niederschlag wollte ich eigentlich aufgeben, aber ich habe dann gemerkt dass er wieder voll da ist, ich konnte den Kampf weiter laufen lassen. Es war ein ausgeglichener Kampf. In der 7. Runde hätte er das Ding selber beenden können, hat es aber leider nicht geschafft, dann hat ihn die Linke erwischt. Das ist Boxen, mit jedem Schlag kann sich alles entscheiden.“

Ulli Wegner (Trainer Yoan Pablo Hernandez): „Ein sehr spannender Kampf war es. Es ist so gelaufen, wie wir es uns taktisch vorbereitet haben. Wie Fritz schon sagte: der Kampf war auf Messers Schneide. Da kam endlich mal wieder ein Ulli Wegner zum Ausdruck. Boxerisch kann man taktische Dinge anders machen. Aber ich muss sagen: DAS war Dramatik! Da werden wir noch lange von sprechen. Ich muss Fritz auch ein Lob aussprechen: du hast genau erkannt und gesehen wo die Lücken in dieser Aktion waren. Für uns alle haben wir einen tollen Sieg gelandet. Wenn der Boxsport solche Kämpfe sieht, dann darf er weiter leben und wird Fans bekommen.“

Kalle Sauerland: „Es war auf jeden Fall große Werbung für den Boxsport. Wir wussten schon vorher es wird ein guter Kampf. Es war wirklich Feuerwerk. Es war spannend, als Pablo in der 7., 8. Runde den Fuß vom Gas genommen hat, ob es jetzt war weil die Puste ausgegangen ist weil man einen K.O. in den früheren Runden versucht. Am Ende eine sensationelle Leistung.“

Yoan Pablo Hernandez (IBF-Cruisergewichts-Champion): „Alex hat sein Bestes gegeben. Er hat es mir nicht einfach gemacht. Am Ende habe ich meinen Sieg vollbracht.“

Auf die Frage hin wann er wieder boxt: „Jetzt habe ich erstmal eine Pause, Anfang nächstes Jahr, wahrscheinlich dann im ersten Quartal bin ich dann wieder im Ring.“

Frage an Ulli Wegner: „Pablo Hernandez hat 14 Monate lang nicht mehr geboxt. Wie haben Sie es hin bekommen in so einer Zeit und gegen gleich so einen starken Gegner bestehen zu können?“

Ulli Wegner: „In diesem Kampf hat er Charakter gezeigt. Er hat sich noch mal berappelt und war noch mal dominierend. Mir persönlich hat das Mut gegeben mit diesem Jungen zu arbeiten. Er hat die Hautfarbe eines Kubaners, aber er hat viele deutsche Eigenschaften, wie Disziplin. Wir kennen die Kubaner gut mir ihren großen Talenten. Ich weiß nicht wie oft wir im Trainingslager waren. Es war für mich trotzdem ein Wunder. Wir hatten harte Sparrings- und Trainingswettkämpfe. Ich hab mich manchmal gefragt, machst du das richtig Ulli? Ich musste eine Bewährungssituation schaffen für ihn. Ich bewundere diesen Jungen für diese Einstellung. Er ist ein wunderbarer Mensch. Und ich bin ein zufriedener Mensch.“

Frage an Christian Mayer (Team Sauerland): „Wie geht es weiter mit Yoan Pablo Hernandez?“

Christian Mayer: „Er hatte jetzt 3 Pflichtkämpfe hintereinander. Jetzt kommt erstmal eine 9-monatige Zeit in der er freiwillige Titelverteidigungen machen kann. Seine Hand ist gut in Schuss, sie hat auch bis zum Ende gehalten. Der Trainer wird schauen wie lange er pausieren sollte, und dann werden wir planen. Die nächsten 3-4 Monate wollen wir wieder rangehen.

Frage an Kalle Sauerland: Wie groß war die Erleichterung dass Yoan Pablo Hernandez gewonnen hat, hinsichtlich der letzten zwei Kämpfen in denen man sich eigentlich auch einen Sieg für Sauerland erhofft hat?

Kalle Sauerland: „Hoffen ist im Boxen nicht immer so fair. Es war natürlich schon ne Erleichterung.“

Frage an Kalle Sauerland: Wäre es vorstellbar, dass Hernandez gegen den Sieger aus dem Huck vs. Arslan-Duell boxt?

