Auf einer Veranstaltung, die in etwa so weltmeisterlich war wie die deutsche Nationalmannschaft beim Turnier in Russland, erzielte der 28-jährige Trevor Bryan aus dem Bundesstaat New York den größten Erfolg seiner Karriere.
Flores mit sechs Bodenbesuchen!
Am Samstagabend im Celebrity Center in Phoenix, Arizona, stand ein ganz besonderer (oder „sonderbarer“, je nach Betrachtungsweise) „WM-Kampf“ an. Die WBA hatte vor einiger Zeit bereits ankündigt, ihre zahlreichen WM-Gürtel zu vereinen und fortan nur einen Weltmeister pro Gewichtsklasse zu küren. Die 2018 in Gang gesetzten Aktivitäten stehen diesem Vorhaben allerdings diametral gegenüber, was das Duell zwischen den US-Amerikanern BJ Flores und Trevor Bryan beispielhaft verdeutlichte. Für das Aufeinandertreffen der Schwergewichtler holte der Verband mal wieder seinen berühmt-berüchtigten Interimstitel aus der Mottenkiste.
Dieses unrühmliche Vorgehen hätte man zumindest ein wenig verschmerzen können, wenn die Veranstalter zumindest einen passablen Livestream angeboten hätten – am Ende des Tages geht es ja um den Sport und der Hauptkampf war auf dem Papier zumindest nicht so schlecht. Das Rahmenprogramm der Veranstaltung wurde dann tatsächlich auf Facebook übertragen, allerdings mit einem hochkant gehaltenen Smartphone, dass von einem Mitarbeiter bedient wurde, dessen Hand sich alle zwei Sekunden dazu gezwungen sah, eine Ausfallbewegung zu machen. Pünktlich zum Main Event – wer hätte es anders erwartet – war der Akku scheinbar alle.
So müssen wir uns auf die Augenzeugenberichte der Kollegen vor Ort stützen. Dem Vernehmen nach versuchte der körperlich unterlegene BJ Flores, der den Großteil seiner Karriere im Cruisergewicht bestritt, mit offenem Visier gegen Don King-Schützling Trevor „The Dream“ Bryan zu agieren. Dies ging gründlich in die Hose und resultierte in insgesamt sechs (!) Niederschlägen, ehe der Ringrichter im vierten Durchgang genug gesehen hatte. Für den im Januar 40 werdenden Flores dürfte das Ende der Fahnenstange erreicht sein, während Bryan jetzt zumindest in die Nähe der Spitze vorgedrungen sein sollte. In den sozialen Netzwerken präsentierte er sich bereits stolz als „WBA Champion“ – dem Boxer selbst darf man diesen Etikettenschwindel wohl am ehesten verzeihen.