Ex-Sauerland Profi Robert „The Nordic Nightmare“ Helenius (22-0, 13 KOs) meldet sich mit einem klaren Punktsieg gegen den Berliner Franz Rill zurück. Der Finne gewann in seiner Heimat in der Hartwall Arena in Helsinki die vakanten Gürtel der EBU und IBF (International Titel) und ist damit neuer Europameister im Schwergewicht.
„Franz wer?“, fragten sich sicherlich viele der deutschen Boxfans, als bekannt wurde, dass Erkan Teper verletzungsbedingt nun doch nicht wie erst geplant gegen Helenius antreten kann, den Titel niederlegen musste und Rill kurzerhand einsprang. Franz Rill (11-1, 7 KOs), geboren in Kanada, aufgewachsen in Deutschland, ist ein 28 jähriger Schwergewichtler der noch jungen Z!-Promotion von Ex-Sauerland Matchmaker Hagen Döring.
In Deutschland ein (bisher) recht unbekannter Name, keiner seiner bisherigen Gegner waren besser als Platz 183 in der Welt, rangierten eher zwischen Platz 300 und 500. Umso mehr verwunderte es dann, dass Rill keine Sekunde zögerte, als es darum ging, gegen den großen Finnen Helenius (6 cm größer als Rill) in den Ring zu steigen und gleich um die Europameisterschaft im Schwergewicht zu boxen. Im Vorfeld stand er gut im Training, bereitete „Neu-Weltmeister“ Tyson Fury auf seinen WM-Kampf gegen Wladimir Klitschko vor.
Die Vorbereitung schien ihm gut getan zu haben: zwar musste Franz Rill in der ersten Runde nur 10 Sekunden nach dem Gong nach einem Überfall von Helenius auf die Bretter und wurde angezählt, allerdings fand er direkt wieder auf die Beine und was noch viel wichtiger war: die richtige Distanz zum (größeren) Gegner. Immer wieder suchte Rill den Fight, landete einen Jab nach dem anderen in Helenius Gesicht. Und was tat der? Konterte nur selten, schlug häufig am beweglichen Rill vorbei, der den Schlägen gut ausweichen konnte.
Rill holte sich die darauf folgenden Runden 2 und 3 – ein Raunen ging das erste mal durchs Publikum. Doch in Runde 4 kassierte der von Oktay Urkal betreute Rill gegen Ende der Rundenzeit wieder eine Hand und musste erneut zu Boden. Helenius konnte damit die Weichen für seinen Sieg schon vorzeitig stellen, denn Franz Rill konnte leider kein Mittel finden, Nordic Nightmare nachhaltig in Bedrängnis zu bringen. So fand er zwar oft die Lücke und konnte gut kontern, allerdings hat die Schlaghärte leider nie ganz ausgereicht. Das einzige womit Helenius Probleme hatte, war die Schnelligkeit von Rill. Jedoch hatte der Finne dann doch die deutlicheren Aktionen.
Das Schwergewicht von Z!-Promotion konnte zwar noch die ein oder andere Runde holen, lag jedoch am Ende trotzdem auf den Zetteln der Punktrichter klar hinten: 117-109, 118-109, 117-109. Robert Helenius blieb damit in seinem 22. Kampf als Profi ungeschlagen und darf sich nach zwei Aufbaukämpfen und dem 12-Runder gegen Franz Rill nun „Europameister im Schwergewicht“ (EBU) nennen. Zufrieden war der Finne jedoch nicht: „Ich bin nicht zufrieden. Ich wollte mehr machen, aber es war mein erster Zwölf-Runden-Kampf nach langer Zeit. Ich komme wieder besser zurück, zeige bessere Kämpfe. Franz Rill war gut. Er hat mich nicht überrascht. Er war schnell.“
Für Rill ist die Niederlage dennoch ein Gewinn. Man sah einen symphatischen deutschen Schwergewichtler, mit schnellen Händen, guten Meidbewegungen und entschlossenem Auftreten. Rill hat durchaus das Zeug weiter oben mitzumischen, das hat er bewiesen. Am Ende zeigte er sich fair und suchte auch nicht nach Ausreden: „Da war ich einfach zu nervös. Und es war auch etwas glatt im Ring. […] Ich bin traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich bin mit meiner Rechten nicht durchgekommen. Ich möchte einen Rückkampf.“ – hoffen wir, dass wir den Berliner nicht das letzte mal um Titel haben boxen sehen.