Kalle Sauerland: „Ziel eines jeden Boxers ist es natürlich unified Champion zu werden und mehr Gürtel in den Besitz zu bekommen. Wenn so ein Kampf kommt, dann nur wenn die Nachfrage da ist, auch von den Medien. So etwas bedeutet natürlich einen großen Druck für den Veranstalter, der dann abliefern muss. Aber prinzipiell könnte solch ein Kampf kommen. Wir werden aber erstmal schauen die anderen um die Gürtel boxen zu lassen. Wir sind in einer Gewichtsklasse in der es so viele andere klasse Gegner gibt.“

Yoan Pablo Hernandez zu dieser Frage: „Wenn es zwei Kollegen gibt die in derselben Gewichtsklasse an der Spitze sind, dann sollte man nicht voreilig sein mit solchen Kämpfen. Es gibt noch viele andere Boxer gegen die man sich beweisen kann. Zurzeit gibt es keinen Grund für ein Stallduell.“

Ulli Wegner fügt schmunzelnd hinzu: „Nur wenn wir in großer Not sind, und nichts mehr zu essen haben, dann machen wir das!“

Nüchterne Abrechnung mit Denis Boytsov

Kalle Sauerland: „Heute Abend gab es 3 große Kämpfe. Gerade beim Boytsov-Kampf wussten wir es ist ein großer Schritt im Level vom Gegner, und das hat er nicht überstanden. Für solch eine Erkenntnis gibt es einen WM-Ausscheidungskampf. Wir haben heute gesehen: das erspart uns eine Blamage gegen Klitschko. Wir haben heute auch gesehen dass noch viel Arbeit zu leisten ist im Gym. Es sind vielleicht harte Worte, aber so ist es! Das Potential hat er, das wissen wir. Aber heute Abend hat es nicht gereicht. Und das gegen einen Gegner, wo man viel mehr erwartet hat von Dennis.“

Frage: „Wie sehen Sie jetzt die Zukunft von Dennis Boytsov?“

Kalle Sauerland: „Er hat für mich immer noch eine große Zukunft. Er hat was ein Schwergewichtler braucht: einen riesen Punch, ist normalerweise viel explosiver. Heute Abend war die Kondition eine Katastrophe, er hat in der 4. und 5. Runde schon begonnen zu pusten. Ich dachte anfangs ab der 2. Runde wird der Gegner einknicken, aber es war anders herum. Aber lieber ist es jetzt so gelaufen, als ihn in einen großen Kampf rein zu schicken um nur Geld zu machen. Aber ich will ja dass meine Jungs gewinnen. Wir sind nicht Klitschko-gekaufte-Gegner! Das haben wir ja gesehen bei Povetkin, der hat mit Herz und Seele gekämpft. Jetzt müssen die Weltverbände entscheiden wer als nächstes dran kommt.“

Christian Mayer (Team Sauerland): Wir haben den Kampf von Denis Boytsov nur gemacht, weil er die Chance dazu hatte. Normalerweise hätten wir das gemacht, was wir ab jetzt wieder machen: wir werden ihn konsequent aufbauen. Er hat eine schwierige Zeit gehabt die letzten Jahre, er hat kaum geboxt, war verletzt, hatte Vertragsprobleme mit seinem alten Promoter. Das alles war jetzt kein Thema mehr. Jetzt wird er wieder konsequent aufgebaut, und in bewährter Manier an eine Titelchance heran geführt. Die Fehler die heute gemacht wurden werden wir intern besprechen und analysieren, dann neu strukturieren und neu aufbauen. Richtung WM müssen wir erstmal einige weitere Aufbaukämpfe bestreiten.“

Ulli Wegner zum Thema Eddy Gutknecht:

Wir wussten dass er einen sehr starken Gegner hat (Dmitry Sukhotsky, Anm. d. Red.), das haben wir ja gesehen im Duell gegen Jürgen Brähmer (Jürgen Brähmer hat 2009 gegen denselben Gegner geboxt, Anm. d. Red.). Der Kampf mit Eddy war erst in der Entwicklung, aber der Arzt und ich konnten es nicht verantworten mit der Verletzung weiter zu boxen. Wie sich der Kampf noch entwickelt hätte, das kann man nicht sagen. Es tut im Boxsport echt weh, wenn man durch Verletzung ausscheidet. Ich habe bei Pablo auch schon geschwitzt, ich dachte hoffentlich geht der Cut nicht weiter auf. Wichtig war trotz all dem, dass die Kämpfe interessant waren. Man hat gesehen dass Niveau da war.

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