Einmaliger Vertrag in der Boxgeschichte: 32 Box-Veranstaltungen – 16 in England und 16 in den USA für 1 Milliarde Dollar
Bereits seit Wochen wurden spekuliert, was die versprochene Ankündigung von Matchroom-Chef Eddie Hearn denn wohl genau sein würde. Klar war, dass es sich in irgendeiner Form um einen großen Einstieg des britischen Boxpromoters in den US-Markt handeln würde. Nun hatte das Warten ein Ende und Hearn stellte zusammen mit dem Geschäftsführer der Perform Group DAZN, Simon Denyer, sein neues Konzept vor, mit dem er frischen Wind in die amerikanische Boxszene bringen will. Neben 16 Shows im UK will Matchroom ebenso viele Veranstaltungen in den USA promoten. Diese sollen auf dem Streaming-Dienst DAZN zu sehen sein, der ab Sommer auch dem amerikanischen Publikum zur Verfügung stehen wird. Über eine Vertragslaufzeit von 8 Jahren wird Matchroom dabei eine Milliarde US-Dollar zur Verfügung stehen, und das nur für die Veranstaltungen in den Vereinigten Staaten. Es wird dabei keine PPV-Kämpfe geben, die eine zusätzliche Gebühr kosten.
DAZN ist bereits in Deutschland, Japan, Kanada und weiteren Ländern verfügbar und wird auch in den USA das gleiche Prinzip verfolgen, wie in den genannten Regionen: ein fester monatlicher Betrag, der jederzeit kündbar ist: Boxing-Events sind dann live oder im Anschluss für eine bestimmte Zeit zu sehen: „Die Perform Group hat bereits seit langer Zeit strategische Partnerschaften mit den besten Rechteinhabern der Welt. Ich bin erfreut mit Matchroom zusammen zu arbeiten – wir teilen die selbe Begeisterung und Vision für die Wiederbelebung des Boxsports in den USA und es ist an der Zeit, dass DAZN eine neue Plattform für diese tollen Events bietet. Es ist ein sensationeller Deal für alle – insbesondere für die Fans“, so Simon Denyer.
DAZN Deutschland hat derweil bekanntgegeben, dass man jährlich 16 Matchroom Shows zeigen wird. Ob sich das auf die Veranstaltungen in den USA, aus Großbritannien oder beide bezieht – also z. B. jeweils 8 Events – ging aus dem jedoch Statement nicht klar hervor.
Kommen jetzt die großen US-Stars zu Eddie Hearn?
In seiner gewohnt enthusiastischen Art sprach Eddie Hearn von einem „historischen Moment“. Bereits seit letztem Jahr hatte der 38-jährige Brite mit dem Mittelgewichtler Daniel Jacobs an der Spitze Veranstaltungen in den USA über die Bühne gebracht, doch dieser neue Deal wird ein Großangriff auf den amerikanischen Markt sein. Man wolle zum „stärksten Boxstall der Welt“ aufsteigen. In der Pressekonferenz bot er allen frei verfügbaren Boxern des Landes an, bei Matchroom USA zu unterschreiben. Pikant: viele von PBC-Macher Al Haymon gemanagte Boxer haben offiziell keinen Promotion-Deal, könnten also jederzeit bei Hearn unterkommen. So war es bereits bei Daniel Jacobs der Fall.
An diesen Boxern ist Eddie Hearn interessiert, dies machte er öffentlich bekannt:
- Deontay Wilder
- Jermall Charlo
- Jermell Charlo
- Danny Garcia
- Errol Spence Jr.
- Keith Thurman
- Adrien Broner
- Mikey Garcia
- Shawn Porter
- Leo Santa Cruz
- Abner Mares
- Jarrett Hurd
In Interviews nach der PK nannte Hearn unter anderem schon Mal die Namen Mikey Garcia, die Charlo-Zwillinge und Keith Thurman als mögliche Neuverpflichtungen. Ob die Konkurrenz in den USA über diesen Großangriff erfreut sein wird, darf bezweifelt werden.
Viele dieser Kämpfer sind mit dem US Boxing Manager Mogul Al Haymon verbunden. Es sieht so aus, als würde Hearn versuchen Haymons Boxer mit großen Geldangeboten in sein Team zu locken. Es wird interessant sein zu sehen, ob diese Boxer Haymon treu bleiben oder ob sie das von Hearn angebotene Geld nehmen. Wird Al Haymon darum kämpfen „seine“ Boxer zu behalten? Es wäre verrückt zu sehen, wenn Wilder bei Hearn unterschreiben würde, weil dieser ja in den Verhandlungen über einem Kampf gegen Anthony Joshua Hearn regelrecht verbal angegriffen hat.
„Der Deal den Matchroom mit DAZN abgeschlossen hat, beinhaltet ein viel größeres Budget als dies HBO und Showtime zusammen für deren Live-Events investieren!“, sagte Eddie Hearn.
Hearn hat bereits den ehemaligen IBF-Mittelgewichts-Champion Daniel Jacobs verpflichtet, aber dieser hat nicht mehr den Glanz den er vor seiner Niederlage gegen Gennady Golovkin hatte und er kann sicherlich nicht der Superstar der nächsten 8 Jahre werden über die Hearns Vertrag läuft. Es ist unklar, ob Jacobs Hearn für dessen Kämpfe auf DAZN zur Verfügung stehen wird, da er momentan auch noch einen Deal mit HBO hat. Wenn Jacobs bei HBO unter Vertrag bleibt, dann bleibt Hearn in den USA nur Jarrell ‚Big Baby‘ Miller und eben seine britischen Fighter. Die meisten US-Boxfans würden sicher nichts dagegen haben, Amir Khan, Kell Brook und Anthony Joshua zu sehen, aber es dürfte zu bezweifeln sein, dass die Genannten für diesen großen Deal ausreichen. Joshua ist aber zur Zeit immer noch vertraglich an Showtime gebunden, also könnte er auch wahrscheinlich auch nicht verfügbar sein. Deshalb wird es für Hearn eine Notwendigkeit sein, dass er eine Menge Geld in die Hand nimmt um Boxer wie Spence, Broner, Wilder, Danny Garcia, Mikey Garcia und Thurman zu verpflichten, damit er mit seinem Streaming-Dienst erfolgreich sein kann. Weiterhin ist es zur Zeit auch noch sehr zweifelhaft, ob die US-Boxfans bereit sind eine monatliche Streaming-Gebühr zu bezahlen, um Hearns britische Kämpfer zu sehen. Hearn hat zwar viele Boxer unter Vertrag, aber er hat nicht viele talentierte Leute, für die die US-Fans auch bezahlen wollen, um sie zu sehen.
„Dies ist ein historischer Moment für Matchroom und den Boxsport“, sagte Hearn in einem Interview. Seit unserer Expansion in die USA sind wir auf der Suche nach einem Partner, der unsere Vision teilt und uns das Volumen an Daten und Nutzungsgebühren gibt, die erforderlich sind, um den stärksten Box-Stall im Weltboxsport aufzubauen und auf ein neues Level zu bringen.“
Die Zukunft wird es zeigen, ob die amerikanischen Boxfans künftig auch noch für einen anderen Abo-Service bezahlen werden. Die Fans zahlen bereits extra für pay-per-view Übertragungen auf HBO und Showtime um gutes Boxen zu sehen. Dieselben Fans die bereits für PPV extra bezahlen, müssten dann bereit sein nun auch für den neuen DAZN Streamingdienst zu bezahlen.